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Wozu gibt es solche Praktika?

Über Sinn und Zweck, Ziele und Ergebnisse: warum gibt es die Schulpraktischen Studien eigentlich und was bewirken sie?

 Die Ziele der Schulpraktischen Studien sind hoch gesteckt. Unsere Praktikumsordnung spricht davon, dass es darum geht,

  • den Zusammenhang zwischen Studieninhalten und Praxis herzustellen,
  • unter wissenschaftlicher Anleitung Berufspraxis zu erkunden und zu reflektieren,
  • die Arbeitssituation der Lehrerinnen und Lehrer kennen zu lernen,
  • ansatzweise pädagogische Kompetenz zu entwickeln,
  • wissenschaftlich begründete Handlungsweisen in der Praxis zu erproben,
  • sich das eigene Verhalten in Unterricht und Schule bewusst zu machen,
  • sich über die eigenen Beziehungen zu Schülerinnen und Schülern, aber auch über das Verhältnis zur Schule insgesamt klar zu werden,
  • auf der Grundlage der Praktikumserfahrungen die Berufswahl zu überprüfen,
  • Orientierungen fürs (weitere) Studium zu gewinnen.

Das ist mehr als nur mal eine gewisse Zeit in der Schule zu verbringen und ein wenig Lehrerin bzw. Lehrer spielen. "Ganz natürlich" ergibt sich in den Schulpraktischen Studien eine 'innere Dramaturgie': von den akademischen Texten hin zur Erfahrung und zurück zu den Texten. Oder genauer: von der Rezeption wissenschaftlicher Texte und der Reflexion der studentischen Vorerfahrungen mit Schule und Unterricht über die systematische Wahrnehmung und Planung von Unterricht hin zum Handeln in und zur Erfahrung von Schule und Unterricht – und zurück zur Reflexion der Erfahrungen und zu den wissenschaftlichen Texten. Die Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten sind dabei an die Möglichkeit eines selbsterprobenden eigenen Unterrichtshandelns gebunden; erst durch dieses werden Wahrnehmung und Erfahrung signifikant.
Die solide Vorbereitung der Praktika und die kritische Reflexion der erfahrenen schulischen Realität und des eigenen Handelns dienen nicht zuletzt der Abwehr einer bloßen Anpassung an und Einübung in teils überkommene, teils unreflektierte Unterrichtsrealitäten; dies kann durch Projekte des forschenden Lernens (thematische Focussierung des gesamten Praktikums, Mikrostudien in den Praktikumsberichten etc.) noch verstärkt werden.
Die Praktika mobilisieren das im Studium Gelernte und beziehen es kritisch auf die beruflichen Anforderungen im Lehrerberuf – die Erfahrungen im Praktikum werden genutzt zur Orientierung im Studium. Sie bilden den Hintergrund, vor dem erst sich die Lehramtsstudierenden im weiteren Studium kritisch-konstruktiv mit den relevanten großen Themenbereichen (wie 'Bildung, Erziehung, Schule und Gesellschaft' oder 'Unterricht, Lernen, Beurteilen und Fördern' oder 'Lehrerberuf und Professionalität') auseinandersetzen können. Beides, wissenschaftliche und schulische Praxis, sollten folglich stets aufeinander bezogen und eng miteinander verknüpft werden.

Und? Schaffen die Praktika auch, was sie sollen? Seit einiger Zeit befragen wir Lehramtsstudierende nach ihren Erfahrungen mit den Praktika. In Ihren Berichten erscheinen die Praktika:

  • als ein Ereignis von großer thematischer Fülle,
  • als ein sie stark emotionalisierendes Ereignis,
  • als ein Ereignis zu einem bestimmten biografischen Zeitpunkt (teilweise auch als ein sie in einer bedeutsamen Lebensfrage betreffendes Ereignis),
  • als Test- und Bewährungssituation,
  • als große Anstrengung,
  • als großen Unterschied zum Studium und zu bisherigen Wahrnehmungen und Vorstellungen,
  • als neue Begegnung mit der Schule,
  • als Orientierung für das weitere Studium.

Die Studierenden erfahren im Praktikum:

  • die Schule als sozialen Ort,
  • Unterricht,
  • Unterricht mit ihnen selbst als Unterrichtende,
  • die Anstrengungen der Unterrichtsvorbereitung,
  • ihren eigenen Hang, "ganz automatisch" in die Nachahmung eigener Lehrerinnen und Lehrer oder ihrer Mentorin/ihres Mentors zu rutschen,
  • Schülerinnen und Schüler als Kollektiv und als Einzelpersonen,
  • Lehrerinnen und Lehrer in ihrem beruflichen Handeln,
  • Lehrerinnen und Lehrer als Personen,
  • Lehrerinnen und Lehrer in der Beziehung zueinander und als Kollegium,
  • die unterschiedlichen persönlichen Handhabungen der Rolle der Lehrkraft,
  • sich selbst in der Zwischenposition als Nicht-mehr-Schüler und Noch-nicht-Lehrer,
  • sich selbst in einer sozialen Rolle,
  • sich selbst im Unterschied und in der Identität mit den erlebten Lehrerinnen und Lehrern,
  • die Schule als Institution in ihren unterschiedlichen Organisationsformen und in ihrer Selektionsfunktion,
  • Überraschendes.

Wenn Sie hierzu mehr erfahren wollen, empfehlen wir "Praxiserfahrungen. Die studentische Wahrnehmung und Verarbeitung Schulpraktischer Studien im Lehramtsstudium".

Wie auch immer und um es noch einmal zu wiederholen: vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Praktikantinnen und Praktikanten, mit denen wir ja nun von Berufs wegen häufig reden, können wir versprechen, dass die Praktika, wenn alles gut geht, hochinteressante, hochspannende Zeiten sein werden.