Bernhard Unterholzner
Vampire aus dem Osten. Zirkulation eines obskuren Phänomens in der aufgeklärten Öffentlichkeit zwischen Skandalpresse, Wissenschaftsdiskurs und politischer Instrumentalisierung, 1732-1755.
Als die Berliner Zeitungen Anfang April 1755 von einem Vampirfall an der Peripherie des Habsburgerreiches berichteten, war das Sujet einer aufgeklärten Öffentlichkeit bereits bekannt. Denn schon im Jahr 1732 wurden Berichte über einen mysteriösen Fall bekannt, bei dem Leichen im Dorf Medvegya an der Österreichischen Militärgrenze exhumiert, als Vampire eingestuft und erneut rituell hingerichtet worden waren. Presseberichte und ein wissenschaftlicher Diskurs dieser Vorgänge machten den Vampir in der europäischen Öffentlichkeit bekannt. In einer breiten öffentlichen Debatte wurde er als Beispielfigur bäuerlichen Aberglaubens konstruiert, von welchem sich die westliche Aufklärung abgrenzte. Auf dieses Wissen konnten die Artikel über den erneuten Vampirfall im Österreichischen Hermersdorf, die 1755 identisch in beiden offiziellen Berliner Zeitungen erschienen, zurückgreifen. Vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen Preußen und Österreich wirkte die Darstellung der „Rückständigkeit“ des Habsburgerreiches anhand der dem Zielpublikum bekannten und verständlichen Symbolfigur „Vampir“ als enorme Provokation, ohne dass sich die Preußische Regierung exponieren musste. Damit stellen die Berichte ein frühes Beispiel einer Pressepolitik dar, die mit ihrem subtileren Instrumentarium im Kontrast zur traditionellen restriktiven Zensurpolitik Österreichs steht.
- seit 11/2009 Stipendiat am Graduiertenkolleg Transnationale Medienereignisse
- 10/2007-09/2009 Masterstudium Osteuropastudien mit Schwerpunkt Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- 01/2009-05/2009 Projektassistenz im Jugendprojekt „Zeitenwechsel – Seitenwechsel“ zur Geschichte der Wende in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (Budapest/Satu Mare)
- 09/2008-03/2009 Auslandssemester am History Department der Central European University / Köszép-Európai Egyetem Budapest
- 03/2006-09/2007 Nachrichtenredakteur für den Teletext der Sender Sat.1, Kabel 1, N24, ProSieben;
- 10/2002-03/2006 Bachelorstudium Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam, Fachhochschule Potsdam und der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolff Babelsberg