Inhaltspezifische Aktionen

Forschung

Laufende und kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekte des Arbeitsbereichs.

Politischer Aktivismus und Mitbestimmung von Athletinnen im Spitzensport: Problemlagen, Aktionsformen und Unterstützungspotenziale (FemPower)

Laufzeit: Juni 2024 - Juni 2026
Förderung: Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Leitung: Prof. Dr. Michael Mutz, Prof. Henk Erik Meier (Universität Münster)

Spitzensportlerinnen haben sich in den letzten Jahren verstärkt in sportpolitische Debatten zu unterschiedlichen Themen durch die Formulierung eigener Standpunkte, Forderungen und Aktionen eingemischt. Dazu zählen Forderungen nach gleicher Bezahlung wie im Männersport oder Proteste gegen sexistische Bekleidungsnormen in einzelnen Sportarten, wie z.B. im Beachvolleyball oder Gerätturnen. Das Forschungsvorhaben befasst sich in diesem Kontext mit zwei Fragen: 1) Auf welche sportpolitischen und geschlechtsbezogenen Problemlagen machen Sportlerinnen aufmerksam und in welchen (Protest-)Formaten und diskursiven Rahmungen tun sie dies? 2) In welchem Maße finden die angesprochenen Themen in der deutschen Bevölkerung im Allgemeinen und im Sportpublikum im Besonderen öffentliche Akzeptanz und Unterstützung? Das Vorhaben setzt methodisch zuerst eine systematische Inhaltsanalyse ein, um relevante Themen, (Protest-)Formate und ihre diskursiven Rahmungen zu analysieren, um anschließend mittels eines bevölkerungsrepräsentativen Online-Surveys zu untersuchen, in welchem Ausmaß bestimmte Forderungen und Aktionen öffentlich unterstützt werden. Dabei wird es wesentlich auch darum gehen zu zeigen, inwieweit (Protest-)Formate und diskursive Rahmungen einer politischen Forderung die Resonanz in der Bevölkerung beeinflussen können.

 

Individualisierte Leistungsentwicklung im Spitzensport (in:prove)

Laufzeit: Dezember 2021 - November 2025
Förderung: Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Leitung: Prof. Dr. Karsten Krüger (Sprecher des Konsortiums), Prof. Dr. Karen Zentrgraf, Prof. Dr. Lena Wiese (Goethe Universität Frankfurt), Prof. Dr. Markus Raab (DSHS Köln), Prof. Dr. Michael Mutz

Im Hochleistungssport müssen Training, medizinische und psychologische Betreuung, Ernährung, Regeneration oder Umfeldbedingungen stärker denn je auf die individuellen Voraussetzungen der Athletinnen und Athleten zugeschnitten sein, um deren Leistungsentwicklung optimal zu fördern. Der Forschungsverbund „Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ (in:prove) befasst sich interdisziplinär und praxisnah mit der Förderung individueller Athletinnen und Athleten. Dafür kooperiert der Verbund mit zahlreichen Sportverbänden und Praxispartnern. Die sozialwissenschaftliche Perspektive auf individualisierte Entwicklung und Förderung bezieht u.a. leistungsrelevante Umweltbedingungen sowie karriererelevante Entscheidungen der Athletinnen und Athleten mit ein. Dazu gehören zum Beispiel die Zusammensetzung von Mannschaften und Trainingsgruppen, soziale Unterstützungsleistungen im sportlichen und persönlichen Umfeld, finanzielle Anreizstrukturen, aber auch individuelle Entscheidungen für oder gegen eine „duale Karriere“, z.B. den Beginn eines Studiums neben dem Leistungssport. Informationen zum Projekt finden Sie auf www.inprove.info.

 

Aktivitäts- und Sportverhalten in der Covid-19 Pandemie (SPOVID-Studie)

Laufzeit: März 2020 - Oktober 2022
Leitung: Prof. Dr. Michael Mutz, Prof. Dr. Anne K. Reimers (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Die Studie zielt darauf ab, die Veränderung der körperlichen Aktivität in der deutschen Bevölkerung im Verlauf der Corona-Pandemie zu untersuchen. Die zur Eindämmung des Virus eingesetzten Maßnahmen haben enormen Einfluss auf das Aktivitätsverhalten der gesamten Bevölkerung. Mit repräsentativen Survey-Daten mehrerer Erhebungszeitpunkte (Oktober 2019, April 2020, Oktober 2020) kann rekonstruiert werden, wie genau sich diese Maßnahmen auf die körperliche Aktivität der deutschen Bevölkerung ausgewirkt haben und welche Bevölkerungsgruppen ihre sportlichen Aktivitäten reduziert oder beibehalten haben. In diesem Zusammenhang werden auch Fragen der sozialen Ungleichheit und regionale Differenzen adressiert. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, welche Alternativen zum angeleiteten Vereinssport und zum Training im Fitnessstudio in der Pandemie ausprobiert werden und ob sich diese neuen Formen und Formate des Sporttreibens durchsetzen.

 

Sport und Gesundheit im hessischen Justizvollzug

Laufzeit: Januar 2021 - Dezember 2022
Förderung: Hessisches Ministerium der Justiz
Leitung: Prof. Dr. Michael Mutz, Dr. Johannes Müller

Das Projekt zielt darauf ab, die in hessischen Justizvollzugsanstalten untergebrachten Strafgefangenen mit Hilfe einer quantitativen Erhebung zu ihren Sport- und Bewegungsaktivitäten in der Haft zu befragen. Dabei interessiert vor allem, welche Gefangenen die Sportangebote der JVA nutzen, um welche Sportangebote es sich dabei handelt und welche Aspekte der physischen und psychischen Gesundheit mit Sportaktivitäten korreliert sind. Darüber hinaus soll eruiert werden, wieso einige der Inhaftierten die Sportangebote nicht nutzen und wie sich das Sport- und Bewegungspensum im Vergleich zur Zeit vor der Inhaftierung verändert hat. Ein deskriptiver Überblick über wesentliche Ergebnisse der Befragung kann dem Abschlussbericht entnommen werden.

 

Organisierter Sport und Soziales Kapital – Revisited (OSSKAR-Studie)

Laufzeit: Januar 2018 - Dezember 2018
Kooperationsprojekt von Prof. Dr. Ulrike Burrmann (Technische Universität Dortmund), Prof. Dr. Sebastian Braun (Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Michael Mutz (Justus-Liebig-Universität Gießen)

Das Forschungsprojekt „OSSKAR“ untersucht mit Hilfe eines bundesweit repräsentativen Bevölkerungssurveys, ob bzw. inwieweit Vereine und insbesondere auch Sportvereine als die quantitativ bedeutsamste Organisationsform zivilgesellschaftlicher Vergemeinschaftung in Deutschland zum sozialen Zusammenhalt und zur (Re‑)Produktion von Sozialkapital beitragen können. Auf der Basis eines repräsentativen Online-Surveys in der erwachsenen Bevölkerung (N=2568), der im Januar 2018 abgeschlossen wurde, werden statistische Zusammenhänge und Regelmäßigkeiten zwischen unterschiedlichen Partizipationsformen in (Sport-)Vereinen einerseits und zentralen Dimensionen des Sozialkapitals andererseits erarbeitet. Dazu gehören u.a. soziales Vertrauen, soziale Unterstützungsleistungen, aber auch Werte und politische Einstellungen der Akteure. Die Analysen konzentrieren sich einerseits auf den Vergleich von Personen, die im Sportverein in unterschiedlichen Formen partizipieren, mit Personen, die sich in einer anderen Vereinigung beteiligen, und Personen ohne Vereinsmitgliedschaft. Andererseits werden Vergleiche zu einer repräsentativen Bevölkerungs- und Sportvereinsmitgliederbefragung in Deutschland vorgenommen, die im Jahr 2001 durchgeführt wurde.

 

Sport hinter Gittern: Rekonstruktion von Bedeutungsfacetten sportlicher Aktivitäten im Strafvollzug aus Sicht der Inhaftierten

Laufzeit: Januar 2018 - Dezember 2022
Leitung: Dr. Johannes Müller (Habilitationsprojekt)

In Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2017 ca. 64.000 Menschen in verschiedenen Justizvollzugsanstalten inhaftiert. Sport ist in allen Justizvollzugsgesetzen der Bundesländer verankert und fester Bestandteil des Vollzugsalltags. Den gesetzlichen Vorgaben entsprechend besteht für die Inhaftierten die Möglichkeit, während der frei verfügbaren Zeiten Sportaktivitäten auf den Außenanlagen, in Sporthallen oder Fitnessräumen der Anstalten auszuüben. In größeren deutschen Gefängnissen existieren sogar eigene Sportvereine für die Gefangenen. Das Habilitationsprojekt befasst sich mit dem „Sport hinter Gittern“ und zielt darauf ab, mittels ethnographischer Beobachtungen, Gesprächen und Leitfadeninterviews die Bedeutungsfacetten des (Gefängnis)Sports aus der subjektiven Perspektive der Inhaftierten zu elaborieren. Flankiert wird das Forschungsvorhaben von einem wöchentlichen Sportangebot in einer niedersächsischen Justizvollzugsanstalt.

 

Politischer Aktivismus und politische Sozialisation in der Fußballfanszene

Laufzeit: Dezember 2016 bis Dezember 2017
Förderung: International Centre for Sports Studies
Leitung: Markus Gerke (Kooperation mit Melissa Forbis, State University of New York Stony Brook)

Dieses qualitative Forschungsprojekt befasst sich mit der deutschen Ultraszene als Ort von politischem Aktivismus und politischer Sozialisation. Seit mehreren Jahren sind Ultra-Gruppen "fanpolitisch" aktiv: Sie protestieren gegen Entscheidungen von DFB, Ligen und Vereinen und setzen sich für ihre Interessen als Fans ein. Über rein fußballbezogene Anliegen hinaus sind außerdem politische und ideologische Konflikte immer wieder Teil der Ultraszene: Während sich einige Gruppen etwa gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und Diskriminierung positionieren, sind in anderen Ultra-Gruppen rechtspopulistische bis rechtsextreme Positionen vorherrschend. Auf Basis von ethnographischen Beobachtungen und qualitativen Interviews mit Szenemitgliedern geht dieses Projekt den folgenden Forschungsfragen nach: Wie werden Mitglieder innerhalb der Szenen politisch sozialisiert? Wie entsteht politisches Engagement, das über den Fankontext hinausgeht? Welche Faktoren führen dazu, dass sich in verschiedenen Szenen bestimmte politische und ideologische Positionen durchsetzen?

 

Effekte des Hochleistungssports auf die kollektive Identifikation der Bürgerinnen und Bürger 

Laufzeit: Oktober 2015 bis Mai 2017
Förderung: Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Leitung: Prof. Dr. Michael Mutz

Sportliche Mega-Events wie Olympische Spiele oder die Welt- und Europameisterschaften im Fußball erreichen in Deutschland ein Millionenpublikum. Die meisten der Zuschauer identifizieren sich mit den Athleten und Teams ihres eigenen Landes und fiebern mit diesen mit. Siege "unserer" Sportlerinnen und Sportler erzeugen bei der Mehrheit der Zuschauer Freude und Stolz, während Niederlagen mit Enttäuschung und Trauer verbunden sind. Die deutschen Sportlerinnen und Sportler und die deutschen Nationalteams verkörpern die Nation und werden für die Dauer eines sportlichen Großereignisses zu einem herausragenden Ankerpunkt nationaler Zugehörigkeit. Diese Effekte des Hochleistungssports auf die kollektive Identifikation der Bürgerinnen und Bürger werden wir im Detail untersuchen. Neben einigen experimentellen Studien steht ein repräsentativer Bevölkerungssurvey rund um die Olympischen Sommerspiele 2016 und die UEFA EURO 2016 im Mittelpunkt. Im Fokus unserer Untersuchung stehen drei Fragen: Wie wirken sportliche Großereignisse (a) auf die kollektive Identifikation und nationale Zugehörigkeit der Bürgerinnen und Bürger sowie (b) auf gesellschaftspolitisch relevante Einstellungen und Handlungsorientierungen, wie z.B. soziales Vertrauen, Solidarität oder Fremdenfeindlichkeit. Schließlich geht es darum, (c) Mechanismen aufzuzeigen, durch die mögliche Effekte zu Stande kommen. 

 

Quantitative Erfassung kindlicher Bewegungsaktivitäten unter dem Fokus Geschlecht im Kontext ethnisch-kultureller Milieus

Laufzeit: März 2015 bis März 2017
Förderung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Leitung: Prof. Dr. Michael Mutz

Das Forschungsprojekt befasst sich mit Geschlechterdifferenzen in den alltäglichen Sport-, Spiel- und Bewegungsaktivitäten von Kindern. Das Spiel-, Sport- und Bewegungsverhalten der Kinder wird im Hinblick auf Umfänge, Intensitäten, Inhalte, Kontexte, Sinnperspektiven sowie ihren "Bewegungsradius" im sozialräumlichen Umfeld mit verschiedenen objektiv messenden Verfahren aufgezeichnet sowie mit kindgerechten strukturierten Interviews erhoben. Die quantitativen Daten erlauben einerseits eine vielschichtige Beschreibung der Geschlechterdifferenzen in den Bewegungsaktivitäten von Kindern, andererseits eine Differenzierung dieser Unterschiede nach sozialen und ethnisch-kulturellen Bedingungen des Aufwachsens. Das Projekt ist Teil des niedersächsischen Forschungsverbunds "Geschlecht-Wissen-Macht-Körper". Die Verbundforschung hat zum Ziel, mittels drei triangulierter Teilstudien die bei Kindern und Eltern verinnerlichten geschlechtsbezogenen Normalitätsvorstellungen im Kontext von Bewegung und Körper zu explorieren und die familialen sozialen Praktiken zu analysieren, im Rahmen derer typischerweise körper- und bewegungsbezogene Differenzen vorstrukturiert, ausdifferenziert oder gefestigt werden.

 

Zweite Evaluation des Bundesprogramms "Integration durch Sport"

Laufzeit: Mai 2013 bis Dezember 2013
Förderung: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Leitung: Prof. Dr. Ulrike Burrmann (TU Dortmund), Prof. Dr. Sebastian Braun & Dr. Tina Nobis (HU Berlin), Prof. Dr. Michael Mutz

Das Programm „Integration durch Sport“ zielt darauf ab, Menschen mit Migrationshintergrund in den vereinsorganisierten Sport einzubinden und mit Hilfe des Sports ihre Integration in die Gesellschaft zu fördern. In Anbetracht der großen Reichweite und der breiten finanziellen Förderung des Programms ist eine profunde und fortlaufende Programmevaluation sinnvoll. Ziel der erneuten wissenschaftlichen Evaluation ist es, auf der Basis qualitativer Interviews mit den Landes- und Regionalkoordinatoren sowie mit ausgewählten Funktionsträgern in den geförderten Sportvereinen Informationen über Ziele, Maßnahmen und Effekte des Programms zu erhalten. Insbesondere steht die Weiterentwicklung des Programms seit der ersten Evaluation 2007/08 im Mittelpunkt des Interesses: Wie wurden Handlungsempfehlungen aufgenommen, zur inhaltlichen Entwicklung und Profilierung des Programms genutzt und in der Vereinsarbeit „vor Ort“ umgesetzt?