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Professur für Erziehungswissenschaft mdS Pädagogik des Jugendalters

Das Team der Professur ist verantwortlich für die Lehre im Bereich der Pädagogik des Jugendalters und der Qualitativen Forschungsmethoden. Für Studierende des Masterstudiengangs "Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Außerschulische Bildung" werden begrenzt Möglichkeiten für das forschungsorientierte Praktikum vorgehalten.

 

 

Eine Pädagogik des Jugendalters setzt an theoretischen Überlegungen zu Jugend in ihrer Historizität an und nimmt zugleich aktuelle Themen auf, die auf Befunden empirischer Forschung beruhen.

Jugend ist eine eigenständige Lebensphase im Lebenslauf und in der Biografie. Sie lässt sich nicht als einheitliches Verlaufsmuster bestimmen, sondern existiert in unterschiedlichen gesellschaftlichen Lagen, kulturellen Lebensformen und Zeithorizonten - also als Plural heterogener Jugenden. Herausgebildet hat sich die Jugendphase über einen längeren historischen Zeitraum im Zuge gesellschaftlicher Modernisierung: Kindheit und Jugend haben sich mit der Durchsetzung der Schulpflicht und der Bindung an die Schule sukzessive als eigenständige Lebensphasen etabliert (Scholarisierung).

Heute ist es selbstverständlich, dass junge Menschen neben der Familie in schulische und außerschulische pädagogische Räume eingebunden sind. Zudem ist Jugend auch durch die Abgrenzung gegenüber dem Erwachsenenstatus gekennzeichnet. Auch hat sich die Eindeutigkeit des Wechsels vom Jugend- zum Erwachsenenstatus, die ehemals mit dem Übergang in den Beruf - etwa zum Zeitpunkt des Erreichens der Volljährigkeit - einherging, ausdifferenziert: Während Jugendliche zum einen als eigenständige Akteure auftreten und, beispielsweise in Bezug auf Konsum, auch so adressiert werden, wird ihnen vor dem Erreichen des 18. Lebensjahrs zum anderen dennoch nicht die volle Mündigkeit in ihren Entscheidungen zugestanden. Der Zeitpunkt des Eintritts in die - von den Eltern - unabhängige (ökonomische) Selbständigkeit hat sich deutlich nach hinten verschoben. In der Jugendphase finden die Übergänge in die die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft also nur sukzessive statt.

Gegenwärtig führen beschleunigte soziale und kulturelle Wandlungsprozesse zur Einschränkung bzw. Instrumentalisierung jugendtypischer Freiräume und Freizeit. Die Bewältigungsanforderungen an Jugendliche sind komplexer und teilweise weniger planbar geworden. Die Einbindung in sozial strukturierte Räume - wie den Einrichtungen des (Aus-)Bildungssstems oder der Jugendarbeit - bedingt zum Großteil die Aneignung und Nutzung der jeweils diesen sozialen Räumen zugeordneten Ressourcen (Bildung, Medien, Konsum, Freizeit). Zugleich sind Lebensläufe und Jugendbiografien von heterogenen Chancenstrukturen durchzogen, die nicht nur das Ergebnis sozial ungleicher, vor allem herkunfts- und geschlechtsspezifischer sowie ethnischer Lebensbedingungen sind, sondern auch mit unterschiedlich verteilten Belastungen und Problemlagen einhergehen. Daraus resultieren spezifische jugendliche Bewältigungsformen und Lebensmuster, die sich in Auseinandersetzung mit den Anforderungen von Arbeitsmarkt, Bildungssystem, Medien und Wohlfahrtsstaat entwickeln.

Aus gesellschaftlicher Perspektive wird insofern Jugend auch als ein 'soziales Problem' markiert. Sie ist Projektionsfläche für gesellschaftliche Problematisierungen: Mangelnde Ausbildungsreife, Kriminalität, Gewalt, Extremismus oder Alkohol- und Drogenmißbrauch. Jugend ist aber auch im Kontext der Migrationsgesellschaft zu betrachten. In der Bundesrepublik Deutschland haben mindestens ein Drittel der 14- bis 15-jährigen einen Migrationshindergrund (Stand 2013). Eine neue Herausforderung sowohl für die Handlungsfelder der Jugendpädagogik als auch für die Jugendforschung ergibt sich aus der Tatsache, dass Deutschland eine große Anzahl an Flüchtlingen aufgenommen hat. Eine besonders schutzbedürftige Gruppe stellen die minderjährigen Flüchtlinge dar.