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Neuer Artikel in "Topics" in "Cognitive Science" veröffentlicht

The Wisdom of the Crowd is not a Forgone Conclusion. Effects of Self-Selection on (Collaborative) Knowledge Construction

Kognitive Verzerrungen (Biases) sind Teil unseres Alltags. Sei es, dass wir beispielsweise eher Informationen glauben, die das bestätigen, was wir schon wissen (Confirmation bias, Nickerson, 1998), oder dass wir Personen einer Gruppe, der wir uns zugehörig fühlen, in einem positiveren Licht sehen, als andere (Ingroup bias, Hewstone et al., 2002). Doch kognitive Verzerrungen finden sich nicht nur bei Einzelpersonen, sondern können auch ganze Gruppen betreffen (Collaborative Biases; z. B. Oeberst et al., 2018). Entgegen der „Wisdom of the Crowd“-Annahme (Surowiecki, 2005) sind Gruppen jedoch nicht per se besser als Individuen darin, Informationen objektiver zu verarbeiten. Eher scheint die Diversität der Gruppe einen Einfluss darauf zu haben, wie sich kollaborative Verzerrungen auf die Informationsverarbeitung in einer Gruppe auswirkt. Da Personen sich jedoch eher zu ähnlich denkenden Personen hingezogen fühlen (Soziale Homophilie; z. B. Lawrence et al., 2010), kann in vielen Fällen die Diversität nicht als Schutzmechanismus greifen. Dies kann sich negativ auf die Informationsverarbeitung in Gruppen auswirken, wie man beispielsweise im Fall von sogenannten „Echokammern“ im Internet (Sunstein, 2001) sehen kann.

In einer Feld- und einer Laborstudie wurde untersucht, ob sich die negativen Effekte von kollaborativen Verzerrungen nicht nur in Meinungskontexten, sondern auch in Wissenskontexten finden lassen und welche Rolle Selbstselektionsprozesse dabei spielen. Die Ergebnisse der Feldstudie zeigen, dass kollaborative Verzerrungen in Wikis wie Conservapedia oder RationalWiki stärker ausgeprägt sind als in Wikipedia. Dieses Ergebnis konnte in einer Laborstudie repliziert werden. Insgesamt untermauern die Ergebnisse die Annahme, dass Selbstselektionsprozesse, die auf Basis von sozialer Homophilie geschehen, eine wichtige Rolle in Hinblick auf kollaborative Verzerrungen spielen.

Referenz: Krebs, M. C., Oeberst, A., & von der Beck, I. (2023). The Wisdom of the Crowd is not a Forgone Conclusion. Effects of Self-Selection on (Collaborative) Knowledge Construction. Topics in Cognitive Science, 1– 19. https://doi.org/10.1111/tops.12647

Hier können Sie die Studie kostenlos vollständig nachlesen: https://doi.org/10.1111/tops.12647