Digitale Drehtür
Was ist die Digitale Drehtür?
Die Digitale Drehtür macht Bildungsangebote für besonders begabte und (potenziell) leistungsstarke Schülerinnen und Schüler und für jene, die ihre Begabungen entdecken und entfalten wollen. Auf einem Online-Campus finden sich inspirierende Live-Kurse, Selbstlernkurse und Projekträume zu einem breiten Themenspektrum und zur Entwicklung überfachlicher Kompetenzen. Die Zielgruppe reicht von der Grundschule über die Sekundarstufe I bis zur Oberstufe. Die Lernangebote ergänzen den Regelunterricht und fördern das selbstregulierte Lernen.
Wer steht dahinter?
Die landesübergreifende Bildungsinitiative „Digitale Drehtür“ ist 2020 aus den Landesinstituten für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung entstanden und wird im Landesinstitut für Schule (LIS) Bremen an der VBB - Vernetzungsstelle Begabungsförderung Bremen geleitet und durch ein Projektteam koordiniert. Die Initiative wird maßgeblich durch Mittel der Karg-Stiftung und der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung finanziert und zunehmend durch die teilnehmenden Bundesländer getragen.
Seit Anfang 2022 ist die Justus-Liebig-Universität Gießen Kooperationspartnerin des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB), das über das Projekt „Löwenstark – Der BildungsKICK“ die Entwicklung, Verbreitung und Evaluation von Lernangeboten durch fachlich qualifizierte Projektteams der JLU finanziert und unterstützt. Die derzeit fünf Projektteams werden geleitet durch Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek (Biologie), Prof. Dr. Thomas Möbius (Deutsch), Prof. Dr. Ansgar Schnurr (Kunst), Prof. Dr. Christof Schreiber (Mathematik) und Prof. Dr. Anja Seifert (Sachunterricht). Koordiniert wird das Gießener Gesamtprojekt im Zentrum für Lehrerbildung der JLU.
Seit Anfang 2022 kooperieren HMKB und JLU außerdem mit der Begabungsdiagnostischen Beratungsstelle BRAIN bzw. der AE Pädagogische Psychologie der Philipps-Universität Marburg, die eigens entwickelte Lernangebote und Gruppencoachings zum selbstregulierten Lernen anbieten und die Digitale Drehtür Hessen ebenfalls wissenschaftlich begleiten.
Woher kommt das Konzept?
Die Idee der „Drehtür“ stammt von Joseph S. Renzulli, der gemeinsam mit Sally M. Reis und Linda H. Smith in den 1970er und 1980er Jahren ein „enrichment triad model“ bzw. „revolving door model“ entwickelte. Die „Digitale Drehtür“ stützt sich darüber hinaus auf aktuelle Forschungen von Silvia Greiten und anderen. Bereichernde Angebote sollen Individualisierung und Differenzierung ermöglichen und Kindern und Jugendlichen ermöglichen, ihre Begabungen durch selbstreguliertes Lernen zu entfalten: möglichst im eigenen Lerntempo, mit hohem Anspruch, möglichst selbstständig und mit zunehmendem Projektcharakter. Die Lernenden sollen darin gefördert werden, zu fragen, zu forschen und zu entdecken, statt Gelerntes nur anzuwenden. Die „Triade“ der bereichernden Angebote schreitet dabei wie folgt voran: Typ I umfasst allgemein entdeckende und inspirierende Aktivitäten, durch die ein Interesse für ein eigenes Projekt geweckt werden kann. Typ II-Angebote schulen Methodenkompetenz und themenbezogene wie überfachliche Arbeitstechniken. Typ III zielt schließlich auf projektartige Bearbeitungen von echten und lebensnahen Problemstellungen. Die Ergebnisse sollen möglichst einem echten Publikum präsentiert werden und Veränderungen außerhalb des Klassenraums anstreben. Der Weg vom Regelunterricht hin zu den bereichernden Angeboten und zurück soll dabei wie eine Drehtür möglichst flexibel und durchlässig sein. Die Integration von Drehtür-Angeboten soll insgesamt zur Schulentwicklung beitragen und Schulleitungen und Lehrkräfte dabei unterstützen, individuelle Fördermaßnahmen anzubieten.
Literaturtipp: Greiten, S. (Hrsg.). (2016). Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung. Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen. Frankfurt: Karg-Stiftung.
Projekt der Biologie: Natur im Klimawandel – Pflanzenbeobachtung (Phänologie), heimische Amphibien und Insekten
Unter dem Überthema „Biodiversität und Klimawandel“ bietet das Fach Biologie verschiedene Programme an, in denen sich Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis neun selbstständig und je nach Interesse neues Wissen zu Arten und biologischen Prozessen aneignen können.
Im Programm Phänologie erfahren die Lernenden, wie sich die Erscheinungsformen von ausgewählten Pflanzen über das Jahr verändern, von welchen Faktoren dies abhängt, und was man am Ende mit diesen Informationen anfangen kann. Kern dieses Programms ist eine sogenannte Langzeitbeobachtung. Die vorgestellten Pflanzen sollen in der Natur erkannt und beobachtet werden, sodass Beobachtungsdaten selbst aufgenommen werden und von den Schülerinnen und Schülern selbst ausgewertet werden.
Interessieren sich die Lernenden eher für Tiere, erwarten sie auf dem Campus Angebote aus der Zoologie. Im Amphibienprogramm wird die heimische Amphibienfauna vorgestellt. Hier finden die Interessierten spannende Lernvideos z.B. zum Feuersalamander, der Gelbbauchunke oder dem Bergmolch und darüber, wie sich der Klimawandel auf unsere heimischen Amphibien auswirkt und welche Rolle der eingewanderte Pilz Bsal, auch „Salamanderfresser“ genannt, spielt.
Neben den Amphibien können Schülerinnen und Schüler auch die formen- und artenreiche Welt der Insekten kennen lernen. Immerhin ist dies die artenreichste Gruppe auf der Welt. Sie sind überall an Land anzutreffen, Bestäuber unseres Obstes und Gemüses, stellen in vielen Ländern mittlerweile eine wichtige Nahrungsquelle dar, können jedoch auch Krankheitsüberträger sein. Auch die Problematik des Insektenrückgangs wird in dem Programm thematisiert. Speziell wird den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt, welche wichtigen Funktionen Insekten bei uns im Alltag besitzen und wieso der derzeitige Insektenrückgang unter diesem Hintergrund so problematisch ist. Auch wird ihnen in Videos und kurzen Texten erläutert, was sie in Ihrer eigenen Umwelt für die Insektenvielfalt tun können und sie werden dadurch zu einem „Mitmachprojekt“ angeregt.
Das Wattenmeer-Programm wird dabei die Klimawandel-Problematik aus einer anderen Perspektive betrachten und zeigen, wie sich Klimaänderungen auch im UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark bemerkbar machen. Zudem soll gezeigt werden, welche Arten sich an einem solchen Standort an die wechselnden Gegebenheiten mit Ebbe und Flut angepasst haben und wie sie es auch in Zeiten des Klimawandels versuchen. Spannende Eindrücke direkt von der Küste erwarten die Schülerinnen und Schüler als „virtuelle Exkursion“ in ein anderes Ökosystem.
Im Programm Neobiota geht es um neue Arten, die in unserem heimischen Ökosystem eingewandert sind oder eingebracht wurden. Besonders die Fragen, welche Auswirkungen diese „Neobiota“ auf bestehende Arten haben, welche Arten überhaupt als „neu“ anzusehen sind und was in Zukunft noch zu erwarten sein wird, sollen in diesem Programm geklärt werden und die Lernenden zum Nachdenken anregen.
Im Verlauf des Jahres 2024 werden zudem Kurse auf dem Campus online gehen, die sich mit der Ornithologie und den Klimagewinnern und -verlierern beschäftigen. Die Schülerinnen und Schüler werden dabei erfahren, warum es speziell für Zugvögel problematisch ist, wenn sich das Klima wandelt, warum ein Buchenwald in Hessen zum Nationalpark ausgezeichnet wurde und wer vielleicht sogar durch den Klimawandel profitiert.