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Forschung

Die Professur für Ernährungssoziologie an der Universität Gießen erforscht und erklärt individuelle und kollektive Handlungen im Kontext institutioneller Strukturen und Prozesse des Ernährungssystems. Im speziellen Fokus stehen multi-dimensionale Dynamiken sozialer Praktiken und Formen der politischen Organisation hin zur Transformation zu nachhaltigeren Ernährungssystemen. Die Forschung ist auf soziologischen Perspektiven begründet, arbeitet aber oft inter- und transdisziplinär und empirisch mit einer Vielfalt sozialwissenschaftlicher Ansätze, Konzepte und Methoden.

Die Forschung der Professur für Ernährungssoziologie zu nachhaltigen Ernährungssystemen teilt sich in zwei Schwerpunkte auf:

1. Ernährungsweisen und Ernährungskultur

Ausgangspunkt für die Erforschung von nachhaltigen Ernährungssystemen sind oft die Ernährungsweisen und Ernährugskultur, da diese auf gesellschaftliche Kontexte und Einbettungen hindeuten. Die ernährungssoziologische Forschung an der Uni Gießen greift unter anderem auf kultursoziologische Ansätze zurück um Einflüsse durch Weltbilder, Überzeugungen, und kulturellen Affiliationen, aber auch weiterführende strukturelle Verortungen im sozialen Raum in Bezug auf Ernährung zu erfassen und besser zu verstehen. Kultursoziologische Theorien sozialer Praktiken haben im letzten Jahrzehnt aufschlussreiche Erkenntnisse in Bezug auf Routinen und Gewohnheiten erbracht, zum Beispiel in Bezug auf implizite Sinnstrukturen aber auch auf Performativität von Ernährungsweisen. Ein interessantes Beispiel ist Trinkwasser, welches als banales Nahrungsmittel in den sozialen Medien als etwas besonderes dargestellt wird. Hinsichtlich der Performativität von Essen liegt ein spezielles Interesse in der Körperlichkeit von Essen als soziale Praktik. Hier spielt Gender eine nicht unerhebliche strukturelle Bedeutung vor allem auch in der Intersektion mit anderen sozialen und strukturellen Positionierungen.

 

Veröffentlichungen

2. Sozio-politische Organisation nachhaltiger Ernährungssysteme

Institutionen, Organisationen und Politik beeinflussen nachhaltige Ernährungssysteme. Unterschiedliche Akteure und Stakeholder wirken auf verschiedene Arten und Weisen ein auf die Nahrungsversorgung im Alltag. Ernährung ist somit ein vielschichtiges und multidimensionales Phänomen, dass über verschiedene Skalen hinweg betrachtet werden muss: lokal, regional, national und global. Über diese Skalen hinweg sind unterschiedliche Regime der Nahrungsversorgung zu beobachten. Die Nahrungsversorgung ist maßgeblich durch globalisierte und industrialisierte Landwirtschaft sowie Ernährungsindustrie geprägt. Es gibt aber auch lokale und gemeinschaftliche Ernährungsinitiativen wie Gemeinschaftsgärten,  solidarische Landwirtschaft oder Ernährungsräte. Zum Beispiel stellen direkte Interaktionen zwischen Produzierenden und Konsumierenden dank neuer Technologien in der Sharing Economy Möglichkeiten und Herausforderungen dar um sowohl Gesundheit als auch Nachhaltigkeit zu fördern. Eine derzeit zentrale Frage die sich hier stellt ist die Rolle von Diversität in ebendiesen (alternativen) Nahrungsversorgungssystemen: Wie kann Diversität in Nahrungsversorgungssystemen beschrieben werden und welchen Beitrag liefern diverse Akteure und Nahrungsweisen zu einer nachhaltigeren Entwicklung? Diesen Fragen gehen wir aktuell im europäischen Forschungsprojekt FOOdIVERSE nach.

Veröffentlichungen

  • M Laamanen, F Forno, S Wahlen (2022) Neo-materialist movement organisations and the matter of scale: scaling through institutions as prefigurative politics? Journal of Marketing Management, 1-22. https://doi.org/10.1080/0267257X.2022.2045342
  • F Forno, S Wahlen (2022) Prefiguration in everyday practices. In: L. Monticelli (ed.) The future is now. An introduction to prefigurative politics. Bristol: Bristol University Press.
  • M Laamanen, S Wahlen, S Lorek (2018) A moral householding perspective on the sharing economy. Journal of Cleaner Production, 202: 1220-1227. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2018.08.224
  • S Wahlen, S Dubuisson-Quellier (2018) Consumption governance toward more sustainable consumption. Journal of Family & Consumer Sciences, 110 (1), 7-12. https://doi.org/10.14307/JFCS110.1.7

Kontakt

Prof. Dr. Stefan Wahlen

Zeughaus, Raum 416

Senckenbergstr. 3

35390 Gießen

0641 99 39310