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23.-25. Juni 2022 - "Planetary Forest - Bringt den Wald in den Garten": Workshop, Vernissage und begleitende Ausstellung

 

Den Höhepunkt des ersten Jahrgangs im Planetary Scholars and Artists in Residence Programms bildete vom 23.-25. Juni 2022 die performative Aktion „Planetary Forest: Bringt den Wald in den Garten“. Die ersten Fellows, Claudia Hartl, Clemens Finkelstein und Mathias Kessler, näherten sich in diesem Semester aus unterschiedlichen Perspektiven dem Thema „Planetary Materials“. Als integraler Bestandteil der Bäume und somit des Waldes, wurde Holz dabei zum planetaren Fokusmaterial des Semesters sowie zum zentralen Leitmotiv für den Planetary Workshop: Angeleitet durch die Fellows, erkundete eine bunt gemischte Kleingruppe am Donnerstagmorgen im Rosbacher Stadtwald die planetare Dimension von Mensch-Wald-Klima Interaktionen. Clemens Finkelstein bot mit einer historischen und sozio-kulturellen Perspektive interessante Einblicke in die Nutzungsgeschichte des Bestandes und die Beziehung der Menschen zu „ihrem Wald“. Claudia Hartl konnte den Teilnehmenden eine klimatologische und dendrochronologische Sichtweise näherbringen: Sie demonstrierte die Entnahme eines Bohrkernes und nutzte die Probe um das weite Feld der Jahrringforschung und die komplexen Zusammenhänge zwischen Waldgesundheit und Klima zu erläutern.

Neben der Wissensvermittlung bildete auch das Erfahren des Waldes und der Austausch in und mit der Gruppe einen zentralen Bestandteil des Tages. So bereicherten u.a. ein Mitglied des BUND-Ortsverband, eine Expertin für Hydrogeologie, ein Mitarbeiter des Fuhrparks der JLU, verschiedene KollegInnen des Fachbereichs 09, und zeitweise sogar der Rosbacher Bürgermeister Steffen Maar den Workshop. Letzterer stand für Fragen zur Verfügung und erklärte die Hintergründe der Störungsfläche sowie die geplanten forstlichen Maßnahmen. Im Anschluss sammelten alle Anwesenden Waldmaterial für die von Mathias Kessler geplante lebendige Skulptur: Streu, Totholz, Oberboden, Wurzeln und auch der ein oder andere Keimling fanden den Weg in den Anhänger. Mathias Kessler begleitete den Ausflug zudem mit seiner Kamera und wird die Aufnahmen in einem Kurzfilm künstlerisch verarbeiten – in Kürze verfügbar auf unserem YouTube-Channel.

Am darauffolgenden Tag gestalteten die Fellows die lebendige Skulptur als Abbild eines Wald-Lebensraumes im Botanischen Garten. Das eingezäunte Stück forstliche Störungsfläche bleibt vorerst für drei Jahre unangetastet und seine Entwicklung wird erwartungsvoll beobachtet: Hält der Wald Einzug in den Garten, erobert der Garten die Fläche zurück oder passiert vielleicht erst einmal gar nichts? Die Skulptur wurde in dem feierlichen Rahmen einer Vernissage mit Catering und Live-Musik eröffnet, zu welcher wir auch den Präsidenten der JLU, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, begrüßen durften. In einem darauffolgenden Beitrag pries die Gießener Allgemeine die Aktion für ihren Charakter als planetaren Denkanstoß. Wir laden Sie alle herzlich dazu ein, das lebendige Kunstwerk zu besuchen und datierte Fotos an zu senden. Machen Sie sich selbst ein Bild vom Rosbacher Stadtwald im Botanischen Garten Gießen!

Zwei Wochen lang zeigte der Neue Kunstverein Gießen e.V. in seinen Räumlichkeiten zudem eine begleitende Ausstellung, welche die Arbeit der drei Fellows am Panel on Planetary Thinking dokumentierte. Zu sehen waren u.a. Line Drawings und „Das Eismeer – die gescheiterte Hoffnung“ von Mathias Kessler, Vibrascapes von Clemens Finkelstein und Dendro-Art von Claudia Hartl.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Stadt Rosbach, der Försterin Eva-Maria Kirchler, der Leitung des Botanischen Gartens, dem Neuen Kunstverein Gießen e.V. sowie dem Präsidenten der JLU für ihre andauernde Unterstützung in diesem umfangreichen Projekt!

Claudia Hartl entnimmt einen Bohrkern von einer Buche (o. l.); Mathias Kessler filmt die Gruppe am Aussichtspunkt des Quarzitwerkes während Clemens Finkelstein Einblicke in die aktuelle und historische Waldnutzung gibt (o. r.); die Gruppe versammelt sich vor der Störungsfläche und lässt sich von Claudia Hartl und Rosbachs Bürgermeister Steffen Maar die Geschichte, die klimatischen Bedingungen und die geplanten Maßnahmen zur Wiederbewaldung erläutern (u. l.); die Teilnehmenden sammeln organisches Material auf der Störungsfläche (u. r.), Beim Mittagessen am ehemaligen römischen Limes-Kastell Kapersburg findet ein reger Austausch in der Gruppe statt (Mitte). © Mörsdorf, Steib

Mathias Kessler und Clemens Finkelstein zeigen vollen Einsatz beim Abladen des Materials im Botanischen Garten (o. l.); Nach Gestaltung der Skulptur wird sie umzäunt, um sie weitesgehend vor menschlichem und tierischem Einflüssen zu schützen (u. l.); Mathias Kessler und Claudia Hartl eröffnen in feierlichem Rahmen das gemeinsame Kunstwerk (o. r.); die begleitende "wachsende Ausstellung" brachte auch ein Stückchen Wald in die Räumlichkeiten des Neuen Kunstverein (u. r.). © Bauer, Hanusch, Mörsdorf