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Rückblick: Planetary Materials-Workshopreihe vom 18.10. bis 11.11.2022

 

James Lovelock Memorial Lecture

 

Die Workshop-Reihe "What Earth is Made of" unserer Gastwissenschaftlerin Claudia J. Ford fand dieses Jahr am 18. Oktober und am 10. - 11. November 2022 statt. Die Veranstaltungsreihe reflektierte James Lovelocks Gaia-Hypothese aus einer indigenen Perspektive, mit dem Ziel, unser Verständnis von planetarischen Materialien und ihren Konstellationen durch Kunst und Wissenschaft zu vertiefen. Dabei verknüpften die Veranstaltungen indigene Vorstellungen von Ökologie mit der Klimakrise und bezogen die Teilnehmer:innen mit allen Sinnen ein – etwa durch praktische Arbeit auf einem ökologische Bauernhof, einem gemeinsamen Filmscreening, in kreativem Schreiben, sowie durch Vorträge und Dialoge und zuletzt eine Ausstellung mit visueller Kunst, die vom Klimawandel und planetaren Materialien inspiriert wurde.

Die Workshopreihe begann am 18. Oktober mit einer Exkursion zum Gladbacherhof der JLU. Im Mittelpunkt stand eine der grundlegendsten Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt - die Lebensmittelproduktion und Ernährung.

Am 10. November hielt Ford zunächst eine anregende Hybridvorlesung über indigenes Wissen und die Gaia-Hypothese. Der Vortrag erinnerte an James Lovelock (1919 - 2022), der in den 1970er Jahren zusammen mit Lynn Margulis (1938 - 2011) die Gaia-Hypothese formulierte. Ford erinnerte daran, dass die Erde ein Lebewesen ist, das sich in einem empfindlichen Zustand des Gleichgewichts und der Harmonie befindet und zu dessen Wohlergehen wir alle verpflichtet sind. Sie würdigte auch den französischen Philosophen und Anthropologen Bruno Latour (1947 - 2022), dessen Ideen in sehr vielen Punkten mit Lovelocks Gaia-Theorie übereinstimmen. Ford wies darauf hin, dass diese geschätzten Denker es versäumt hätten, darauf hinzuweisen, dass ihre Vorstellungen von der Erde als einem globalen, in sich abhängigen System gar nicht so neu seien. Schon Jahrtausende vor Lovelocks Überlegungen haben indigene Denker:innen und Geschichtenerzähler:innen darüber nachgedacht, wie die Erde als lebendiges, selbstbewusstes System zu Rückkopplung und Selbstkorrektur fähig sein könnte, insbesondere bei der Selbstregulierung des Klimas.

Ford betonte, dass angesichts der aktuellen Klimakrise die Geschichten, die wir über die "Natur" erzählen, von globalen zu planetaren Vorstellungen wechseln müssen. Um dies zu erreichen, rief sie dazu auf, das bereits vorhandene indigene Wissen in der westlichen Wissenschaft anzuerkennen und zu nutzen, da es alternative Paradigmen bietet, die wirklich transdisziplinär sind. Die umfangreiche Bibliographie, die sie für ihren Vortrag recherchiert hat, finden Sie hier.

Im Anschluss an den Vortrag wurde der Dokumentarfilm "Inuit Knowledge & Climate Change" (2010) gezeigt, der erste Film in Inuktitut-Sprache unter der Regie von Zacharias Kunuk und Ian Mauro. Der Film nahm die Zuschauer mit auf eine Reise mit den Ältesten und Jägern der Inuit und erforschte dabei die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Erwärmung der Arktis. Der Tag endete mit einem informellen Beisammensein im Planetary Hub, wo das Gremium und die Gäste den Abend mit veganem Fingerfood und angenehmen Gesprächen ausklingen ließen.

Am 11. November führte Ford einen Schreibworkshop durch, um Klimatrauer durch Kunst Ausdruck zu verleihen. Die Teilnehmer:innen bekamen die Gelegenheit, sich in kreativem nicht-fiktionalen Schreiben über ihren Umgang mit dem Gefühl der Klimatrauer zu versuchen. Dabei konnten sie unter Anderem Materialien aus ihrer unmittelbaren Umgebung als Anregung nutzten. Anschließend erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Texte vorzutragen.

Am Abend fand die Workshop-Reihe mit einer feierlichen Eröffnung der Ausstellung "Planetary Origin Stories" ihren Abschluss. Im MAGIE - Makerspace Gießen wurde Collagen gezeigt, die Ford während ihres Aufenthalts am Panel erstellt hatte. Mehr Impulse eröffnete den Empfang mit einem Konzert, danach erläuterte Ford in einem Künstlergespräch ihre Inspiration für die Ausstellung. Diese war eng mit dem Thema der Umweltzerstörung und der Klimakatastrophe verwoben – Entwicklungen, die zumeist als unangenehm empfunden werden. Dagegen zollte die Eleganz und Raffinesse von Fords Werken den Farben, Formen und Gestalten der natürlichen Welt Tribut und ihre Werke erzählten von unserer kollektiven Verantwortung, die Schönheit und die Ressourcen der Erde zu schützen. 

Unser aufrichtiger Dank gilt Claudia für die Konzeption dieses vielseitigen Programms, ebenso wie unseren begeisterten Teilnehmer:innen und Johannes und dem Team des Makerspace Gießen für ihre Unterstützung, die diese Workshop-Reihe gemeinsam zu einem großen Erfolg gemacht haben!

 

Claudia Fords Artist Talk zur Eröffnung der Vernissage Planetary Origin Stories