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Energiekrise und Inflation belasten Finanzen der JLU

Kanzlerin stellt Jahresabschluss 2021 im Senat vor

Nr. 148 • 26. Oktober 2022
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) blickt mit großer Sorge auf die künftige Entwicklung ihrer Finanzen. „Die schwierige Situation im Energiebereich und auf dem Baumarkt wirkt sich direkt und in voller Härte auf die JLU aus“, sagte Kanzlerin Susanne Kraus am Mittwoch im Senat bei der Vorstellung des Jahresabschlusses. Zwar hat die Universität das Jahr 2021 mit einem positiven Jahresergebnis in Höhe von 16,5 Millionen Euro abgeschlossen – allerdings handelt es sich nur auf den ersten Blick um eine gute Nachricht. Die Mittel waren eigentlich als Ausgaben für 2021 fest eingeplant, konnten aber wegen der Probleme im Bausektor nicht ausgegeben werden.

So sorgten insbesondere die pandemiebedingten Lieferkettenprobleme und der Fachkräftemangel dafür, dass dringend benötigte Sanierungs- und Baumaßnahmen nicht wie geplant durchgeführt werden konnten. Die dafür vorgesehenen Mittel mussten wegen der Verspätung der Maßnahmen in das Jahr 2022 überführt werden. „Das Geld ist bereits gebunden und eröffnet leider keine neuen Handlungsspielräume“, erklärte Kraus. „Dabei wären solche Spielräume dringend nötig, um die besorgniserregende Entwicklung der Energiekosten in diesem und im nächsten Jahr abzufangen.“

Allein für das Jahr 2022 kommen auf die JLU Kostensteigerungen in Höhe von etwa 10 Millionen Euro zu, falls die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs die Kosten nicht doch noch verringern. Darüber hinaus wirkt sich die Inflation mit rasant steigenden Preisen negativ auf die JLU aus; dies gilt insbesondere für die Steigerung der Baupreise um 14 Prozent. Auch für die Folgejahre geht die JLU-Kanzlerin davon aus, dass die Energiekosten auf einem hohen Niveau verharren und eine weitere Steigerung nicht ausgeschlossen werden kann. Bei den Strompreisen muss ebenfalls mit einer relevanten Steigerung gerechnet werden, da der derzeit gültige Vertrag zum Ende des Jahres ausläuft und aktuell ein neuer Vertrag verhandelt wird.
 
Auch wenn die JLU im nächsten Jahr aufgrund des laufenden Hochschulpakts mehr Geld vom Land erhält, werden die Energiekosten damit nicht aufgefangen. Aufgrund von Vereinbarungen mit dem Land muss die JLU mit den Mitteln beispielsweise eine verbesserte Betreuungsrelation oder mehr Dauerstellen in der Wissenschaft realisieren. Um die Verwirklichung dieser Ziele und damit die Entwicklung der JLU nicht zu gefährden, bedürfe es dringend der Unterstützung von Bund und Ländern, betonte Kraus. Sie fügte hinzu: „Wir hoffen sehr, dass der geplante 200-Milliarden-Euro-Schutzschirm auch den Hochschulen substantiell bei der Bewältigung der Energiekrise helfen wird.“

Die Inflation und die Energiekrise überschatten die insgesamt positive Entwicklung im Jahr 2021. Im vergangenen Jahr sind die Erträge der JLU um etwa 33 Millionen Euro auf 472,2 Millionen Euro gestiegen. Auf die Grundfinanzierung des Landes entfielen dabei 324,7 Millionen Euro, woraus unter anderem die Personalkosten, die laufenden Betriebskosten sowie die Gerätebeschaffungen und Baumaßnahmen zu finanzieren waren.

Erneut gab es ein deutliches Plus bei den Drittmitteleinnahmen der JLU: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten im Jahr 2021 92,5 Millionen Euro Drittmittel – insbesondere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Europäischen Union – einwerben. Das waren fast acht Millionen Euro mehr als im Vorjahr (84,9 Millionen Euro). Insgesamt hat die JLU eigene Einnahmen in Höhe von 128,5 Millionen Euro erzielt. Dazu zählen zusätzlich zu den genannten Drittmitteln weitere Forschungsfördermittel aus dem Landesexzellenzprogramm LOEWE in Höhe von 7,3 Millionen Euro sowie Einnahmen aus anderen Aktivitäten im Umfang von 28,7 Millionen Euro. Die JLU erhielt darüber hinaus Mittel des Landes in Höhe von 12,8 Millionen Euro für die Durchführung von Projekten im Bereich der Digitalisierung sowie für Innovationen und die Weiterentwicklung ihrer Strukturen, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit.  

Die JLU hat im Jahr 2021 insgesamt 55,8 Millionen Euro in ihre Infrastruktur investiert, welche den Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sicherstellt. Davon entfallen 31,5 Millionen Euro auf das HEUREKA-Programm des Landes, die Bund-Länder-Programme sowie eigene Mittel der JLU. Allein 26,5 Millionen Euro wurden im Philosophikum für den   Neubau des Graduate Centre for the Study of Culture und dortige Infrastrukturmaßnahmen verwendet. Ein Betrag in Höhe von 24,3 Millionen Euro wurde in die Ausstattung der Gebäude mit Anlagen und wissenschaftlichen Geräten investiert, um den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beste Arbeitsbedingungen zu bieten.

 

 

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