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Gedenkstele für Mildred Harnack-Fish an der JLU

Skulptur im Campusbereich Philosophikum I erinnert an die Widerstandskämpferin gegen das NS-Unrechtsregime und JLU-Alumna – Schwesterstele zu Kunstwerk in den USA

Nr. 147 • 25. September 2020

Gedenkstele für die US-amerikanische Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und JLU-Alumna Mildred Harnack-Fish vor dem Seminargebäude Philosophikum. Foto: JLU / Katrina Friese
Mit einer Stele erinnert die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) an die US-amerikanische Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und JLU-Alumna Mildred Harnack-Fish. Die Skulptur aus schwarzem Granit ist nun vor dem Seminargebäude Philosophikum im Alten Steinbacher Weg aufgestellt worden. Der Standort nimmt Bezug auf die literaturwissenschaftliche Promotion von Mildred Harnack-Fish an der Universität Gießen und ihr Wirken als Dozentin. Bei der Skulptur handelt sich um die Schwesterstele zu einem Kunstwerk, das die Widerstandskämpferin in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin würdigt. Eine feierliche Einweihung der Stele in Gießen im Beisein des Hessischen Ministerpräsidenten und einer Delegation aus Wisconsin, wo Harnack-Fish geboren wurde und studierte, ist pandemiebedingt für das kommende Jahr geplant.

„Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten und an diejenigen, die sich der NS-Gewaltherrschaft mutig widersetzten, ist unsere gesellschaftliche Verantwortung“, so JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Mit dieser Stele gedenken wir unserer Alumna Mildred Harnack-Fish sichtbar und dauerhaft. Der Gedenkort schlägt zudem eine weitere Brücke zu unserer Partneruniversität in Wisconsin und erweitert unsere Zusammenarbeit um eine wichtige Dimension.“

„Es gab viele mutige Frauen, die sich entschieden gegen das NS-Unrechtsregime gestellt haben. Die Erinnerungen an ihren Widerstand zu bewahren, ist daher von hoher Pflicht. Mildred Harnack-Fish war eine der Frauen, die ihre Stimme gegen die Diktatur erhoben und für die Demokratie gekämpft haben. Für ihre Überzeugungen hat sie ihr Leben gelassen“, betonte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. „Haltung zeigen ist aktueller denn je. Nur wenn wir entschlossen für unsere demokratischen Prinzipien einstehen, bleibt unsere Gesellschaft zukunftsfähig“, unterstrich Bouffier.

Die Gedenkstele an der JLU geht zurück auf eine Anregung des amerikanischen Dozenten Dr. Nick Schweitzer von der Law School der University of Wisconsin-Madison, der im Rahmen der langjährigen intensiven Kooperationsbeziehungen 2018 einen Lehraufenthalt am Fachbereich Rechtswissenschaft der JLU absolvierte. Während seiner Gastdozentur hatte er Kontakt mit dem Dekanat aufgenommen und eine Initiative zum Gedenken an Mildred Harnack-Fish vorgestellt. Hintergrund war eine Mildred-Harnack-Fish-Gedenkstele des Künstlers John Durbrow, die im Jahr 2018 in den USA errichtet worden ist. Mit Wisconsin ist das Land Hessen seit mehr als vier Jahrzehnten partnerschaftlich verbunden, weshalb die Einweihung der Gedenkstele in Madison im Juli 2019 während einer Delegationsreise des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier in die USA stattfand, an der auch die Wissenschaftsdelegation und somit JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee sowie die Leiterin des Akademischen Auslandsamts der JLU, Julia Volz, teilnahmen.

In Abstimmung mit der Hessischen Staatskanzlei, der Stadt Madison, dem Künstler John Durbrow und dem Initiator Dr. Nick Schweitzer beschloss das Präsidium der JLU die Installation einer Schwesterstele an der JLU. Die Stele fertigte der Steinmetz Alexander Horst aus Hungen an. Eine Bodenplatte, die in Kürze beim Werk eingelassen wird, trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an Mildred Harnack-Fish (1902 – 1943), Studentin der Universität Wisconsin-Madison und Absolventin der Universität Gießen. Als Angehörige des Widerstands gegen das NS-Unrechtsregime wurde sie im Februar 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet.“

Die Anfertigung und die Installation der Stele kosteten rund 9.000 Euro. Die Skulptur wurde mit finanzieller Unterstützung von Dr. Nick Schweitzer, der Hessischen Staatskanzlei und der Volksbank Mittelhessen und unter Beteiligung des Akademischen Auslandsamts der JLU und der ehemaligen Leiterin des Universitätsarchivs Dr. Eva-Marie Felschow realisiert. Neben der Stele erinnern in Gießen auch das Mildred-Harnack-Fish-Haus, eine Mensa und ein Wohnheim des Studentenwerks Gießen, an die Widerstandskämpferin und JLU-Alumna.

Mildred Harnack-Fish

Mildred Harnack-Fish wurde am 16. September 1902 in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Sie studierte englische Sprache und Literatur in den USA und wurde im Jahr 1941 in Gießen promoviert. Zuvor arbeitete sie als Dozentin für deutsche Literatur an der University of Wisconsin-Madison. Dort lernte sie den Juristen und Rockefeller-Stipendiaten Arvid Harnack kennen, den sie heiratete und dem sie 1929 nach Deutschland folgte. Beide engagierten sich im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime, was sie letztlich mit ihrem Leben bezahlten. Mildred Harnack-Fish wurde zunächst zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf Anordnung von Adolf Hitler fand eine neue Hauptverhandlung statt, in der sie zum Tode verurteilt wurde. Am 16. Februar 1943 richteten die Nationalsozialisten sie im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hin.

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