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Copernicus-Preis für Prof. Dr. Sascha Feuchert

Gießener Experte für Holocaustliteratur teilt sich das Preisgeld von 200.00 Euro mit seiner polnischen Kollegin Prof. Dr. Krystyna Radziszewska – „Errungenschaften in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft“

Nr. 62 • 28. April 2022

Prof. Dr. Sascha Feuchert. Foto: Piotr Banczerowsk

Der Germanist und Experte für Holocaustliteratur Prof. Dr. Sascha Feuchert von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist mit dem hochdotierten Copernicus-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP) ausgezeichnet worden. Das Preisgeld von 200.000 Euro teilt er sich mit seiner polnischen Kollegin Prof. Dr. Krystyna Radziszewska von der Universität Łódź, die ebenfalls den Copernicus-Preis erhält. Seit über 20 Jahren haben die beiden viele gemeinsame Editionen und andere Forschungsvorhaben realisiert, die sich vor allem (aber nicht nur) auf das Getto Lodz/Litzmannstadt beziehen. Die gemeinsame Edition der Chronik des Gettos dürfte das größte deutsch-polnische Editionsvorhaben gewesen sein, das in der Holocaust-Forschung bislang realisiert wurde.

„Ich bin wirklich überwältigt und voller Dankbarkeit für diese großartige Auszeichnung“, sagte Prof. Feuchert. „Dankbar bin ich vor allem auch für die einzigartige Forschungsumgebung in Gießen, die das alles ermöglicht hat: Nicht nur ist die Partnerschaft mit Łódź hier seit sehr langer Zeit integraler Bestandteil so vieler unterschiedlicher Forschungsvorhaben. Gleichzeitig wird auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Holocaustliteratur an der JLU seit zwei Jahrzehnten intensiv gefördert.“

JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee freute sich sehr über den Preis und gratulierte Prof. Feuchert zur verdienten Auszeichnung: „Nicht nur seine jahrzehntelangen Arbeiten an der Getto-Chronik haben mich tief beeindruckt. Unsere Arbeitsstelle Holocaustliteratur hat sich dank Prof. Feuchert längst überregional einen Namen gemacht. Dass mit dem Copernicus-Preis nicht nur unsere langjährige Partnerschaft mit der Universität Łódź, sondern auch der Gießener Osteuropa-Schwerpunkt gestärkt wird, freut mich sehr. Gerade in diesen Kriegszeiten sind die Verbindungen zu unseren Partnern in den osteuropäischen Ländern wichtiger denn je.“

Prof. Feuchert und Prof. Dr. Krystyna Radziszewska erhalten den Preis für ihre Errungenschaften in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft, wie die DFG am Donnerstag mitteilte. Die von DFG und FNP berufene Jury sprach Feuchert und Radziszewska den Preis für ihre weitreichende Kooperation auf dem Gebiet der Holocaust-Studien zu. Ihre Forschungen an literarischen Zeugnissen aus dem Getto in Łódź/Litzmannstadt, dem zweitgrößten in Polen während der nationalsozialistischen Besatzung, haben aus Sicht der Jury einen erheblichen Beitrag zur Rekonstruktion des Alltagslebens und der jüdischen Kultur im Getto geleistet. Hervorzuheben seien insbesondere die in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleginnen und Kollegen entstandene fünfbändige Edition der „Getto-Chronik“ sowie die „Enzyklopädie“ des Gettos.

Bei diesen kommentierten Editionen handelt es sich um von jüdischen Bewohnern des Gettos gemeinsam verfasste Aufzeichnungen, die sowohl der Dokumentation historischer Ereignisse wie den Deportationen als auch der Bewahrung jüdischer Kulturgeschichte dienten. Sie seien nach Ansicht der Jury von fundamentaler Bedeutung für die Erforschung des jüdischen Lebens im Getto und bildeten eine wesentliche Grundlage für die Beantwortung von Forschungsfragen weit über die Literaturwissenschaft hinaus. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury außerdem von der Übersetzung der wesentlichen gemeinsamen Publikationen in gleich vier Sprachen (Deutsch, Polnisch, Englisch und Jiddisch) sowie einer weit in die Gesellschaft hineinwirkenden Öffentlichkeitsarbeit.

Nach einer journalistischen Ausbildung studierte Sascha Feuchert Germanistik, Anglistik und Pädagogik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Im Rahmen seines Studiums und seiner weiteren wissenschaftlichen Karriere am Institut für Germanistik der Universität Gießen führten ihn ein Auslandssemester und ein Aufenthalt als Gastdozent nach Łódź und Szczecin in Polen. Seit 2008 ist Feuchert Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Universität Gießen, seit 2017 an derselben Universität Professor für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur sowie ihre Didaktik. Er wurde mit mehreren Preisen für Lehre und Literatur sowie Anerkennungspreisen der Universität Łódź ausgezeichnet.

 

  • Weitere Informationen

https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung_nr_12/

 

  • Kontakt


Arbeitsstelle Holocaustliteratur
am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Telefon: 0641 99-29093

 

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Forschung