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Wie man mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigt

Multitasking im Mittelpunkt eines neuen DFG-Schwerpunktprogramms – Gießener Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler kooperieren mit Psychologinnen und Psychologen der Universitäten Würzburg und Aachen

Nr. 145 • 22. Juli 2014

In vielen Bereichen unseres Lebens müssen wir mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen – das sogenannte Multitasking ist nicht mehr wegzudenken aus der modernen Arbeitswelt und unserem Alltag. Häufig wird es mit erhöhten Unfallrisiken und schlechteren Leistungen in Verbindung gebracht. Die Erforschung von Multitasking aus interdisziplinärer Perspektive steht im Mittelpunkt eines neuen Schwerpunktprogramms (SPP) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), in dem Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) mit Psychologinnen und Psychologen der Universitäten in Würzburg und Aachen zusammenarbeiten. Die Koordination des SPP 1772 „Kognitive Mehrfachanforderungen: Repräsentationen und Mechanismen“ liegt bei Prof. Dr. Andrea Kiesel, Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Sprecherin), Prof. Dr. Hermann Müller, Institut für Sportwissenschaft der JLU (stellvertretender Sprecher) und Prof. Dr. Iring Koch, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen. Von den 72 eingereichten Konzepten hat die DFG 16 bewilligt, darunter das Projekt mit Gießener Beteiligung.

„Die Förderentscheidung der DFG freut mich ganz besonders, weil es jetzt erstmalig in einem derart großen Rahmen möglich sein wird, in einer engen Kooperation zwischen Psychologie und Bewegungswissenschaft eine solch wichtige Thematik zu bearbeiten“, sagte Prof. Dr. Hermann Müller, stellvertretender Sprecher des SPP. JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee gratulierte den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herzlich zu diesem Erfolg: „Die Einwerbung dieses Schwerpunktprogramms zeigt, dass die JLU auch in der sportwissenschaftlichen Forschung hervorragend aufgestellt ist.“

Die DFG stellt für die 16 neuen Schwerpunktprogramme in der ersten Förderperiode von 2015 bis 2017 insgesamt 89 Millionen Euro zur Verfügung. Maximal dauert die Förderung sechs Jahre. Alle Programme sind in hohem Maße interdisziplinär und zeichnen sich durch den Einsatz innovativer Methoden aus. Außerdem haben die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Frauenförderung einen hohen Stellenwert: So haben alle beteiligten Einrichtungen ein Gleichstellungskonzept. Die 16 SPP sind von der DFG einzeln ausgeschrieben worden. Die DFG prüft anschließend die Förderanträge auf ihre wissenschaftliche Qualität und ihren Beitrag zum jeweiligen Hauptthema.

In dem Schwerpunktprogramm wird Multitasking aus den Perspektiven der Kognitiven Psychologie und der Bewegungswissenschaft betrachtet. Kognitive und motorische Prozesse sind beim Multitasking sind eng miteinander verknüpft, obwohl sie bislang meist einzeln betrachtet wurden. Die Fähigkeit zum Multitasking lässt mit dem Alter nach. So haben älteren Menschen oft bereits Schwierigkeiten damit, sich während des Gehens zu unterhalten. Ein Ziel des Schwerpunktprogramms ist es, genauer zu verstehen, aus welchen Gründen es bei solchen Mehrfachaufgaben zu Leistungseinbußen kommt. Der Blick soll dabei aber nicht nur auf mögliche Defizite gerichtet sein. Es soll auch untersucht werden, wie man die begrenzten Verarbeitungskapazitäten geschickt auf die einzelnen Aufgaben verteilen kann bzw. wie sich dies durch geeignetes Training verbessern lässt.

An der Universität Gießen werden bereits drei DFG-Schwerpunktprogramme koordiniert: das SPP 1516 „New Frameworks of Rationality“ von Prof. Dr. Markus Knauff, Professur für Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung, das SPP 1710 „Dynamics of Thiol-based Redox Switches in Cellular Physiology“ von Prof. Dr. Katja Becker, Professur für Biochemie und Molekularbiologie, sowie das SPP 1807„Control of London dispersion interactions in molecular chemistry“ von Prof. Dr. Peter R. Schreiner, Professur für Organische Chemie.

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Forschung