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Städte als „Arche“ gegen das Aussterben: der Gartenschläfer in Deutschland

Wertvolle Beobachtungen im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ von BUND, JLU Gießen und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Nr. 124 • 22. August 2022

Foto: BUND / Jiří Bohdal

Nach drei Jahren intensiver Forschung zeigt das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ deutlich, wie wichtig die Stadt als Lebensraum für diesen kleinen Verwandten des Siebenschläfers ist. „Wir vermuten, dass Städte für den stark gefährdeten Gartenschläfer mittlerweile eine Art ‚Arche‘ geworden sind, in denen er passende Lebensbedingungen findet, um zu überleben“, so Johannes Lang, Biologe und Leiter der AG Wildtierforschung an der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU).


Die Schlafmaus kommt mittlerweile überwiegend im urbanen Raum im Südwesten Deutschlands vor. Hier gibt es ausreichend Nahrung sowie einen strukturreichen Lebensraum mit vielen Verstecken. Lang berichtet: „In den Wäldern der Mittelgebirge, in denen der Gartenschläfer ursprünglich weit verbreitet war, scheinen wir dagegen gerade Zeuge eines Aussterbens zu sein.“ Dies sind einige Ergebnisse des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Gefördert wird das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

Der Gartenschläfer ist eine heimische Tierart, war aber bislang kaum bekannt und erforscht. Seine Bestände in Europa und auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. Deshalb untersuchte das Projektteam alle denkbaren Ursachen: von der Genetik, möglichen Krankheiten und Fressfeinden, der Nahrung bis zu Lebensräumen und Klimaveränderungen.

Mechthild Klocke, Projektleiterin beim BUND: „Städte allein als Lebensraum bieten dem Gartenschläfer keine Perspektive, darauf können wir uns nicht ausruhen. Allein der Einsatz von Rattengift und Pestiziden hat deutliche Folgen für den Gartenschläfer. Hinzu kommen das Verdichten der Städte und der Verlust von Stadtnatur, der seine Lebensräume schrumpfen lässt. Auch das Insektensterben trifft diese Art unmittelbar, denn Insekten sind eine ihrer Nahrungsgrundlagen.“

Anhand der neuen Erkenntnisse entwickelt das Team aus Wissenschaft und Naturschutz deshalb jetzt passende Schutzaktionen. Auch die Lebensräume für Gartenschläfer & Co.in Stadt, Kulturlandschaft und Wäldern stehen dabei im Fokus. Klocke: „Wir wollen für den Gartenschläfer wieder Rückzugsräume schaffen, etwa durch Pflanzungen, durch das Zulassen von verwilderten Flächen oder konkret durch das Anbieten von Nistkästen. Vor allem aber gilt es, die Menschen noch stärker für den Natur- und Artenschutz zu bewegen: vom Balkonbesitzer bis zur Kleingärtnerin, vom Förster bis zur Obstbäuerin, von den Behörden bis zu den Gemeinden. Die Forschungsergebnisse zeigen ganz konkret auf, was jeder und jede von uns gegen das Aussterben des Gartenschläfers tun kann. Hier setzen wir jetzt an.“

  • Weitere Informationen

www.gartenschlaefer.de
https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/spurensuche-gartenschlaefer.html
Gartenschläfer-Fotos: www.bund.net/service/presse/pressebilder/aktionen/#c12092

  • Kontakt


Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische
Arbeitskreis Wildbiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen e.V.
Telefon: 0641 99-37722


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Naturschutzgroßprojekte
Telefon: 030-27586-544

 

 

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Forschung