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Gießener Anzeiger vom 15.6.2006

Zwischen Zaubertrank und lebensgefährlichem Doping

Prof. Jens Adolphsen wusste bei Justus’ Kinderuni mit Erkenntnissen über illegale Leistungssteigerung im Sport zu begeistern -- Freigabe keine Lösung

GIESSEN (fm). Asterix’ Sieg gegen gedopte Römer mit blau gefärbten Zungen und die Beschreibung einer umstrittenen "Luft-in-den-Hintern-Methode" zur Leistungsverbesserung von Schwimmern aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts taten ihre Wirkung: Ungeachtet der tropischen Hitze und der Fußball-WM beteiligten sich rund 300 Kinder mit großem Eifer an dem Frage-und-Anwort-Spiel, das Prof. Jens Adolphsen, einer von nur zwei Sportrechtsexperten in Deutschland, in der zweiten Sommersemester-Veranstaltung von Justus’ Kinderuni um die Fragen aufbaute: Was ist Doping? Warum ist Doping verboten? Kann man Doping freigeben? Wer bestraft wegen Doping?

Das Beispiel der erst siebenjährigen Alina zeigte, dass sich die kleinen Hörer sehr für die Thematik interessierten. Fein säuberlich notierte die Gießener Schülerin wichtige Aussagen -- darunter die Weltrekorde im 100-Meter-Lauf, Hoch-, Weit- und Stabhochsprung -- in ihr Notizheft mit dem in einer Klarsichthülle steckenden Studentenausweis.

Bei jedem Sieg eines Läufers komme es nur darauf an, "dass er der Schnellste ist", betonte Adolphsen, selbst Vater von drei Kindern. Unabhängig von Haut- oder Haarfarbe. "Was im Sport zählt, sind Schnelligkeit und Ausdauer."

Im Prinzip herrsche für jeden, der vom Sieg träumt, Gleichheit mit seinen Konkurrenten, sagte der Experte. Wäre da bloß nicht die alles überschattende Devise "Schneller-Höher-Weiter", die dem Sport selbst den Vorwurf eingetragen habe, er fördere ja das Doping.

Schon bei Asterix’ Abenteuern sei nachzulesen: "Das Einnehmen jeglicher kraftfördernder Mittel ist verboten und wird mit Disqualifikation bestraft", sagte Adolphsen. Doch was tun, wenn ein Athlet merkt, dass er als Sportler nicht mehr besser wird? Ausgehend vom Zaubertrank der Gallier mit teils unbekannten Zutaten, erfuhren die Kinder, dass das Wort "Doping" auf einen Schnaps der Bantus und auf ein von den Buren in Südafrika gebrauchtes Wort zurückgeht.

Auf der so genannten Dopingliste stehen laut Adolphsen "Wirkstoffe und Methoden, die zu allen Zeiten verboten sind", aber auch solche, die beim Wettkampf oder bei bestimmten Sportarten im Urin eines Sportlers keinesfalls nachgewiesen werden dürfen. Großaufnahmen von roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren, Intensivtraining in dünner Bergluft, "Blut-Doping" zur Vermehrung der Zahl roter Blutkörperchen und vieles mehr. Adolphsen schärfte den Blick der Kinder für die lebensgefährlichen Begleiterscheinungen solcher Methoden und vieler Substanzen. Doping für alle erlauben? Das wäre "keine Lösung, weil es nur scheinbar Gleichheit herstellt und zudem lebensgefährlich ist".