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In der Lebensmitte

'In der Lebensmitte' beschreibt die Follow-up-Phase eines Projektes mit ehemaligen HauptschülerInnen, das in den 70er-Jahren begonnen wurde. Nach einem Treffen der Beteiligten, sowohl der ehemaligen SchülerInnen als auch einzelner ForscherInnen aus der damaligen Zeit, reifte die Idee, das Projekt fortzusetzen. Neue ForscherInnen kamen hinzu. Von großem Interesse war dabei auch die Möglichkeit, die damalige Untersuchung zu einer Längsschnittuntersuchung ausbauen zu können, die eine Kombination von qualitativen und quantitativen Vorgehen ermöglicht. Ein Forschungsdesign, das in der deutschen Forschungslandschaft immer noch vergleichsweise selten ist. Das neu aufgelegte Projekt fragt u.a.: Wenn wir die gesamte Lebensspanne von den 70er-Jahren bis jetzt in den Blick nehmen, welche Lebensverläufe zeigen sich bei den ehemaligen HauptschülerInnen – eher kontinuierliche oder diskontinuierliche Verläufe? Von Interesse ist zudem die Frage, ob es, gemessen an den Merkmalen der damaligen Typologie, davon abweichende oder unerwartete Lebensverläufe gibt.

Von 1973 bis 1978 führte das Forschungsteam "Projektgruppe Jugendbüro" (I. Behnken/G. Flentge/F. Gürge/P. Held/B. Kohaupt/U. Mendel/E. Müller/F. Müller/R. Peukert/J. Zinnecker/G. Zinnecker-Koch) die Studie zur Lebenswelt von HauptschülerInnen durch. Im Rahmen dieser Studie wurden 130 HauptschülerInnen einer städtischen Hauptschule über 5 Jahre auf der Basis von qualitativen und quantitativen Datenerhebungen wissenschaftlich begleitet; anfangs vier 8. Klassen, später wurde dann der Untersuchungszeitraum über die Schulzeit hinaus auf den Abschluss der Lehre und den Berufseintritt erweitert. Befragt wurden auch die Eltern der SchülerInnen, das pädagogische Fachpersonal sowie die LehrerInnen. Daran schließt sich 35 Jahre später, beginnend im Jahr 2010, die zweite Forschungsphase an. Die ‚Ehemaligen’ sind nun um die 50 Jahre alt und die Studie trägt den Titel "In der Lebensmitte – Bildungsbiografische Wege ehemaliger HauptschülerInnen".

Das Design der Studie entspricht einer Panel-Untersuchung mit zwei (zeitlich lang gestreckten) Erhebungsphasen (1. Phase Mitte/Ende der 1970er-Jahre, 2. Phase 2010/11).

Die erste Studien-Phase in den 70er-Jahren (Forschungsschritte):


Die Wohnregion wurde erkundet und (offen strukturierte) Gespräche mit ExpertInnen aus der Jugendarbeit geführt. Es folgte eine "beteiligte Beobachtung" in Form eines reflektierten Mithandelns (Feldtagebücher wurden geführt) im Rahmen einer Klassenreise. Angeboten wurde im Rahmen der Klassenreise eine Beschäftigung mit Fragen der Berufswahl. Zudem wurde eine teilnehmende Beobachtung von Schülertreffpunkten (Freizeitorte) durchgeführt. Außerdem fanden Elternbesuche und Stammtischgespräche mit den Eltern statt; auch hier standen Themen der Berufsfindung im Vordergrund. Durchgeführt wurden außerdem zweimalig so genannte "Polaritäts-Profile" (vgl. u.a. Friedrichs 1980: 184ff.), einmal bezogen auf die Zeit des Berufspraktikums, einmal allgemein auf den Unterricht gerichtet. Daran schloss sich eine auf der Basis der qualitativen Erhebungsschritte konzipierte schriftliche Befragung in den Schulklassen an (Vollerhebung eines Schülerjahrgangs).

Die zweite Studien-Phase ab 2010/2011 (Forschungsschritte):


Auf der Grundlage weniger noch bekannter Adressen und persönlicher Kontakte der ehemaligen Klassenlehrer zu den damaligen Schülern wurde u.a. ein informeller Abend angesetzt, auf dem die Kontakte vertieft und weitere Adressen erschlossen wurden. Auf dieser Grundlage und weiterer recherchierter Adressen der TeilnehmerInnen der ersten Studienphase wurde ein Jahrgangstreffen an der alten Schule initiiert (Qualitative Vorgehensweise: teilnehmende Beobachtung, Fotos/Selbstinszenierungen). Im Anschluss an das Treffen wurden teilstandarisierte Fragebögen verschickt. Die Bögen schließen teils an einzelne Fragen aus dem Fragebogen der ersten Studienphase an, umfassen aber auch Fragen, die sich aus den veränderten Lebensbedingungen und -phasen ergeben (Familiengründung etc.). Variiert wurden voll standardisierte Frageinstrumente mit offenen Frage- und Antwortmöglichkeiten. Nach der schriftlichen Befragung wurden narrative Interviews mit einzelnen SchülerInnen und ehemaligen Lehrern sowie Gruppendiskussionen geführt; die Auswertungsphase (die Auswertung erfolgt auf der Grundlage der dokumentarischen Methode; siehe u.a. Bohnsack 2003) ist noch nicht abgeschlossen.


Kontaktadresse:
Dr. phil. habil. Sabine Maschke (Projektleitung)
Justus-Liebig-Universität Gießen
FB 03 - Institut für Erziehungswissenschaft
Professur für Erziehungswissenschaft mit dem
Schwerpunkt Pädagogik des Jugensalters
Karl-Glöckner-Str. 21B
D-35394 Gießen
Tel.:+49 641 99 24081; Fax:+49 641 99 24089
Sabine.Maschke@erziehung.uni-giessen.de