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Tagung "Haus - Geschlecht - Sicherheit. Diskursive Formierungen in der frühen Neuzeit"


Tagung des Teilprojekts C03 "Das 'Haus' als Sicherheit und die (Un-)Sicherheit der Geschlechter" des SFB 138 "Dynamics of Security"


 

Einführung:


In der Forschung besteht Einigkeit darüber, dass dem Haus für die Organisation der frühneuzeitlichen Gesellschaft eine zentrale Bedeutung sowohl ais Nucleus der gesellschaftlichen (und gottlichen) Weltordnung ais auch in seiner Funktion ais Rahmen der Geschlechterordnung zukam. Das Haus bildete seit dem 15. Jahrhundert den faktischen sowie symbolischen Kontext lndividueller Lebensführung in der Familie und war zugleich durch seine tikonomischen, erzieherischen, gemeindlichen und asthetischen Funktionen ein wesentlicher Garant wie auch Prototyp sozialer Stabilitat. Da diese Stabilitat aber nlcht per se gegeben war, sondern in der tagtaglichen Perfonnanz immer wieder neu hergestellt werden musste, war das Haus zu leich ein Schauplatz potenziell destabilisierender Situationen. Das bedeutete hinsichtlich der dem Haus zugeschriebenen Sicherheitsleistungen eine hohe Ambivalenz. Diese lag zum einen in seiner Doppelfunktion ais Subjekt (Sicherheit bietender Raum) und ais ObJekt (zu sichernder Raum) begründet. Zum anderen bestand eln hohes Gefahrdungspotenzial darin, dass die taglichen Routinen und Praktiken nicht erfolgreich waren und dann nicht nur keine Sicherheit boten, sondem vielmehr elne Gefahr für die soziale Stabilitat darstellten. Die genaue Analyse dleser Zusammenhange, ihrer diskursiven Ausgestaltung in der Verklammerung unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilbereiche wie Ükonomie, Recht, Theologie, Polltik, visueller Kultur und Kunst steht nach wie vor aus.

Die Tagung fragt aus der Perspektive der skizzierten Stabilitatsfunktion des Hauses nach den unterschiedlichen Ebenen und Ausgestaltungen dieser Slcherheitsleistungen bzw. Sicherheitsbedrohungen. Die Mehrdimenslonalitat des Hauses ais Gebaude, soziale Gruppe und gesellschaftliches Ordnungsmodell spielt hierbei eine zentrale Rolle, denn dadurch sind Referenzrahmen für ganz unterschiedliche Konzepte, Reichweiten, Instrumente und Strategien zur Herstellung von Sicherheit und Stabilitat bzw. Bedrohungs- und Gefahrdungspotenziale gegeben.

lm Zentrum unseres lnteresses stehen die zahlrelchen schrlftllchen und visuellen Diskurse, mittels derer über das Haus und seine ambivalenten Sicherheitsleistungen reflektiert wurde; Diskurse, die in der Frühen Neuzeit nonnierend wirkten, aber auch von sozialen Praktiken und Herausforderungen sowie gestalterischen Konventionen respektive lnnovationen geformt und verandert wurden.

 

Tagungsprogramm:


Das Tagungsprogramm zum Download.

 

Veranstalterinnen:


  • Prof. Dr. Sigrid Ruby, Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Prof. Dr. Inken Schmidt-Voges, Philipps-Universität Marburg

 

Datum/Veranstaltungsort:


Onlinetagung / 7. bis 8. Dezember 2020