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Iberoromanische Arabismen im Bereich Urbanismus und Wohnkultur - Abstract

PD Dr. Yvonne Kiegel-Keicher

Abstract Dissertation

 

Iberoromanische Arabismen im Bereich Urbanismus und Wohnkultur. Sprachliche und kulturhistorische Untersuchungen.

Publikation: Tübingen, Niemeyer 2005  (404 Seiten)

 

Gegenstand meiner Dissertation, die in gleichem Maße in der Lexikologie und der historischen Kulturwissenschaft angesiedelt ist, sind die sprachlichen Auswirkungen des jahrhundertelangen christlich-islamischen Kulturkontaktes und der arabisch-romanischen Mehrsprachigkeit auf der Iberischen Halbinsel. In dieser empirischen Arbeit konnte ich die enge Beziehung zwischen außer­sprachlichen – kulturellen und kontaktinduzierten – Veränderungen einerseits und lexikalischem Wandel in Form von Entlehnung, Bedeutungswandel und Lexemverlust andererseits nachweisen.

Die Basis und den ersten der beiden Hauptteile der Arbeit bildet eine ausführliche kulturhistorische Bestandsaufnahme: Der islamische und der christliche Urbanismus und die jeweiligen Konzeptionen des privaten städtischen Wohnhauses, seines Aufbaus und seiner Ausstattung werden in allen Details beschrieben, verglichen und auf die jeweiligen religiösen Traditionen und Normvorstellungen zurückgeführt. Sodann wird herausgearbeitet, in welchen Aspekten und aus welchen Motiven der christliche Urbanismus und Wohnbau islamische Konzepte übernommen bzw. in eroberten Gebieten beibehalten hat und welche Gründe dafür ausschlaggebend waren, dass bestimmte Konzepte schließlich wieder aufgegeben oder ersetzt wurden.

Im daran anschließenden sprachwissenschaftlichen Teil werden in vierzig einzelnen Wortgeschichten die Bezeichnungen übernommener Kulturelemente hinsichtlich ihrer semantisch-lexikalischen Entwicklung während des Mittelalters und weit über das Mittelalter hinaus analysiert. Dabei wird sowohl semasiologisch als auch onomasiologisch vorgegangen: Einerseits wird die spanische, portugiesische und katalanische Bedeutungsentwicklung der einzelnen Lehnwörter ausgehend vom arabischen Etymon nachgezeichnet; andererseits wird aber auch das Auftauchen alternativer – erbwörtlicher oder aus dem Lateinischen neu übernommener – Lexeme für die Bezeichnung eines Bau- oder Infrastrukturelementes diskutiert. Um die arabischen und romanischen Lexeme und ihre semantische Entwicklung möglichst detailliert belegen zu können, wurde ein Korpus von mehr als 120 Wörterbüchern ausgewertet. Zu diesen Wörterbüchern gehören nicht nur zahlreiche etymologische, diachronische und modernsprachliche Werke; insbesondere ein umfangreicher Apparat an alten Wörterbüchern und Glossaren des 11. bis 18. Jh. dient der Dokumentation von Entwicklung und Gebrauch der Lexeme. Die Deutung des sprachlichen Wandels erfolgt eng an der Rekonstruktion des kulturellen Wandels. So kann anhand jeder der Wortgeschichten dargelegt werden, inwiefern semantischer und lexikalischer Wandel nur auf der Grundlage von außersprachlichen Faktoren vollständig nachzuvollziehen ist.