Inhaltspezifische Aktionen

Karstphänomene (Donauversickerungen, Aachquelle)

In Flußbett der oberen Donau befinden sich zwischen den Ortschaften Immendingen und Möhringen südwestlich von Tuttlingen mehrere bedeutende Versickerungsstrecken. Zum Zeitpunkt der Exkursion (2. Juli) präsentierte sich die Donau unmittelbar unterhalb von Immendingen (662 m ü.N.N) noch als munterer Fluß (Abb. 6), während nur etwa 2000 m flußabwärts bei den Versickerungsstellen am Eisenbahnviadukt das Flußbett vollständig trocken gefallen war (Abb. 7, 8).

Abb. 6: Die Donau an der Versickerungsstelle unterhalb Immendingen (2. Juli 2004)
Abb. 7: Die Donau an der Versickerungsstelle „Eisenbahnviadukt“ südlich von Möhringen, ca. 2000 m flußabwärts von Abb.6. (2. Juli 2004).

Abb. 8: Die Donau an der Versickerungsstelle „Eisenbahnviadukt“ am 2. Juli 2004. Vor einigen Wochen floss die Donau hier in bis zu 3 m Höhe vorbei.

Das Wasser der Donau versinkt im Schotter und vor allem in den Spalten und Schlucklöchern im Oxford-Kalk des südlichen Prallhanges, um 175 m tiefer in der Aachquelle wieder zu Tage zu treten.

Die Aachquelle ist neben dem Blautopf die größte Karstquelle Deutschlands. Die mittlere Schüttung der Aachquelle liegt bei 8800 l/sec; Minimal- und Maximalwerte weichen, wie bei einer Karstquelle nicht anders zu erwarten, deutlich davon ab (HHQ = 24800 l/sec, NNQ = 1310 l/sec; HHQ/NNQ ca. 19). Der Aachquelle strömt Wasser aus nordwestlicher Richtung von den Immendinger Versickerungsstellen, vom Norden aus der Tuttlinger Gegend und von NNW von der Friedinger Versickerungsstelle zu (Schreiner 1992; Abb. 9, 10, 11). Die Durchlaufzeit des Donauwassers von der Versickerungsstelle am Eisenbahnviadukt zwischen Immendingen und Möhringen bis zur Aachquelle beträgt bei 12 km Entfernung (Luftlinie!) und ca. 175 m Höhenunterschied durchschnittlich 3 Tage. Der Füllungszustand des Karstwasserspeichers steuert die Versickerungsmenge und die Quellschüttung ungefähr nach folgendem Schema:
(a) bei hoher Füllung (etwa im Frühjahr nach der Schneeschmelze im Schwarzwald): geringe Versickerung, aber hohe Schüttung
(b) bei geringer Füllung (etwa während und nach trockenen Sommern): starke Versickerungen bis hin zur Vollversickerung, aber mäßige bis geringe Quellschüttung.

Der durchschnittliche Kalkgehalt des versickernden Donauwassers (120 mg CaCO3/l) steigt auf dem unterirdischen Weg zur Aachquelle bis auf 186 mg CaCO3/l an. Hieraus kann abgeschätzt werden, dass im Gebiet zwischen Donau und Aachquelle jährlich bis zu 5000 Kubikmeter Kalk gelöst werden.

Abb. 9: Schautafeln zur Hydrogeologie der Donauversickerungen und der Aachquelle.
Abb. 10: Aufwallendes Wasser am Quelltopf der Aachquelle. Von der Wasserfläche des Quelltopfes geht es zunächst 17 m schräg nach Norden in die Tiefe, danach in einer Ganghöhle 550 m lang annähernd waagrecht in nördliche Richtung. Der weitere Verlauf der wasserführenden Höhlen und Spaltenzonen ist im einzelnen noch nicht bekannt. Es handelt sich zweifellos um ein aus mehreren Ästen oder Zügen zusammengesetztes System, das auch durch senkrechte Schächte Wasser aus höheren Stockwerken und von der Oberfläche des Einzugsgebeites aufnimmt (Schreiner 1992).
Abb. 11: Förderspalte an der Aachquelle, zum Zeit- punkt der Aufnahme (2. Juli 2004) trockengefallen.