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Schonflächen im Grünland sollen die Biodiversität fördern

In Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben forscht die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) an Methoden zum Schutz der Artenvielfalt

Nr. 153 • 10. November 2021

Schonstreifen im Grünland: Hier ein Beispiel aus Buseck (Sonnenhof; Jürgen Scheld). Drohnenaufnahme: Jakob Nolte

Kontrolle der Fallen für bodenbewohnende Insekten in einem Schonstreifen in Gronau bei Bad Vilbel durch die Doktorandin Mareike Oponczewski, Institut für Tierökologie. Foto: Ruben Lukas Keil
Obwohl nur ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland aus Grünland – also Wiesen und Weiden – besteht, ist es entscheidend für die Vielfalt unserer Pflanzen und Tiere. Über die Hälfte der ca. 3.600 in Deutschland heimischen Farn- und Blühpflanzenarten kommen in Grünlandbiotopen vor, über ein Drittel davon haben hier ihr Hauptvorkommen. Mit der Nutzung durch die Landwirtschaft entsteht ein Dilemma: Um das Grünland für die Silage und damit als Grundfutter für die Milchproduktion zu nutzen, ist eine frühe und häufige Mahd mit dem Ziel einer möglichst hohen Energie- und Proteindichte der Grünlandpflanzen nötig. Auf diese Weise verschwinden aber viele Kräuter aus dem Grünland, weil sie sich nur über die spätere Blüten- und Samenbildung ausbreiten können. Der so entstehende hohe Gräseranteil ist beispielsweise für Blütenbesucher wie Bienen und Schmetterlinge wenig interessant.
Doktorandin Mona Nehl (Professur für Ökolandbau) und der studentische Botanikexperte Jakob Nolte bei der Pflanzenkartierung auf einer Versuchsfläche in Großen-Buseck. Foto: Mona Nehl

Der Frage, wie man auch im Wirtschaftsgrünland die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere fördern kann, gehen Forscherinnen und Forscher aus dem Ökolandbau und der Tierökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) nach. In dem EU-Forschungsprojekt „Schonstreifen im Grünland“ arbeiten sie mit sechs landwirtschaftlichen Betrieben in Mittelhessen zusammen, um auf fünf Prozent eines Grünlandschlages Schonstreifen anzulegen, die ein Jahr nicht genutzt werden. Die Lage der Schonstreifen wechselt dabei über die drei Jahre Projektlaufzeit, was die Blüten- und Samenbildung, vor allem auch der Blühkräuter, über die gesamte Fläche ermöglicht und damit den Vorrat an Samen im Boden nachhaltig erhöht. Zugleich werden Refugien für Insekten und andere Tiere für die Wiederbesiedlung nach der Bewirtschaftung geschaffen.

Die gemeinsame Betrachtung von Flora und Fauna, auch in aufwändigeren Experimenten auf den Versuchseinrichtungen der JLU, erfasst dabei die komplexen Wechselbeziehungen zwischen Pflanzengesellschaft und Insektenspektrum. So werden etwa über Bodenfallen der Insektenbestand in den Schonstreifen untersucht und Blütenbesucher erfasst.

Über die Beteiligung des Referats Agrarförderung im Hessischen Umweltministerium als Projektpartner sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Biodiversitätseffekten der Schonstreifen helfen, Sonderleistungen im Naturschutz (Förderung der Landwirtschaft über Agrarumweltmaßnahmen) für das Wirtschaftsgrünland zu optimieren. Das Projekt wird im Rahmen der europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) gefördert.

 

 

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Professur für Tierökologie

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Forschung