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Wertvolles Stück Gießener Geschichte bereichert universitätseigene Silbersammlung

Ehrenpokal für Justus Liebig aus dem Jahr 1851 in der Vitrine des Rektorenzimmers – Universität Gießen macht mit Neuerwerbung ein Stück ihrer eigenen Geschichte sichtbar

Nr. 154 • 14. Oktober 2025 

Drei Männer stehen vor dem geöffneten Vitrinenschrank. In der Mitte hält Prof. Krüger den Pokal mit Handschuhen.
Wertvoller Ehrenpokal für Justus Liebig: Im Rektorenzimmer begutachten JLU-Vizepräsident Prof. Karsten Krüger (M.), GHG-Vorsitzender Prof. Volker Wissemann und Universitätsarchivar Lutz Trautmann (re.) den Neuzugang der Silbersammlung. Foto: JLU / Katrina Friese

Ein bedeutendes Zeugnis der Wissenschaftsgeschichte kehrt an die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) zurück: Ein kunstvoll gestalteter silberner Deckelpokal, der Justus Liebig, dem berühmten Chemiker und Namensgeber der Universität, von seinen Schülern im Jahr 1851 gewidmet wurde, bereichert ab sofort die historische Silbersammlung der JLU. Dass der Ankauf des wertvollen Stücks Gießener Geschichte zustande kam, ist dem Entgegenkommen eines privaten Sammlers, den intensiven Recherchen im Universitätsarchiv, der Unterstützung des Präsidiums und der JLU-Sammlungskoordination sowie einer großzügigen Spende der Gießener Hochschulgesellschaft (GHG) zu verdanken. 

Im Juli 2025 erhielt die Universität das Angebot, das 32 Zentimeter hohe Silberstück mit der Inschrift „Justus von Liebig von seinen Schülern zum 17ten Mai 1851“ von einem privaten Sammler zu erwerben. Geklärt werden musste zunächst, ob ein Bezug zur Gießener Universitätsgeschichte tatsächlich gegeben ist. Nachdem das Universitätsarchiv die Echtheit und historische Bedeutung des Pokals durch den Fund eines Briefes Liebigs vom 19. Mai 1851 bestätigen konnte, entschied sich die JLU für den Erwerb des Pokals. 

Als entscheidender Fund erwies sich bei den Recherchen ein Brief vom 19. Mai 1851, in dem Liebig (1803–1873) die freudige Überraschung beschreibt, die ihm seine Studenten anlässlich seiner Silberhochzeit bereitet hatten: „Wir feierten am Samstag [17. Mai 1851] einen festlichen Tag, den Tag unserer silbernen Hochzeit. Alle meine Freunde und Verwandten in Darmstadt wußten davon, nur ich ahnte nichts, […] Die Studenten überbrachten einen silbernen Ehrenpokal, Nachtmusik usw. – […].“ 

Großaufnahme vom Deckelpokal. Im Hintergrund verschwommen ist das Gemälde von Justus Liebig im Goldrahmen.
Der silberne Deckelpokal von 1851, im Hintergrund ein Porträt von Justus Liebig. Foto: JLU / Barbara Zimmermann

Der Ehrenpokal steht sinnbildlich für Justus Liebigs umfangreiche Lehrtätigkeit in Gießen. Von 1824 bis 1852 prägte Liebig ein akademisches Umfeld maßgeblich mit, das zahlreiche bedeutende Wissenschaftler hervorbrachte. Liebig hatte in dieser Zeit in Gießen insgesamt 793 Studenten – eine beachtlich große Anzahl für einen Ordinarius in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den engeren Kreis seiner Schüler bildeten die Assistenten, Privatdozenten und Professoren seines Umfelds, unter ihnen bedeutende Wissenschaftler wie Heinrich Buff (1805–1878), Heinrich Will (1812–1890) und August Wilhelm Hofmann (1818–1892). 

Der Deckelpokal im historistischen Stil wurde von Liebigs Schülern nach Ausweis des Silberschmiedestempels bei dem renommierten Juwelen-, Gold- und Silberwarengeschäft „Sackermann, Hessenberg und Co.“ in Frankfurt am Main gekauft. Die Silberschmiede der Familie Hessenberg, gegründet 1768, ergänzte seit den 1830er-Jahren einen Teil ihres Angebots an Silberwaren bei Manufakturen in Offenbach/Main. Die ungestempelten Offenbacher Stücke wurden dabei in Frankfurt mit den eigenen Merkzeichen versehen, die nun als Verkäufermarke dienten. Der Liebig-Pokal von 1851 kann daher in Frankfurt oder Offenbach gefertigt worden sein.

„Bereits im Jubiläumsjahr der Ludwigs-Universität Gießen 1907 wurde angenommen, dass die Universitäts-Silbersammlung mit ihren wertvollen Insignien, Bechern und Pokalen im Stil von Renaissance und Barock bis Jugendstil vermutlich keine Erweiterung mehr erfahren würde“, berichtet Universitätsarchivar Lutz Trautmann, der sich persönlich sehr für den Ankauf des Deckelpokals eingesetzt hat. Dabei sei es bis zuletzt geblieben. 

„Mit dem Erwerb dieses historisch wertvollen Stücks gelingt es der JLU nun nicht nur, ihre Sammlung zu erweitern, sondern auch, die Erinnerung an Justus Liebig und seine Verdienste als Hochschullehrer lebendig zu halten“, freut sich Prof. Dr. Karsten Krüger, JLU-Vizepräsident für Wissenschaftliche Infrastruktur: „Wir sind froh, dass es der JLU einmal mehr gelungen ist, ein Stück ihrer eigenen Geschichte sichtbar zu machen.“ 

 

Weitere Informationen
www.uni-giessen.de/archiv


Kontakt
Universitätsarchiv
Dr. Joachim Hendel (Leitung)
E-Mail: joachim.hendel

Archivar Lutz Trautmann
E-Mail: lutz.trautmann

 

 

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