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Bewegung zum Schutz vor Herz- und Kreislauferkrankungen

Seniorenvorlesungen des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen – Online-Vortrag von Dr. Pascal Bauer setzt Reihe zum Thema „Sportkardiologie“ fort

Nr. 20 • 7. Februar 2023 

Steinzeitmenschen legten pro Tag 20 bis 40 Kilometer zurück. Heute dagegen ist rund 40 Prozent der Bevölkerung offenbar weniger als zwei Stunden pro Woche körperlich aktiv. Die Zahl fettleibiger Menschen – insbesondere die Anzahl stark übergewichtiger Kinder – nimmt erheblich zu. Dabei ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich erwiesen, dass Bewegung vor Herz- Kreislauferkrankungen schützt. Bereits im Jahr 1953 hätten britische Forschende im Rahmen einer Studie nachgewiesen, dass Londoner Busfahrer, die ständig gesessen hatten, häufiger am Herzinfarkt starben als beispielsweise Schaffner, die sich beruflich regelmäßig bewegt hatten, erinnert Dr. Pascal Bauer im Rahmen der Seniorenvorlesungen des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). „Sportkardiologie“ lautet der Titel der aktuellen Online-Seniorenvorlesung, die ebenso wie zahlreiche weitere Beiträge der beliebten Reihe auf der Homepage verfügbar ist: www.med.uni-giessen.de/senioren

Sport spielt sowohl zur Prävention als auch bei der Behandlung zahlreicher Erkrankungen eine wichtige Rolle. „Eine regelmäßige körperliche Betätigung kann das Risiko für Demenz, Schlaganfall (ischämischer Insult) und hohen Blutdruck senken, die Lebenserwartung verlängern und die geistige Leistungsfähigkeit sowie die allgemeine Fitness verbessern“, betont der Mediziner. Therapeutisch werde Sport gezielt bei koronarer Herzerkrankung, arterieller Hypertonie, Herzinsuffizienz, Tumorerkrankungen, Osteoporose, Depression und anderen Erkrankungen eingesetzt. Wichtig sei dabei jedoch die richtige Dosierung. Hierzu seien sogenannte „Sportrezepte“ nützlich.

Auf das richtige Maß kommt es an: Wenn Sport in einem zu exzessiven Ausmaß betrieben werde, erhöhe sich das Risiko für psychische Störungsbilder wie Essstörungen, Substanzmissbrauch und Sportabhängigkeit, berichtet Dr. Bauer. „Extreme exercise“ führe sogar für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko. 

Dr. Bauer zeigt in seinem Vortrag anschaulich die Versorgung des Herzmuskels mit arteriellem Blut und betont, dass das Herz in Ruhe pro Minute fünf Liter Blut durch den Körper pumpt, bei trainierten Ausdauersportlerinnen und -sportlern bis zu 40 Liter Blut pro Minute. Als optimale körperliche Belastung für Menschen unter 60 Jahren werden täglich 8.000 bis 10.000 Schritte angegeben, für über 60-jährige 6.000 bis 8.000 Schritte pro Tag. Wer vormittags aktiv ist, tue sich besonders viel Gutes, sagt Dr. Bauer: Bewegung insbesondere zwischen 8 und 13 Uhr führe zu einem deutlich verminderten Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden oder eine koronare Herzerkrankung zu bekommen.

Dr. Pascal Bauer ist Internist, Kardiologe und Angiologe mit Zusatzbezeichnungen für Notfallmedizin, Ernährungsmedizin und Sportmedizin. Er arbeitet seit 2008 an der Medizinischen Klinik I am UKGM in Gießen, sein Hauptinteresse gilt dem Zusammenhang von Sport und Herz. So betreute er bereits während seiner Ausbildungszeit in Koblenz Coronar-Sportgruppen und engagiert sich seit vielen Jahren in der sportkardiologischen Betreuung von Bundesliga-Mannschaften. 

Prof. Dr. Bettina Kemkes-Matthes, Fachärztin für Innere Medizin (JLU) und Organisatorin der Seniorenvorlesungen des Fachbereichs Medizin, freut sich über den neuen Beitrag, der – wie auch zahlreiche weitere Vorlesungen zu unterschiedlichen medizinischen Themen – online abrufbar ist: „Das Thema ist anschaulich und unterhaltsam aufbereitet“, freut sich die Medizinerin.  Sie kündigt an, dass die beliebten Seniorenvorlesungen im kommenden Sommersemester die Reihe aller Voraussicht nach wieder in Präsenz stattfinden werden.

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