Verbesserte Risikoabschätzung neuer genetischer Technologien für die Moskito-Bekämpfung
Eine neue Methode erlaubt ortsspezifische genetische Modifikationen in der Gelbfiebermücke Aedes aegypti
Nr. 39 • 20. März 2017
Eine alternative Strategie, die vielfältige Ansätze zur nachhaltigen Bekämpfung erlaubt, ist die genetische Modifikation von Moskitos. Mit Hilfe bestimmter Enzyme (Rekombinasen) lassen sich diese Modifikationen ortsspezifisch vornehmen. Dem Gießener Team ist nun die erfolgreiche ortspezifische Modifikation des Tigermücken-Genoms mit Hilfe der sogenannten Cre-Rekombinase gelungen. Die bisher gängigsten Methoden zur Erzeugung transgener Insekten beruhen auf einer zufälligen Integration ins Genom, was oft mit Nachteilen für die Fitness der transgenen Insekten und für die Funktion des Transgens einhergeht.
Nun steht eine weitere Methode zur spezifischen Veränderung des Genoms der Tigermücke zur Verfügung. Sie hat gegenüber den bisherigen Methoden – der phiC31-Rekombinase und der CRISPR-Methode, mit der sich DNA gezielt schneiden und verändern lässt – den Vorteil, dass die Modifikation nicht nur reversibel ist, sondern auch beliebig erweitert und neuen Anforderungen angepasst werden kann. Die neue Methode erlaubt zudem, verschiedene transgene Strategien am selben Integrationsort im Genom miteinander zu vergleichen. Nur so ist ein direkter Vergleich ohne unterschiedliche genomische Einflüsse möglich. Damit lässt sich neben der Funktion und Wirksamkeit der genetischen Modifikationen auch deren Stabilität im Genom beurteilen. „Diese drei Eigenschaften sind wesentliche Kriterien für die Risikoabschätzung der transgenen Systeme, einem zentralen Aspekt bei einer eventuellen Freisetzung der Insekten zur umweltfreundlichen Schädlingsbekämpfung“, so Dr. Irina Häcker, Leiterin des Projekts.
Das Projekt wurde im Rahmen des Emmy Noether Programms (SCHE 1833 / 1-1) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durchgeführt und ergänzt die Bestrebungen der Gruppe von Prof. Schetelig, umweltfreundliche und sichere Strategien für die Bekämpfung von Schad- und Vektorinsekten zu entwickeln.
- Publikation
Häcker I, Harrell II RA, Eichner G, Pilitt KL, O’Brochta DA, Handler AM & Schetelig MF (2017): Cre/lox-Recombinase-Mediated Cassette Exchange for Reversible Site-Specific Genomic Targeting of the Disease Vector, Aedes aegypti. Scientific Reports, 7:43883
DOI: 10.1038/srep43883
http://www.nature.com/articles/srep43883
- Kontakt
Prof. Dr. Marc F. Schetelig
Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Insektenbiotechnologie
Winchesterstraße 2, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-39504
Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041