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Interdisziplinäre Summer School zur juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen

Summer School im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts „Post-Holocaust-Remedies“ – Bewerbung noch bis zum 19. Juni 2023 möglich

Nr. 78 • 30. Mai 2023 

Welche Lehren lassen sich nach den Schrecken des Holocaust aus den bisherigen entschädigungsrechtlichen Maßnahmen ziehen? Welche Instrumente eignen sich zur rechtlichen Wiedergutmachung? Wie kann die Perspektive der Opfer von Gräueltaten besser berücksichtig werden? Antworten auf offene Fragen zum juristischen und politischen Umgang mit dem Holocaust zu finden, ist das Ziel des Forschungsprojekts „Post-Holocaust-Remedies“ am Fachbereich Rechtswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Einen Beitrag dazu leistet vom 18. August bis zum 15. September 2023 eine Summer School in Israel und Deutschland.

Teilnehmen können 25 israelische, kolumbianische und deutsche Studierende, eine Bewerbung ist noch bis zum 19. Juni 2023 über die Webseite www.holocaust-remedies.com möglich. Die Summer School richtet sich nicht nur an angehende Juristinnen und Juristen, sondern an Studierende aller Geisteswissenschaften aus ganz Deutschland. Jüngere Semester sind besonders angesprochen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sich jeweils zwei Wochen lang an der Reichmann-Universität in Herzliya (Israel) und an der JLU mit der juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen auseinandersetzen und dabei auch Perspektiven aufzeigen, wie die gewonnenen Erkenntnisse in die Gestaltung eines bisher an deutschen Hochschulen noch nicht bestehenden einschlägigen akademischen Lehrprogramms einfließen können. Während der Summer School führen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer u.a. Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, denn die Perspektiven der von entschädigungsrechtlichen Maßnahmen Betroffenen und der Opfer nationalsozialistischen Unrechts nehmen eine zentrale Stellung in dem Projekt ein. Auf dem Programm stehen zudem Exkursionen zu für die Entschädigungsprozesse relevanten Einrichtungen – etwa zum Yad Vashem und zu einschlägigen Ministerien.

Das von Prof. Dr. Thilo Marauhn, Professur für Öffentliches Recht und Völkerrecht, an der JLU geleitete Drittmittelprojekt „Die Entwicklung rechtlicher Wiedergutmachungsinstrumente nach dem Holocaust als Lernprozess (Post-Holocaust-Remedies)“ dokumentiert den nach 1945 entstandenen rechtlichen Rahmen für die entschädigungsorientierte Aufarbeitung der Folgen der NS-Verbrechen und beleuchtet ihn kritisch. Erforscht werden die Entwicklung und die Auswirkungen des Entschädigungsrechts im Zusammenhang mit dem Holocaust. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Reichmann-Universität in Herzliya, Israel, und aus dem Instituto Colombo-Alemán para la Paz (CAPAZ) in Bogotá/Kolumbien. Einbezogen werden dazu unterschiedliche Perspektiven aus den Rechts-, Geschichts- und Sozialwissenschaften unter Berücksichtigung von Transitional Justice. Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) im Rahmen der Bildungsinitiative NS-Unrecht gefördert.

Die Summer School wird durch einen interdisziplinären Austausch zwischen Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die praktische Phase des Projekts einleiten, die sich auf Vorschläge zu möglichen Optimierungen zukünftiger Rechtsinstrumente zur Vergangenheitsbewältigung konzentrieren wird. Ende des Jahres 2023 sollen erste Ergebnisse auf einer internationalen Tagung mit Forschenden und Teilnehmenden aus der Praxis diskutiert werden.

  • Weitere Informationen
    www.holocaust-remedies.com (Informationen und Online-Bewerbung)

  • Kontakt
    Prof. Dr. Thilo Marauhn, M.Phil.
    Professur für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht
    Telefon: 0641 99-21150
    E-Mail: thilo.marauhn

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