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Schriftlicher Stolperstein – visuelle Schweigeminute

Präsidium der Justus-Liebig-Universität erinnert mit einer künstlerischen Intervention an das historische Unrecht der Entziehung von Doktortiteln während der NS-Gewaltherrschaft – Aktion im Rahmen der Ausstellung „...ein sehr lebhaftes Vielerlei“ über den Schriftsteller und Theatermann Rudolf Frank

Nr. 138 • 25. Mai 2011

      
Mit einer künstlerischen Intervention erinnert das Präsidium der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) an das historische Unrecht der Entziehung von Doktortiteln während der NS-Gewaltherrschaft und würdigt die betroffenen Personen. Für den Zeitraum von zwei Wochen (26. Mai bis 9. Juni 2011) wird in Form eines „schriftlichen Stolpersteins“ der Doktortitel der Präsidiumsmitglieder innerhalb der schriftlichen und elektronischen Korrespondenz verdeckt. Mit dieser Aktion setzen JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, die beiden Vizepräsidentinnen Prof. Dr. Eva Burwitz-Melzer und Prof. Dr. Katja Becker sowie Kanzler Dr. Michael Breitbach ein auch nach außen deutlich sichtbares Zeichen. Die künstlerische Aktion nach der Idee und Konzeption von Oliver Behnecke (Kulturmanagement und Veranstaltungsdramaturgie der JLU) und Christian Grammel (Absolvent des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft), steht im Zusammenhang mit der Ausstellung „...ein sehr lebhaftes Vielerlei“ über den Schriftsteller und Theatermann Rudolf Frank, die seit 15. April bis zum 17. Juni 2011 im Rektorenzimmer im Universitätshauptgebäude zu sehen ist.

INTERVENTION –  26. Mai 2011 bis 9. Juni 2011

In der schriftlichen und elektronischen Korrespondenz des Präsidiums findet sich in diesem Zeitraum anstatt des jeweiligen Doktortitels in der Namensnennung lediglich die Kombination __ . * (doppelter Unterstrich / Leerzeichen / Punkt / hochgestellter Stern).
Am Ende jedes Schriftstücks und jeder Mail wird folgender Fußnotentext zu lesen sein:

* An dieser Stelle wird üblicherweise der erworbene Doktorgrad durch die gängige Abkürzung „Dr.“ bezeichnet – der Titel soll an dieser Stelle weder unterschlagen noch in Zweifel gezogen werden. Es handelt sich vielmehr um eine visuelle SCHWEIGEMINUTE.
Im Rahmen einer Ausstellung über den Wissenschaftler und Künstler Dr. Rudolf Frank vom 15. April bis 17. Juni 2011 im Universitätshauptgebäude erinnert die Universität Gießen an die während des NS-Regimes aus rassistischen und politischen Gründen zu Unrecht erfolgte Entziehung der Doktorwürde. Das individuelle Schicksal Dr. Rudolf Franks steht für Hunderte, denen zur Zeit des Nationalsozialismus akademische Würden durch deutsche Universitäten entzogen wurden.
Das Präsidium der Universität Gießen würdigt zwei Wochen lang durch diesen schriftlichen STOLPERSTEIN die betroffenen Wissenschaftler. Erst im Februar 2006 wurden sie durch eine offizielle Stellungnahme der Justus-Liebig-Universität öffentlich rehabilitiert.
Ein rechtmäßig erworbenes „immaterielles Gut“ ist unantastbar.
Außerdem wird auf die Website www.uni-giessen.de/cms/rudolf-frank hingewiesen, die weitere Informationen zur Ausstellung und zur Intervention enthält.

Oliver Behnecke und Christian Grammel werden die künstlerische Intervention nachbereiten und dokumentieren. In diesem Zusammenhang werden neben Nachrichten und Dokumenten auch die Reaktionen auf die „Verdeckung“ gesammelt. Sensible Inhalte der Korrespondenz werden dabei selbstverständlich gelöscht bzw. unkenntlich gemacht.
      

  • Termin: INTERVENTION

26. Mai 2011 bis 9. Juni 2011

Weitere Informationen:   www.uni-giessen.de/cms/rudolf-frank

  • Kontakt:

Oliver Behnecke
Kulturmanagement und Veranstaltungsdramaturgie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Ludwigstraße 23
35390 Gießen
Telefon: 0641  99 12007


Herausgegeben von der Pressestelle der Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041