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Abschlussbericht der kolumbianischen Wahrheitskommission

Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) an der Vorstellung des Berichts in Berlin und Frankfurt beteiligt

Nr. 105 • 5. Juli 2022

„Ein Meilenstein für die Verarbeitung der Vergangenheit“: Prof. Dr. Stefan Peters, Friedensforscher der Justus-Liebig-Universität Universität Gießen (JLU) und wissenschaftlicher Direktor des deutsch-kolumbianischen Friedensinstituts CAPAZ (Instituto Colombo-Alemán para la Paz) wird in den kommenden Tagen die Vorstellung des Abschlussberichts der kolumbianischen Wahrheitskommission in Deutschland begleiten. Der Bericht eröffne „Möglichkeiten für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über die Gewalt der Vergangenheit und die notwendigen Veränderungen für den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft“, betont er.

Der Ende Juni in Kolumbien vorgestellte Abschlussbericht der Wahrheitskommission analysiert die Gewalt im Kontext des mehr als 50-jährigen bewaffneten Konflikt in Kolumbien. Er beschreibt die Verletzungen der Menschenrechte, die Gewalt gegen Frauen und LGTBIQ+, die Auswirkungen des bewaffneten Konfliktes auf indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften, die Verletzungen der Rechte von Kindern und Jugendlichen, das Exil sowie die territorialen Dynamiken in den verschiedenen Regionen des Landes.

Der Bericht basiert auf den Aussagen von etwa 30.000 Personen aus Opferorganisationen, der Zivilgesellschaft, ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern der Guerrilla und paramilitärischer Gruppen, dem Militär, Unternehmern etc., weiteren Berichten und eigenen Forschungen der Wahrheitskommission. Auf diese Weise trägt der Bericht zur Aufklärung über die Vergangenheit bei und leistet damit einen Beitrag zur Beendigung des Konfliktes und zum Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens in Kolumbien. Zudem beinhaltet der Abschlussbericht Empfehlungen zur Vermeidung einer Wiederholung der Gewalt der Vergangenheit.

Der Abschlussbericht wurde am 28. Juni in Bogotá inmitten eines Regierungswechsels und nach einem polarisierten Wahlkampf in Kolumbien vorgestellt. „Der Bericht beinhaltet unbequeme Wahrheiten und stößt in Teilen der politischen Öffentlichkeit auf Ablehnung. Das ist keineswegs ungewöhnlich. Von zentraler Bedeutung ist, dass es nicht bei der Polemik bleibt, sondern auf der Basis der Ergebnisse der Wahrheitskommission eine breite Debatte über die Vergangenheit geführt wird – in Schulen und Universitäten, in Familien und Unternehmen, in Gemeinden und Stadtteilen, in der Politik und der Zivilgesellschaft. Seitens des Instituto CAPAZ wollen wir hierzu einen Beitrag leisten,“ so Prof. Peters.

Am 6. und 7. Juli 2022 wird der Abschlussbericht der kolumbianischen Wahrheitskommission in Berlin und Frankfurt (Main) vorgestellt. Leyner Palacios, Mitglied der Wahrheitskommission, wird dabei die Verbrechen an indigenen und afrokolumbianischen Gemeinschaften in den Fokus rücken. Zudem wird das erzwungenen Exil durch die Vertreterinnen der zivilgesellschaftlichen Unterstützungsgruppe der Wahrheitskommission in Deutschland (Nodo Alemania) thematisiert. Beide Veranstaltungen sind öffentlich, eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Das Institut CAPAZ, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die zivilgesellschaftliche Unterstützungsgruppe der kolumbianischen Wahrheitskommission in Deutschland (Nodo Alemania), Kolko sowie Misereor unterstützen gemeinsam die Vorstellung des Berichts in Berlin. In Frankfurt wird die Veranstaltung vom CAPAZ, dem Nodo Alemania, Kolko, Misereor und der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung durchgeführt. Prof. Peters wird die Veranstaltung in Berlin moderieren und in Frankfurt ein Grußwort sprechen.

Das Institut CAPAZ, das neben seinem Hauptsitz in Bogotá kürzlich ein Büro an der Universidad de Antioquia in Medellín eröffnet hat, ist eine Kooperationsplattform zwischen Deutschland und Kolumbien, die durch den Aufbau von Netzwerken zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Regierungsinstitutionen den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Bereich der Friedensarbeit fördert. Dabei sollen insbesondere diejenigen Regionen Kolumbiens eingebunden werden, die am meisten vom Konflikt betroffen sind. Die Konsolidierung dieser Netzwerke ermöglicht die wissenschaftliche und interdisziplinäre Analyse, Reflexion und Diskussion der Lektionen der Vergangenheit und der Herausforderungen der Konstruktion eines nachhaltigen Friedens.

 

  • Termine:

Berlin: 6.7.2022, 18 Uhr, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Leibniz - Saal), Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin

Frankfurt: 7.7.2022, 19 Uhr, Evangelische Akademie Frankfurt (Großer Saal), Römerberg 9, 60311 Frankfurt am Main

 

  • Weitere Informationen

https://www.instituto-capaz.org/en/ - Programm der beiden Veranstaltungen in Deutschland

 

  • Kontakt


Professur für Friedensforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
Akademischer Leiter des Instituto CAPAZ

 


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