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Ringvorlesungen

Programm im Wintersemester 2020/21

Mittwoch, 4. November 2020, 18 Uhr c.t.

Prof. Dr. Ludwig Jäger (Aachen)

Umschrift des Ephemeren. Notieren – Iterieren – Transkribieren

Dienstag, 24. November 2020, 18 Uhr c.t.

Dr. Gesa Finke (Hannover)

Interpretation von graphischer Notation. Fragen und Forschungsperspektiven

Dienstag, 15. Dezember 2020, 18 Uhr c.t.

Prof. Dr. Timothy Ingold (Aberdeen)

Point and Line to Plane

Dienstag, 9. Februar 2021, 18 Uhr c.t.

Prof. Dr. Alexander Rehding (Boston)

Das Unhörbare lesbar machen. Johann Georg Kastner und der Klang der Äolsharfe

Die Veranstaltungen finden digital statt und sind offen für alle Interessierten.


Zum Konzept:

Ausgangspunkt der dreisemestrigen Vortragsreihe ist das 2018 angelaufene D-A-CH-Forschungsprojekt „Writing Music“, dessen Gießener Arbeitsgruppe (Matteo Nanni, Tobias Robert Klein, Julia Freund) die bildhafte Dimension musikalischer Schrift untersucht. Aus dieser Perspektive gerät die Notationsgeschichte als Geschichte der Visualisierung von Musik in den Blick. Bei der Verschrift(bild)lichung von Musik wird der zeitlich sich entfaltende Klang in eine zweidimensional-räumliche Darstellung transformiert, die zumeist – denken wir etwa an die relationale Anordnung der Tonhöhen im Fünfliniensystem – auf die Achsen unserer Körperlichkeit (hier: oben, unten) ausgerichtet ist. Die Vermittlungsprozesse, die dabei zwischen Hör- und Sichtbarem am Werk sind, bilden einen faszinierenden Forschungsgegenstand mit einigen noch offenen Fragen.

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Häufig nimmt die Visualisierung von Musik eine operative Funktion an, sei es als Werkzeug des Komponierens oder in den Bereichen der Analyse und Vermittlung von Musik. Auch digitale Analysetools ermöglich en eine visuelle Übersetzung klanglicher Ereignisse. Doch wie werden Klänge visuell übertragen und welche musikalischen Elemente werden dabei eigentlich ins Bild gesetzt? Und inwiefern wirkt die Visualisierung von Musik auf unsere Hör- und Wahrnehmungsprozesse zurück?

Eine enge Verknüpfung von Hören und Sehen ist bei verschiedenen musikalischen Phänomenen bereits gegeben, etwa in der Filmmusik, in Musikvideos oder in Multimedia-Performances. Wie sind dabei visuelle und klangliche Dimensionen aufeinander bezogen, wo liegen ihre Berührungspunkte, (strukturelle) Analogien, Brechungen, Synergien, Reibungen? Anders gefragt: Wie verhalten sich musikalische und visuelle Eigenlogik zueinander? Gibt es eine genuin audiovisuelle Logik (oder Ästhetik)? Und welche soziokulturellen Faktoren prägen die Assoziierung von musikalischen und visuellen Phänomenen?

Schließlich führt das Moment des Performativen, als Auftreten und Sich-in-Szene-Setzen der Musizierenden, direkt in eine Kultur des Visuellen hinein. Neben der gebärdenhaften Präsenz des Gestischen in der Aufführung von Musik können Gesten – vermittelt durch Klangbilder – aber auch selbst in die Struktur der Musik Einzug finden.

In der Ringvorlesung soll ein breites Spektrum an Phänomenen und Herangehensweisen erörtert werden. Von dort aus können wir in einen interdisziplinären Dialog über die wissenschaftliche Erschließung der zwar stets präsenten doch zugleich nur schwer greifbaren Beziehung zwischen Bildlichkeit und Klang treten.