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Verfahren ermöglicht bessere Anpassung von Hörgeräten

Dissertations-Sonderpreis der Europäischen Union der Hörgeräteakustiker für Gießener Audiologen Dr. Steffen Kreikemeier

Nr. 220 • 13. November 2012

Die Nebengeräusche sind zu stark und störend, die Töne klingen nicht wie gewohnt, im schlimmsten Fall piepsen Geräte häufig – wenn die Hörgeräte nicht richtig eingestellt sind, bedeutet das starke Einschränkungen für  die Trägerinnen und Träger. Ingenieure, Mediziner und Hörgeräteakustiker arbeiten eng zusammen, um die Techniken zu verbessern, die unerwünschten Nebeneffekte möglichst abzustellen und  durch individuell angepasste Lösungen Abhilfe für die Betroffenen zu schaffen. Dr. Steffen Kreikemeier weist in seiner Dissertation nach, dass mit seinem, im Funktionsbereich Audiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) entwickelten lautheitsbasierten Verfahren eine sehr gute Sprachverständlichkeit erreicht wird und die Trägerinnen und Träger ihre neuen Hörgeräte  schneller akzeptieren.  Seine erfolgreiche Arbeit wurde jetzt mit einem Sonderpreis der Europäischen Union der Hörgeräteakustiker e.V. (EUHA)  belohnt.

Auf dem 57. Internationalen Hörgeräteakustiker-Kongress in Frankfurt erhielt Dr. Steffen Kreikemeier  für seine Dissertation „Verfahren zur lautheitsbasierten Anpassung von Hörgeräten mit instantanem Insitu-Perzentil-Monitoring“ den Dissertation-Sonderpreis der Europäischen Union der Hörgeräteakustiker. Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert. In der Arbeit, die Prof. Dr. Jürgen Kießling im Funktionsbereich Audiologie am Fachbereich 11 – Medizin der JLU betreute, wurde ein Verfahren zur Anpassung von Hörgeräten entwickelt, das die individuelle Lautheitswahrnehmung von Hörgeräteträgerinnen und -trägern berücksichtigt.

Durch die Verwendung des Internationalen Sprach Test Signals (ISTS) und der Insitu-Perzen¬til-Analyse – der Berücksichtigung der Verteilung der Schalldruckpegel direkt im Gehörgang – können die Hörsysteme unter den gleichen Bedingungen eingestellt werden, wie sie auch von den Nutzerinnen und Nutzern im Alltag getragen werden, erläutert Dr. Kreikemeier das verbesserte Verfahren. Im Vergleich zur herkömmlichen präskriptiven Anpassung, konnte gezeigt werden, dass mit dem entwickelten lautheitsbasierten Verfahren (Loudnessbased Percentile Fitting – LPFit) eine sehr gute Sprachverständlichkeit erreicht wird.

Aus Sicht der Wissenschaftler ist das ein deutlicher Vorteil zu anderen Verfahren. In der Regel wird bei der Erstversorgung mit Hörgeräten die benötigte Verstärkung noch nicht akzeptiert, weshalb eine schrittweise Gewöhnung (Akklimatisierung) notwendig ist, die die lautheitsbasierte Perzentilanpassung individuell zur Verfügung stellt. Die Trägerinnen und Träger akzeptieren ihre neuen Geräte dadurch wesentlich besser und gewöhnen sich schneller an das Tragen.
Der Präsident der EUHA, Martin Blecker, unterstrich in seiner Laudatio, dass das lautheitsbasierten Verfahren LPFit eine wesentlich bessere Alternative zu standardisierten Grundeinstellungen von Hörgeräten sei, weil sie nicht nur auf durchschnittlichen Werten basiert und zudem individuelle Akklimatisierungsstufen liefert. Die Arbeit von Kreikemeier ist somit auch ein gutes Bespiel, wie Forschungsergebnisse  eine direkte Anwendung in der Praxis finden können.

Steffen Kreikemeier studierte Augenoptik und Hörakustik an der Hochschule Aalen. Nach einem Forschungsaufenthalt am Hearing Aid Research Laboratory der Universität Memphis (USA) und seiner Diplomarbeit über den „Einfluss visueller Stimuli auf Otoakustische Emissionen“ ist er seit 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (Standort Gießen)im Funktionsbereich Audiologie tätig. Dort schloss er 2012 seine Promotion über „Verfahren zur lautheitsbasierten Anpassung von Hörgeräten mit instantanem In-situ-Perzentil-Monitoring“ ab.  Kreikemeier ist Mitglied im Fachausschuss der Deutschen Gesellschaft für Audiologie (DGA) „Hörgerätetechnologie und –Versorgung“ und im Arbeitskreis „Perzentile“ der EUHA.

 

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/cms/audiologie - Funktionsbereich Audiologie der JLU Gießen
http://www.euha.org  - Europäische Union der Hörgeräteakustiker e.V.

  • Kontakt

Dr. Steffen Kreikemeier
Funktionsbereich Audiologie, UKGM GmbH, Standort Gießen
Klinikstraße 29, 35385 Gießen
Telefon: 0641 985 43795; Telefax: 0641 985 43799

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041