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Totgesagte leben länger

von René Schlott / T. Gudewitz, 14.01.08

Hat je ein anderes Medium sein eigenes Ende so oft vorausgesagt

Zeitung der Zukunft
wie die Zeitung? Immer wieder erläutern die Kulturpessimisten unter den Journalisten, warum das gute, alte Nachrichtenblatt auf Dauer nicht gegen das Internet bestehen könne - zuletzt auch die eher von steigenden Auflagenzahlen verwöhnte Zeit Die taz hat im September letzten Jahres dem Schwanengesang trotzig eine Zeitung der Zukunft entgegengestellt.

Nun hat auch Willi Winkler im Aufmacher der „SZ am Wochenende“ einen „Überlebensvorschlag für ein unvergängliches Medium“ unterbreitet. Er empfiehlt die Rückbesinnung auf pointierte Nachrufe und auf Fortsetzungsromane in den Zeitungen - ein Genre das ausgerechnet das Konkurrenzblatt aus Frankfurt noch pflegt. Winklers Rezepte gegen den Untergang der Tagespresse klingen musisch: "Unaktuell, verspielt, erzählerisch, unnütz, einigermaßen kunstvoll und also: literarisch."

Nachdem seit kurzem die Eigentumsverhältnisse bei der Süddeutschen Zeitung geklärt sind, scheint sich das Blatt endlich den Luxus zu erlauben, strategische Fragen wieder eher inhaltlich und weniger mit Blick auf die Rendite zu klären. Zwischenzeitlich drohte den Münchnern ja die Übernahme durch einen Finanzinvestor. Ein Schreckensszenario, dass selbst Jürgen Habermas zu einer essayistischen Intervention veranlasste.

Am Ende seiner Vorschläge zur „Zeitung von morgen“ fordert Winkler, dass das Medium Zeitung immer mit Spannung gelesen werden können muss. Ist der Anfang dafür in seinem eigenen Blatt nicht längst gemacht? „Pumuckl darf eine Freundin haben“, aber „Sarkozy muss ohne Freundin nach Riad“ – diese fesselnden Schlagzeilen druckte die Süddeutsche Zeitung in den letzten Tagen auf ihrer Titelseite.