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Deutscher Bundestag und Berlin (15./16. November 2023)

Während der Open Learning und Reading Week des Fachbereichs 03 haben rund 30 Studierende an einer zweitägigen Exkursion nach Berlin und in den Deutschen Bundestag teilgenommen. Am Anreisetag machte sich die vorrangig aus angehenden Lehrkräften für das Fach Politik und Wirtschaft bestehende Gruppe direkt auf den Weg von ihrem Hostel ins Regierungsviertel. Dort angekommen erwartete sie ein hochspannender Einblick in die bundesrepublikanische Politik: Während die Exkursionsgruppe noch im Bus gen Berlin gesessen hatte, erklärte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die von der Ampelkoalition vorgenommene Umwidmung von Krediten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hin zu Krediten für die Energie- und Wirtschaftswende für verfassungswidrig. In der Folge fehlen der Regierung nun rund 60 Milliarden Euro zur Finanzierung ihres Haushalts. Entsprechend groß war das mediale Interesse an der Plenarwoche - und entsprechend wichtig die Sitzung des von der CDU/CSU-Opposition geführten Haushaltsausschusses. Daher stand der Vorsitzende des Ausschusses, der Gießener Bundestagsabgeordnete Helge Braun (CDU), leider seiner Besuchsgruppe aus Gießen nicht für das geplante Abgeordnetengespräch zur Verfügung. Stattdessen konnte die Exkursionsgruppe ein umfangreiches und sehr informatives Gespräch mit der Leiterin seines Berliner Abgeordnetenbüros führen, die ihrerseits eine Absolventin des politikwissenschaftlichen Masterstudiengangs der JLU ist. Im Anschluss an das Gespräch im Paul-Löbe-Haus war die Besuchsgruppe zum Abendessen in eine der Kantinen des Deutschen Bundestags eingeladen, bevor der obligatorische Vortrag im Plenarsaal die Geschehnisse des Tages politisch einordnete. Zum Abschluss konnten die Gießener Studierenden die Aussichtsterrassen auf dem Dach des Reichstagsgebäudes und, bei Bedarf, die Kuppel besichtigen - und so einen beeindruckenden Blick über das nächtliche Berlin werfen. Der weitere Abend stand den Mitgereisten zur freien Verfügung.

Am zweiten Tag der Exkursion stand eine mehrstündige politische Stadtführung Berlin zwischen Ost und West auf dem Programm. Prof. Dr. Dorothée de Nève, die selbst von Beginn der 1990er Jahre bis vor wenigen Jahren in Berlin gelebt hat, führte die Gruppe durch verschiedene Viertel der Hauptstadt und veranschaulichte gesellschaftliche Transformationsprozesse an konkreten Orten. Die Stadtführung begann unweit des Hostels an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, der sogenannten Amerika-Gedenkbibliothek, im Stadtteil Kreuzberg. Nach einer kurzen U-Bahn-Fahrt zum "Kotti" (Kottbusser Tor) führte Frau de Nève die Gruppe durch den ehemaligen "Problemkiez" SO36 im Nordosten Kreuzbergs. Vor Ort zeigte sie der Gruppe Beispiele für Gentrifizierungsprozesse und lokale politische Initiativen. Im Osten der Hauptstadt erläuterte Frau de Nève den sozialen Wohnungsbau in der ehemaligen DDR und wies auf Architektur und Unterschiede der - heute größtenteils renovierten - "Plattenbauten" hin. Über das Café Moskau und das Kino International endete die Führung entlang der ehemaligen Stalinallee am Strausberger Platz, der architektonisch mit eindrücklichen Beispielen für den Sozialistischen Klassizismus aufwartet. Die Mittagszeit stand den Studierenden dann wiederum zur freien Verfügung, bevor es gen Nachmittag zurück mit dem Bus nach Gießen ging.