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Fachbereich 05 - Sprache, Literatur, Kultur

Prof. Dr. Kirsten von Hagen

"Spuren des Nachhaltigkeitsdiskurses finden sich bereits bei frühen Denkern wie Joachim Heinrich Campe, Lehrer von Alexander von Humboldt, der 1809 in dem "Wörterbuch der deutschen Sprache" Nachhaltigkeit definiert als das, "woran man sich hält, wenn nichts mehr hält." Angesichts drohender globaler Katastrophen und Filmen wie Interstellar (Christopher Nolan, 2014), die durchspielen, was passiert, wenn wir nicht mehr genügend Nahrung produzieren können, wird die Forderung nach Nachhaltigkeit immer drängender. Der britische König Charles III. formulierte schon vor einigen Jahren optimistisch "ob nicht tief in unserem menschlichen Geist eine angeborene Fähigkeit existiert, nachhaltig im Einklang mit der Natur zu leben." Der Journalist Ulrich Grober verdeutlicht in seiner Die Entdeckung der Nachhaltigkeit: Zur Kulturgeschichte eines Begriffs 2013, wie der Begriff vor 250 Jahren schon zu einem Leitbegriff des deutschen Forstwesens avancierte, mithin ein Konzept, das heute angesichts weithin verschwindender Wälder neue Brisanz erlangt. Das von Hans Carl von Carlowitz 1713 erstmals beschriebene Dreieck der Nachhaltigkeit – ökologisches Gleichgewicht, ökonomische Sicherheit und soziale Gerechtigkeit – ist auch heute noch aktuell, wie Online-Studientage zum Thema "(Re-)Mythisierung des Waldes in Zeiten des Digitalen" gezeigt haben, die ich 2022 mit Dr. Corinna Dziudzia durchgeführt habe. (https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/veranstaltungen/tagungen/Wald) Heute versteht man unter Nachhaltigkeit eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, wiederum ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. Dies ist gerade in der Wissenschaft zentral, gilt es doch nicht nur – wie in Filmen und der Literatur in Form einer Art Gedankenexperiment – durchzuspielen, wie wir in Zukunft miteinander leben wollen und derart neue Impulse für die Wirtschaft oder die Politik zu geben, sondern auch selbst eine nachhaltige Forschung anzuregen. Es gilt, die Umwelt intakt zu halten, um die Gesundheit und Sicherheit der menschlichen Gemeinschaften zu gewährleisten und die lebenserhaltenden Ökosysteme zu sichern; soziale Gerechtigkeit zu denken, die Entwicklung von Gemeinschaften und die Achtung der Vielfalt zu ermöglichen. Es gilt aber auch, Diversität zu leben und transkulturell zusammenzuarbeiten, um im Sinne einer offenen Wissenschaft von Neugier geleitete Forschung voranzutreiben und zu ermöglichen. Dazu sollten neue Formate, wie digitale Seminare, die auch aufgezeichnet werden, geschaffen werden als Schritt zu einer integrativen nachhaltigen Entwicklung, wie wir am Beispiel der Online-Studientage, aber auch der gemeinsam mit der Universität Pau durchgeführten Winterschule zur Mehrsprachigkeit zeigen. (https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/veranstaltungen/tagungen/studientage) Und es gilt transdisziplinär zu denken und zu handeln, um Wissenschaftler aller Disziplinen, Lehrkräfte und Entscheidungsträger anzusprechen und in Dialog zu bringen.

Die Grundlagen der Bildung als Quelle von Entdeckungen und neuen Ideen ist dabei zentral. Gepflegt werden soll der nationale und internationale Austausch, um bestehende Konzepte und Methoden zu reflektieren, neue Erkenntnisse zu diskutieren und weitere Ideen zu generieren."

Kontakt:
Prof. Dr. Kirsten von Hagen
Institut für Romanistik
Karl-Glöckner-Str. 21 G
35394 Gießen
E-Mail: Kirsten.v.Hagen@romanistik.uni-giessen.de
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