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Gießener Allgemeine vom 13.7.2005

Wenn "Aliens" krabbeln, zwicken und stechen

Prof. Tina Trenczek fragte: "Warum Angst vor Krabbeltieren?" -- Justus' Kinderuni soll im Wintersemester umziehen.

Gießen (kw). "Sie krabbeln manchmal an einem hoch" oder "ich will nicht, dass der Skorpion mich sticht": Es gibt viele Gründe, Ameisen, Wespen, Schaben oder Spinnen eklig zu finden. "Aber viele sehen wunderschön aus", meint Prof. Tina Trenczek. Das versuchte die Biologin gestern Nachmittag in der bis zum Bersten gefüllten Uni-Aula ihren rund 500 interessierten Zuhörern zu vermitteln. Doch die meisten der Acht- bis Zwölfjährigen betrachteten die Sammlung lebender und präparierter Insekten und Spinnentiere vorn auf dem Tisch auch nach dem einstündigen Vortrag mit einer gewissen Distanz. So faszinierend sich über sie erzählen lässt -- Tiere zum richtig Gernhaben sind sie nicht.

"Warum Angst vor Krabbeltieren?" hieß der letzte Vortrag im Sommersemester von "Justus' Kinderuni". Weil die Vielfüßler so gar nicht aussehen wie wir oder unsere vierbeinigen Hausgenossen, sind sie uns ein bisschen unheimlich, meinte Prof. Trenczek. Und auch, weil sie sich gegen Angreifer mit Säure, Gift, Zwicken und Stechen wehren. Mücken zapfen sogar unsere Blutgefäße an, ganz ohne sich verteidigen zu müssen -- das tun aber nur die Weibchen, betonte die Zoologin, um ihre Kinder zu füttern.

Skurril und ein bisschen gefährlich sehen Insekten aus, wenn man sie stark vergrößert betrachtet -- deshalb nehmen Filmregisseure sie gerne als Vorbild für ihre Weltraum-Aliens. Doch die merkwürdigen Gesichter und vielen "Anhängsel" haben die Insekten (gekennzeichnet durch sechs Beine) und ihre entfernten Verwandten aus guten Gründen. Zum Beispiel die Fühler, Zangen und Antennen: Die brauchen die sonst hart gepanzerten Lebewesen zum Tasten oder zum Fressen (neben anderen Insekten gehören Obst und Blätter zu den Leibgerichten). Oder die riesigen Augen, genau betrachtet ganze Ansammlungen davon: Manche Libelle hat 30.000 davon, und die kann sie bei ihren rasanten Flügen in alle Richtungen gut gebrauchen. "Deshalb sind sie auch so schwer zu fangen." Auch sonst sind uns die Krabbeltiere oft überlegen -- etwa die Ameise, die das 50-Fache ihres Körpergewichts mit den Zähnen trägt, oder der Floh, der 200-mal so weit hüpft, wie er lang ist.

Günter Sikorski, der die Kinderuni federführend organisiert hat, kündigte nach dem riesigen Erfolg eine Fortsetzung im Wintersemester an. Voraussichtlich werde die Reihe in einen ansteigenden Hörsaal im Philosophikum II verlegt, wo man von allen Plätzen aus eine gute Sicht nach vorn hat, sagte er. Die Themen in der nächsten Runde könnten sich möglicherweise um Pflanzen, Sprache, das menschliche Ohr und Behindertenpädagogik drehen, verriet er.