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Gießener Allgemeine vom 27.1.2006

Zwölf Blauwale passen in einen Mammutbaum

Justus Kinderuni": Professor Aart van Bel sprach vor 300 Kindern über spannende Pflanzen -- Anschauliche Vorlesung

Gießen (mfp) "Ich will Euch zeigen, wie ein Baum wächst. Dazu brauche ich einige Kinder, kleinere und größere, die ganze erste Reihe." Ein paar größere Kinder bilden einen Kreis auf der Bühne, kleinere stellen sich drum herum, dann wieder ein Kreis größerer Kinder. "So sieht ein Baum aus, von innen nach außen abwechselnd große und kleine Röhren.". Mit diesem Ringelreihen zeigte Prof. Aart van Bel dieser Tage in "Justus' Kinderuni", der Kindervorlesung der Universität, wie die Jahresringe in einem Baum entstehen. Er erklärte, dass der Baum im Frühjahr viel Wasser braucht, deswegen werden die Transportröhren groß angelegt. Im Herbst entstehen kleinere, die das Holz dunkler erscheinen lassen. Anhand dieser Streifen kann man zählen, wie viele Frühlinge und Herbste ein Baum schon lebt.

Fast 300 kleine Besucher waren zu der anschaulichen Vorlesung gekommen. Prof. van Bel und seine Mitarbeiter hatten zahlreiche Pflanzen dabei, um die Relevanz dieser Lebewesen für Mensch und Tier zu zeigen. Neben der Farbenpracht im Garten spielen Pflanzen auch für die Ernährung eine Rolle. "Blätterfresser" seien wir bei Salat und Kohl, aber auch Blüten, Samen und die Wurzeln werden von uns vertilgt: "Ohne Kartoffelpflanze gibt es keine Pommes -- Ohne Zuckerrübe gibt es nichts zum Naschen." Aber gibt es auch Pflanzen, die Tiere fressen? Fleischfressende Pflanzen kannten viele Kinder, machten aber lange Hälse, als eine richtige Venusfliegenfalle vor ihren Augen zuschnappte. Und dass Kannenpflanzen sogar kleine Mäuse fressen, rief Laute des Erstaunens hervor. Nachdem die Kinder gelernt hatten, wie die Jahresringe entstehen, fragte van Bel, wie die Bäume das Wasser bis in die Spitzen transportieren. "Sie saugen, rief ein Kind ins Saalmikrofon, und schon hatten die Botaniker ein weiteres Experiment parat: Ein Besucher sollte Limonade durch Strohhalme unterschiedlicher Länge saugen, bei einem Meter Strohhalm ging es noch ganz gut, aber drei Meter Strohhalm schaffte der Junge nicht mehr. "Bäume sind aber viel größer"! Ein Kind wusste die Lösung: "Die Luft trocknet oben an den Blättern das Wasser weg, dadurch wird das Wasser von unten nachgesaugt.

Die Kinder wussten einiges über Pflanzen, doch einige Details sorgten für Überraschung: Prof. van Bel zeigte Rekorde im Pflanzenreich, besonders kleine Pflanzen wie die Wasserlinse, besonders alte Pflanzen wie einen 5000 Jahre alten Olivenbaum. Besonders große Bäume wachsen in Kalifornien, Redwoodbäume und Sequoias. "Was meint ihr, wie groß die Bäume sind", fragte van Bel. Da verschätzten sich viele Kinder, tatsächlich sind die größten Bäume doppelt so hoch wie das "Dachcafé". Über acht Meter dick seien die Stämme, breiter als ein Fußballtor. Diese dicken Bäume leben auch dann weiter, wenn jemand ein Haus darin baue, oder wenn ein Autotunnel durch den Baum geschnitten werde. Besonders spannend fanden die Kinder die Vergleiche zwischen den Bäumen und den Tieren. Das größte Tier der Welt, der Blauwal, war vielen ein Begriff. Er sei so groß und schwer, dass allein das Herz auf einem Laster transportiert werden muss. Der Professor bat das Publikum, zu schätzen, wie viele Blauwale in den Mammutbaum "General Sherman" in Kalifornien passen. Tatsächlich passen zwölf Blauwale oder 60000 Kinder, so groß und schwer ist "General Sherman".