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Gießener Allgemeine vom 16.6.2006

Der schlaue Asterix siegt ohne Zaubertrank

In »Justus’ Kinderuni« sprach der Sportrechtler Prof. Jens Adolphsen zum Thema »Was ist eigentlich Doping?«

Gießen (si). Der Dicke durfte nicht. Obelix war als Kind in den Zaubertrank gefallen – keine Chance also bei den Olympischen Spielen. Doch die Regel »Das Einnehmen jeglicher Kräfte fördernder Mittel ist verboten und wird mit Disqualifikation bestraft« galt schon in der Antike. Rat wusste der Kleine, der schlaue Asterix. Er redete einfach nur laut vom magischen Getränk, das angeblich in einer Hütte lag. Tatsächlich waren die Römer dumm genug, diesen Saft zu trinken. »Äätsch« – die harmlose Flüssigkeit färbte die Zungen blau, die Römer waren überführt. Mit solch farbigen Geschichten erklärte der Sportrechtler Prof. Jens Adolphsen am Dienstagnachmittag in »Justus’ Kinderuni«, was Doping ist – und wie man die Täter überführt. Die 300 Zuhörer, die meisten zwischen acht und zwölf Jahren alt, machten begeistert mit.

Jeder Sportler träumt vom Sieg, erklärte der 38-Jährige, der seit kurzem an der Justus-Liebig-Universität lehrt. Doch die Rekordlatten liegen immer höher – wer heute so schnell laufe wie ein Leichtathletik-Olympiasieger vor 100 Jahren, komme nicht mal in den Endlauf. Das reize manchen, seine Leistungsfähigkeit »künstlich« zu verbessern.

Nicht jeder Kniff sei verboten, erklärte der Jurist. Dass Sportler in der Höhenluft trainieren, weil der Körper dort mehr rote Blutkörperchen bildet und so besser mit Sauerstoff versorgt werden kann, sei völlig okay. Andere Tricks seien nicht gleich unerlaubt, aber »total mies« – so die Idee deutscher Schwimmer vor der Olympiade 1972 in München, sich »Luft in den Po zu pumpen«, um dann nahe an der Wasseroberfläche schneller voranzukommen.

Das eigentliche Problem seien die in den Chemielaboren hergestellten Substanzen. Sie würden nicht direkt für den Sport gemacht. Manchmal finde man sie sogar in harmlosen Medikamenten, die man nehme, um sich bei einer Grippe besser zu fühlen (»das kann sogar ein Nasenspray sein«). Welche Substanzen (»das was drin ist«) verboten seien, stehe in einer Liste. »Und die wird ständig auf den neuesten Stand gebracht.« Doch wie weist man das »Doping« nach? Mit einer Urinprobe (»habt ihr beim Arzt schon mal Pipi ins Gläschen gemacht?«), erläuterte Adolphsen dem jungen Publikum, in dem auch seine drei Kinder saßen. Die beiden Proben – es sind immer zwei, um sicher zu gehen – würden dann im Labor untersucht, von denen es weltweit 32 gebe, davon zwei in Deutschland. Ein ertappter Sportler werde disqualifiziert: »Er kriegt die rote Karte und darf zwei Jahre lang nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen.«

Drohen auch schlimmere Strafen? Drei Viertel aller Dopingsünder säßen im Gefängnis, schätzten die Schüler. »Nicht ein einziger«, erklärte Adolphsen. Dabei seien solche Strafen in mehreren Länder möglich, auch in Deutschland werde darüber diskutiert. Trainer, die ihren Sportlern Dopingmittel gäben, könnten allerdings schon jetzt in Haft kommen.

Dass selbst Kinder gedopt werden können – und zwar ohne dass sie es selbst wissen – belegte der Kinderuni-Dozent am Beispiel der Sprinterin Anne-Katrin Elbe, die von ihrem Trainer Thomas Springstein schon im Alter von zwölf Jahren ein verbotenes Mittel bekommen hatte – angeblich Vitamintabletten. Sie hatte ihren Trainer selbst angezeigt, der inzwischen verurteilt worden ist (die Strafe: »Gefängnis und gemeinnützige Arbeit leisten, den Kindergarten aufräumen«).

»Das Mädchen Anne-Katrin hat das gemacht, was ihr lernen sollt: Doping ist nichts für mich. Dann ist man der Sieger, wie Asterix« – diesen Rat gab Adolphsen den Kinder mit nach Hause.

In der nächsten Vorlesung spricht Prof. Willi-Eckhardt Wetzel am Dienstag, dem 27. Juni, über das Thema »Warum reicht Zähneputzen nicht?«

Die 45-minütige Veranstaltung beginnt um 16 Uhr im Philosophikum II, Karl-Glöckner-Straße 21, Haus A, Hörsaal 025 (gegenüber Audimax).

300 junge Zuhörer verfolgten den spannenden Vortrag von Prof. Jens Adolphsen über die Gefahren des Dopings.