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„National Atlas of Georgia“ – ein Schatz im Kaukasus

Erfolgreiches Kooperationsprojekt der Institute für Geographie der Ivane Javakhashvili State University Tiflis (TSU) und der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)

Nr. 172 • 10. Oktober 2018

Nationalatlas Georgien - Fotos: JLU-Pressestelle/Sara Strüßmann
Der Blick richtet sich dieser Tage verstärkt auf die Kaukasus-Region an der Nahtstelle zwischen Asien und Europa. Als Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse steht Georgien mehr denn je im Fokus. Pünktlich zur Buchmesse liegt nun der neue „National Atlas of Georgia“ vor und liefert einen hervorragenden Überblick über das Land – über seine Lage, Erdgeschichte, Geologie, Wirtschaft sowie Geschichte, Sprache und Kultur. An der Herausgabe der umfangreichen Publikation, die dazu beitragen wird, Georgien mit seinen Potenzialen und Ressourcen weiter bekannt zu machen, ist ein Geographenteam der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) beteiligt.

Die JLU ist mit der Ivane Javakhashvili State University Tiflis (TSU) bereits seit 2005 durch eine Kooperation eng verbunden. Die Veröffentlichung des „National Atlas of Georgia“ erfolgt im Rahmen der intensiven Zusammenarbeit der Institute für Geographie beider Universitäten unter der Federführung von Prof. Dr. Nana Bolashvili (TSU) und Prof. Dr. Andreas Dittmann (JLU), die sich u.a. der Koordination der Arbeiten mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Tiflis und Gießen widmeten. Die Erstellung des „National Atlas of Georgia“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch das Drittmittelprojekt „ATLAS-plus“ (Laufzeit: 1. September 2017 bis 31. August 2019) gefördert.

Nationalatlanten – Summe aus Kartographie und Politischer Geographie

Bereits früher hatte es georgische Nationalatlanten gegeben. 1964 wurde noch unter sowjetischer Ägide ein erstes Werk in georgischer und russischer Sprache herausgebracht. In der Zeit nach der Unabhängigkeit erschien im Jahr 2012 ein bereits sehr gut strukturierter und opulent ausgestatteter „National Atlas of Georgia“, allerdings lediglich in georgischer Sprache und Schrift. Damit war dieser Atlas nahezu ausschließlich innerhalb Georgiens les- und einsetzbar. Im Rahmen einer Fact Finding Mission nach Tiflis erkannten Gießener Atlas-Experten aus der Geographie das ungeheure Potenzial und die hohe inhaltliche wie handwerkliche Kompetenz der Kolleginnen und Kollegen aus Tiflis. Hier lag gewissermaßen ein „Schatz im Kaukasus”, der nur darauf wartete, gehoben – also bekannter gemacht bzw. internationalisiert – zu werden.

Wie außerordentlich fachmännisch und kompetent die TSU-Atlas-Partner sind, war den Gießener Geographen rasch klar, hatten sie doch noch die Erfahrungen aus der Erstellung des „National Atlas of Afghanistan” – ebenfalls „Made in Giessen” – mit all seinen Höhen und Tiefen in eindrücklicher Erinnerung.
Schnell stand fest, dass es sich aufgrund der dynamischen Entwicklungen und der stets brisanter werdenden Gesamtsituation Georgiens bei dem neuen Atlas-Projekt nicht mehr nur um eine reine Übertragung ins Englische handeln könne. Prof. Dr. Nana Bolashvili betonte anlässlich der Vorstellung des Mammutwerkes beim Gießener Geographie- Workshop „Evaluating the National Atlas of Georgia“, dass etwa 80 Prozent der Karten mehr oder weniger stark überarbeitet beziehungsweise völlig neu entworfen wurden.

Der neue „National Atlas of Georgia“ enthält etwa 120 Karten in den Maßstäben 1: 1 000 000 bis 1: 3 000 000, die alle am Institut für Geographie der TSU Tiflis zusammengestellt wurden. Mit der zusätzlichen Integration von Diagrammen, Tabellen und Fotografien wird ein guter Überblick über die Dynamik natürlich und anthropogen verursachter Prozesse in Zeit und Raum gegeben.


Aufbau des Nationalatlas von Georgien

Georgien ist das Bergland im zentralen Teil der Kaukasus-Region. Ungefähr 60 Prozent des Territoriums des Landes liegen höher als 1.000 Meter über dem Meeresspiegel. Trotz seiner relativ kleinen Fläche von 69.700 km2  ist der Raum von sehr unterschiedlichen Klimazonen und Landschaften geprägt: die subtropische Zone in Westgeorgien entlang des Schwarzen Meeres, die trockenen Steppen in Ostgeorgien und die Hochgebirgszone des nördlichen Teils des Landes mit dem Großen Kaukasus mit Bergen zum Teil über 5.000 Metern Höhe. Das Land ist reich an hydrologischen, landwirtschaftlichen und bergbaulichen Ressourcen (Edelmetalle). Seine verschiedenen Klimazonen haben weitreichende Folgen für das Leben der Menschen, für ihre Siedlungen und Lebenswelten.

Georgien ist ein multiethnisches Land mit einer Bevölkerung von etwa 3,7 Millionen Menschen. Traditionelle Potenziale des Landes waren und sind die Landwirtschaft und der Tourismus, angezogen von den faszinierenden Landschaften und dem reichen kulturellen Erbe. Der Nationalatlas spiegelt die Geographie des Landes, die Umweltbedingungen, die natürlichen und menschlichen Ressourcen, das Wirtschaftspotenzial und die Veränderungen in der Zeit wider und trägt zur Bewertung und Nutzung des Ressourcenpotenzials des Landes bei. Das Werk richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenso wie an interessierte Laien. Dabei werden auch brisante Themen nicht ausgespart, erläutert Prof. Dittmann: „Der Nationalatlas zeigt eine Zukunftsvision als Realbild und gibt Georgien komplett wider, das heißt inklusive der derzeit noch von Russland widerrechtlich besetzten Gebiete von Abchasien und Südossetien.“

Nationalatlas Georgien
Bolashvili, Nana / Dittmann, Andreas / King, Lorenz / Neidze, Vazha (Hrsg.) (2018): National Atlas of Georgia. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018, 148 Seiten, ISBN 978-3-515-12057-9, 196,00 Euro

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/fbz/fb07/fachgebiete/geographie/bereiche/anthropo/forschungsprojekte/ATLAS-plus/national-atlas-georgia
www-geographie@geogr.uni-giessen.de

  • Kontakt


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