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Projektbeschreibung

Hier finden Sie eine kurze Beschreibung des Projekts

Projektleitung: Prof. Dr. Helmut Breitmeier

Mitarbeitende: M.A. Farhood Badri, M.A. Julia Drubel, M.Litt Christopher Finke

Status: laufend

Eine Kurzzusammenfassung des Projektantrags finden Sie hier, sowie Informationen zur Förderung.

 

Kurzbeschreibung:

Die globale Norm der Religionsfreiheit zählt zu den unveräußerlichen Menschenrechten, deren Einhaltung (Compliance) im globalen Maßstab stark variiert: Während in einigen Staaten die Norm als verwirklicht gilt, reichen Normverletzungen von Diskriminierungstendenzen in westlichen Demokratien bis hin zu massiver Verfolgung in autoritären Regimen. Die gängigen Instrumente (Zwang, Kosten-Nutzen, Gerichtsbarkeit, „shaming“, Lernen), von denen die Normen- und Compliance-Forschung annimmt, dass sie einen Einfluss auf die Einhaltung internationaler Normen ausüben, eignen sich nur sehr begrenzt für die Verwirklichung der Religionsfreiheit, wobei Sozialisationsstrategien, die auf Norminternalisierung durch Überzeugung setzen, noch am ehesten greifen. Der substantiell neue Beitrag des Projekts liegt in der Anwendung und Erweiterung der zentralen Befunde der Normen- und Compliance-Forschung auf eine kulturell umstrittene Norm, die geprägt ist durch gesellschaftliche und völkerrechtliche Kontroversen über ihre genaue Auslegung. Zudem findet eine Verknüpfung mit der Diskursforschung statt, weshalb die dem Projekt zugrunde liegende Frage lautet, ob, wie und unter welchen Bedingungen transnationale interreligiöse Dialoge zwischen Vertretern der Weltreligionen Christentum und Islam zur Verständigung über Geltung (Normbestandteile) und Reichweite (Adressatenkreis) der Norm der Religionsfreiheit führt. 

Als oberste Zielsetzung gilt es herauszufinden, welche Einflüsse von interreligiösen Dialogen ausgehen, über welche kausalen Mechanismen und Handlungslogiken sie wirken und ob sie überhaupt zur Verständigung über umstrittene Norminhalte einen Beitrag zu leisten im Stande sind.
Das Projekt verfolgt dabei inhaltlich folgende Teilziele: 1. eine deskriptive Bestandsaufnahme darüber, in welchen Erscheinungsformen und Funktionsweisen interreligiöse Dialoge auf globaler Ebene vorliegen und ob es in ihnen beispielsweise zu verständigungsorientierten oder rhetorischen Diskursen kommt; 2. die Bestimmung der kausalen Bedeutung von interreligiösen Dialogen, bzw. ob diese vermittelt über normbefördernde Akteure (z.B. über bestimmte Trägergruppen, Normunternehmer oder Sozialisationsagenten), oder über institutionelle Wirkungen Einfluss auf das Normenverständnis entfalten können. In kausalanalytischer Perspektive ist dabei zu fragen, unter welchen förderlichen bzw. begrenzenden Bedingungen der interreligiöse Dialog zur Verständigung über die Norm beiträgt und wie dieser Beitrag normativ zu bewerten ist.

Es ist nicht das Ziel dieses Projekts, die Einhaltung der Religionsfreiheit auf nationalstaatlicher Ebene zu untersuchen. Nichtsdestotrotz muss davon ausgegangen werden, dass der interreligiöse Dialog einen komplementären Governance-Modus darstellt, der das zwischenstaatliche Regieren nicht ersetzen, aber möglicherweise zur Verbesserung der Normeinhaltung beitragen kann. Ferner begegnet dieses Projekt offen der Möglichkeit, dass sich interreligiöse Dialoginitiativen hemmend oder störend auf die Einhaltung der Norm auswirken können. Anhand der Durchführung qualitativer Analysen im Rahmen ausgewählter Fallstudien der vier Initiativen A Common Word, UN Alliance of Civilizations, Religions for Peace und International Association for Religious Freedom sollen Potenzial und Grenzen interreligiöser Dialoginitiativen zur Einhaltung der Religionsfreiheit empirisch untersucht werden.