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„Der Islam und die islamische Theologie in Zeiten der Radikalisierung“

Aktuelle Ringvorlesung des Präsidenten beschäftigt sich mit einem brisanten Themenkomplex

Nr. 180 • 9. Oktober 2015
In Zeiten von Terror, IS und Flüchtlingskrise drehen sich unzählige Debatten um die Frage, inwieweit der Islam – immerhin der Glaube von rund vier Millionen Menschen in Deutschland – kompatibel ist mit der Moderne, den Menschenrechten und der Demokratie. Diese Kontroversen greift die aktuelle Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) auf: Am 26. Oktober 2015 um 19 Uhr beginnt in der Aula der JLU die Reihe mit dem Titel „Der Islam und die islamische Theologie in Zeiten der Radikalisierung“. Für die wissenschaftliche Koordination der Ringvorlesung hat JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee Prof. Dr. Yasar Sarikaya von der Professur für Islamische Theologie und ihre Didaktik gewonnen.

„Mit der thematischen Ausrichtung bleiben wir unserer Linie treu, hochaktuelle Themen aus Politik und Wissenschaft für ein breites Publikum aus Universität und Region aufzubereiten“, betonte Prof. Mukherjee. „Wir haben als eine der wenigen Universitäten, die dieses Fach anbieten, den Anspruch, eine islamische Theologie zu vertreten, die mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und unserem säkularen Gesellschaftssystem in Einklang steht.“ Prof. Sarikaya fügte hinzu: „Mit ihrer Expertise leistet die Professur für Islamische Theologie und ihre Didaktik einen konstruktiven Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Themen über dem akademischen Rahmen hinaus. Nicht zuletzt will sie mit aktiver Öffentlichkeitsarbeit - ausgehend von einem modernen, aufgeklärten, selbstkritischen und reflektierten Islamverständnis - zur Versachlichung der Islamdebatte in der Gesellschaft beitragen.“

Den Anfang der Ringvorlesung macht am 26. Oktober 2015 der hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz mit seinem Vortrag „Bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht – Ein Beitrag zur Persönlichkeits- und Identitätsbildung junger Muslime“.
Der Aufbau eines positiven Selbstbilds junger Muslime ist häufig mit der Bestimmung der eigenen Stellung im sozialen Umfeld verbunden. Um ihnen das dazu notwendige Wissen um die Grundlagen des eigenen Glaubens zu vermitteln, hat Hessen als erstes Bundesland den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht eingeführt. Das Angebot soll durch die Übernahme der staatlichen Verantwortung für die religiöse Bildung muslimischer Kinder und Jugendlicher eine Lücke schließen. Prof. Lorz war vor seinem Ministeramt Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium und Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Seit 15 Jahren ist er zudem Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Am 2. November 2015 wird sich der Islam- und Politikwissenschaftler Dr. Michael Kiefer in seinem Vortrag mit „Neosalafismus und Prävention“ auseinandersetzen. Die gewaltbefürwortende neosalafistische Bewegung verzeichnet in Deutschland und Westeuropa ein stetiges Wachstum. Dr. Michael Kiefer befasst sich seit vielen Jahren mit Fragen der Dialogarbeit und Radikalisierungsprävention. Er arbeitet in Düsseldorf bei einem Jugendhilfeträger und ist darüber hinaus als Postdoc am Institut für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück tätig.

Ein Vortrag zum Thema „Islamische Theologie an deutschen Universitäten – Eine junges Fach im Kontext hoher gesellschaftspolitischer Erwartungen“ wird am 23. November 2015 von Prof. Dr. Bekim Agai, Leiter des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Islamische Studien Frankfurt/Gießen gehalten. Er beschäftigt sich mit den integrationspolitischen und sicherheitspolitischen Erwartungen, die an die Islamische Theologie als Unterrichtsfach an Universitäten gerichtet werden. Prof. Dr. Bekim Agai ist Professor für Studien der Kultur und Religion des Islam in Geschichte und Gegenwart an der Universität Frankfurt.

Prof. Dr. Friederike Pannewick beschäftigt sich in ihrem Vortrag am 18. Januar 2016 „Blut und Tinte – die Ästhetik des gewaltsamen Opfers in der arabischen Kunst“ mit der Funktion zeitgenössischer Literatur in einer Region, die in einer Spirale der Gewalt gefangen scheint. Prof. Dr. Friederike Pannewick ist seit 2007 Professorin für moderne arabische Literatur am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) der Philipps-Universität Marburg, wo sie mit Mitteln des Leibniz-Preises, den sie im Jahr 2012 von der DFG verliehen bekommen hat, eine Forschergruppe zum Thema „Denkfiguren | Wendepunkte. Kulturelle Praktiken und sozialer Wandel in der arabischen Welt“ leitet.

Der „Islamische Staat“ als globale Jugendprotestbewegung lebt davon, den Westen als kulturellen Widersacher zu zeichnen – gleichzeitig gelingt es ihm, Hunderte von Jugendlichen aus dem Westen zu rekrutieren. Die Journalistin und Autorin Khola Maryam Hübsch geht in ihrem Vortrag „Zwischen Rap und Rezitation: Fundamente des IS-Terrors“ am 1. Februar 2016 der Frage nach, wie die islamische Theologie und die Ästhetik westlicher Popkultur von der IS-Propaganda genutzt werden und welche Implikationen sich daraus für das Islambild des Westens ergeben. Khola Maryam Hübsch verfasst Beiträge unter anderem für „FAZ“, „Frankfurter Rundschau“, „Die Welt“ und „Die Zeit“. Von 2001 bis 2006 und von 2009 bis 2011 war sie bundesweite Beauftragte für den interreligiösen Dialog der Lajna Imaillah (Frauenorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat KdöR) in Deutschland.

Der Vortrag von Staatsministerin Aydan Özoğuz am 8. Februar 2016 möchte eine „Standortbestimmung der Rolle des Islams in unserer Einwanderungsgesellschaft“ geben. In ihrem Beitrag wird Aydan Özoğuz daran appellieren, in der gesellschaftlichen Debatte das Gemeinsame zu suchen und nicht nur das Trennende zu betonen. So kann der Blick frei von Vorurteilen und offen für die Integrationsleistungen der Muslime in unserem Land werden. Aydan Özoğuz ist Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Zudem ist sie seit 2009 Bundestagsabgeordnete und seit 2011 stellvertretende Parteivorsitzende der SPD.

Die Vorträge beginnen – mit Ausnahme des letzten Vortrags  – jeweils um 19 Uhr in der Aula im JLU-Hauptgebäude (Ludwigstraße 23, 35390 Gießen). Der Vortrag am 8. Februar 2016 findet bereits um 17 Uhr statt.

  • Termine der Ringvorlesung



  • 26. Oktober 2015

Prof. Dr. R. Alexander Lorz
„Bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht – Ein Beitrag zur Persönlichkeits- und Identitätsbildung junger Muslime“

  • 2. November 2015

Dr. Michael Kiefer
„Neosalafismus und Prävention“

  • 23. November 2015

Prof. Dr. Bekim Agai
„Islamische Theologie an deutschen Universitäten – Ein junges Fach im Kontext hoher gesellschaftspolitischer Erwartungen“

18. Januar 2016
Prof. Dr. Friederike Pannewick
„Blut und Tinte – Die Ästhetik des gewaltsamen Opfers in der arabischen Kunst“

  • 1. Februar 2016

Khola Maryam Hübsch
„Zwischen Rap und Rezitation – Fundamente des IS-Terrors”

  • 8. Februar 2016 (17 Uhr c.t.!)

Aydan Özoğuz, MdB
„Die Rolle des Islam in unserer Einwanderungsgesellschaft – Eine Standortbestimmung“

  • Weitere Informationen


https://www.uni-giessen.de/ringvorlesung


  • Kontakt

Professur für Islamische Theologie und ihre Didaktik
Otto-Behaghel-Straße 10E, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-31050/1

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041