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Vergleich von Textverarbeitungssystemen in der Wissenschaft

Gießener Studie wird in „Nature“ diskutiert und führt zu Kontroversen in der Wissenschaftsgemeinde

Nr. 5 • 7. Januar 2014
Eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studie aus der Gießener Psychologie (Prof. Dr. Markus Knauff und Dipl. Psych. Jelica Nejasmic, Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung) hat in der Wissenschaftsgemeinde eine Kontroverse ausgelöst. In „Nature“ wird die Veröffentlichung unter der Überschrift „Krieg der Textverarbeitungssysteme entflammt“ diskutiert. In der Studie, die am 19. Dezember 2014 in der Online-Zeitschrift „PLOS ONE“ erschien, wurde die Effizienz und Nutzerfreundlichkeit der Textverarbeitungssysteme Word und LaTeX untersucht. Word ist auch außerhalb der Wissenschaft gut bekannt und in vielen Haushalten im alltäglichen Gebrauch. LaTeX ist ein vorwiegend in der Wissenschaft bekanntes Textsatzsystem. In der Mathematik, den Natur- und Ingenieurwissenschaften und der Informatik ist es sehr populär und wird von vielen Forscherinnen und Forschern zum Verfassen wissenschaftlicher Text verwendet. Entsprechend breit wird die Veröffentlichung derzeit in den sozialen Medien diskutiert.

Prof. Knauff und Jelica Nejasmic zeigten in ihrer Studie, dass Nutzerinnen und Nutzer von LaTeX beim Schreiben von Texten mehr orthographische und grammatische Fehler machen, sich häufiger vertippen oder falsch formatieren und insgesamt deutlich mehr Zeit benötigen, als Word-Nutzerinnen und -Nutzer mit identischen Texten. Insgesamt zeigte sich in der Studie die Arbeit mit LaTeX als weniger effizient, fehleranfälliger und zeitaufwendiger als mit Word. Selbst Word-Anfänger zeigten demnach in den meisten Aufgaben bessere Schreibleistungen als LaTeX-Experten. Nur bei Texten mit einem großen Anteil an mathematischen Formeln könne die Verwendung von LaTeX sinnvoll sein, so die Autoren der Studie.

Die Autoren machen vor allem Fächertraditionen und psychologische Gründe für die Verwendung von LaTeX in der Wissenschaft verantwortlich. LaTeX biete zwar die Möglichkeit, die Traditionen mathematischer Fächer zu bewahren und sich von anderen Fachgebieten abzugrenzen. Die Autoren plädieren aber – im Sinne des wissenschaftlichen Fortschritts und aus wirtschaftlicher Sicht – für die Verwendung effizienterer und benutzerfreundlicherer Textverarbeitungssysteme.

  • Weitere Informationen:

http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0115069
http://www.nature.com/news/word-processing-war-flares-up-on-social-media-1.16669

  • Kontakt:

, Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung
Otto-Behaghel-Straße 10F, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-26180

 

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität, Telefon 0641 99-12041

Schlagwörter
Forschung