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Maßnahmen gegen Altersdiskriminierung in Unternehmen

JLU-Psychologin Dr. Ulrike Fasbender erforscht den Einfluss von Vorurteilen bei der Personalauswahl

Nr. 134 • 10. Juli 2017

Die Menschen werden immer älter, die Renten immer unsicherer – eine längere Lebensarbeitszeit ist politisch erwünscht. Dass ältere Menschen es bei der Jobsuche trotzdem schwerer haben, hängt nach einer aktuellen Studie der Gießener Psychologin Dr. Ulrike Fasbender mit Vorurteilen bei der Personalauswahl zusammen. Dr. Fasbender ist Akademische Rätin in der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und empfiehlt gemeinsam mit Prof. Mo Wang (University of Florida) ein Maßnahmenpaket, um der Altersdiskriminierung in Unternehmen gezielt entgegen zu wirken.

Laut Fasbenders und Wangs Studie, die kürzlich im Journal of Managerial Psychology erschienen ist, beeinflussen Vorurteile oder auch nur ein diffuses Unwohlsein in Gegenwart Älterer die Entscheidungen von Personalchefs und Führungskräften. Ältere Menschen haben bei gleicher Qualifikation vor allem dann schlechtere Einstellungschancen als Jüngere, wenn die Personaler und Führungskräfte nur seltenen oder schlechten Kontakt zu älteren Beschäftigten im Unternehmen haben. Das belegt die Annahmen, dass Personalauswahlentscheidungen von Ängsten und Vorurteilen behaftet sind.
 
Wichtig ist letztlich nicht die Häufigkeit, sondern vor allem die Qualität des Kontakts mit Menschen der älteren Generation. Fasbender und Wang empfehlen daher eine wertschätzende Unternehmenskultur, die die Altersdiversität fördert und achtet; diese helfe dabei, negative Einstellung zu reduzieren. Daneben seien altersdiverse Teams wichtig, die es ermöglichen, gemeinsame Erfahrungen und Interessen auszutauschen. Generationenübergreifendes Mentoring, ein weiterer Baustein des Maßnahmenpakets, kann den Austausch von Wissen zwischen den Generationen fördern. Darüber hinaus können persönliche Trainings- und Entwicklungsmöglichkeiten dabei helfen, das Bewusstsein für die Stärken verschiedener Altersgruppen zu steigern – insbesondere auf der Personalentscheidungs- und Führungseben.

„Da ältere Menschen einen immer höheren Anteil der berufstätigen Bevölkerung bilden, ist die Sensibilisierung für die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen zusammen mit der Vermeidung negativer Einstellungen bei der Personalauswahl von enormer Bedeutung für Unternehmen“, betont Dr. Fasbender. „Der häufige und qualitativ-hochwertige Austausch zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern, darunter Personaler und Führungskräfte, kann dabei helfen, Altersdiskriminierung zu reduzieren und damit die Einstellungschancen für ältere Menschen zu erhöhen.“

  • Publikation

Ulrike Fasbender und Mo Wang (2017). "Intergenerational contact and hiring decisions about older workers." Journal of Managerial Psychology 32.3; DOI: 10.1108/JMP-11-2016-0339

  • Kontakt

, Akademische Rätin
Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie
Otto-Behaghel-Straße 10F, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-26234

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041

Schlagwörter
Forschung