Inhaltspezifische Aktionen

Ablassbriefe bringen 1018 Euro für die Flüchtlingshilfe ein

Spendenaktion der Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Universität Gießen – Große Resonanz auf Ablassbrief-Aktion im Rahmen des Konstanzer Weihnachtsspiels

Nr. 244 • 22. Dezember 2015

Adrian Verscharen (r.) als Kaplan während einer Probe zum Weihnachtsspiel. Foto: Dagmar Klein
Ablassbriefe von 1329-1333 dienten als Vorlage für die verkauften Ablassbriefe. Foto: Cora Dietl


Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist – was selten vorkommt – sprachlos. Einen solchen Erfolg der Idee, ausgerechnet in der Lutherdekade in evangelischen Kirchen „Ablassbriefe“ zu verkaufen, um damit die Flüchtlingshilfe zu unterstützen, hätten die Germanistikprofessorin Cora Dietl und ihre studentischen Darstellerinnen und Darsteller nie erwartet.  Bei den vier Aufführungen des Konstanzer Weihnachtsspiels durch die Theatergruppe (am 6., 13., 14. und 18. Dezember) in Gießen und Umgebung wurden insgesamt 225 Ablassbriefe verkauft – 1018 Euro kamen an Spendengeldern zusammen.

Der „Kaplan“ alias Adrian Verscharen hatte die Zuschauer mit eindringlichen Worten ermahnt: „Hast du nicht das Vorbild von Laurentius, der die Schätze, die er hatte, aus Liebe zu Gott ausgeteilt und seinen Leib dem Feuer übergeben hat?“ und „Hört ihr nicht die Stimme eurer toten Eltern und anderer Leute, die da schreien und sagen: ‚Erbarmt, erbarmt euch doch meiner, weil die Hand Gottes mich berührt hat. Wir sind in schweren Strafen und Pein, wovon ihr uns mit wenig Almosen erretten könntet, und doch nicht wollt‘.“

Der Aufruf verfehlte seine Wirkung bei den spendenfreudigen Gästen nicht: Nach jeder Vorstellung musste Siegelwachs nachbestellt und ein neuer Basteltermin der Theatergruppe angesetzt werden. Im Rahmen der Aktion kamen insgesamt 1018 Euro an Spendengeldern zusammen: In Grünberg spendeten die Zuschauer 160 Euro für die Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes; die 168 Euro, welche die Zuschauer in Winnerod in den Kasten legten, gehen an den von der Fachschaft für Germanistik unterstützten Verein für Geflüchtete und Migrierte an.ge.kommen e.V. 433 Euro zahlten die Zuschauer aus Gießen für die Flüchtlingsarbeit der Gießener Petrusgemeinde; mit 257 Euro wird dank des großzügigen Publikums in Hungen die Flüchtlingsarbeit der dortigen evangelischen Stadtkirche unterstützt, und das noch zusätzlich zu Spenden, die ausdrücklich für ein Abendessen der schauspielenden Studierenden gegeben wurden.

Prof. Dietl und ihr studentisches Schauspielensemble sagen ein ganz herzliches Dankeschön an das großherzige Publikum in Gießen und Umgebung. Und sie singen ein großes Lob auf Toleranz und Humor der evangelischen Pfarrer, die diese unorthodoxe Form des Spendensammelns in ihren Kirchen mit einem lachenden Auge sahen.

Zum Hintergrund der Aktion verrät Germanistin und Initiatorin Prof. Dietl allen Interessierten Folgendes: Die Vorlagen für den Text auf dem Ablassbrief lieferten der Heggener Ablassbrief von 1329, der Montafoner Ablassbrief von 1332 und der Höchster Ablassbrief von 1333, die sich im Wortlaut weitgehend decken. Dieser Standardtext, ins Deutsche übertragen, gekürzt, auf Konstanz zugeschnitten und sicherheitshalber mit einem „Verfallsdatum“ versehen, ist das, was sich auf den Ablassbriefen der Theatergruppe finden lässt.

             

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germanistik/institut
www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germanistik/abliteratur/litgeschichte/Personal/dietl


  • Kontakt



Institut für Germanistik der JLU Gießen
Deutsche Literaturgeschichte
(Schwerpunkt Mittelalter / Frühe Neuzeit)
Otto-Behaghel-Straße 10 B
35394 Gießen
Telefon 0641 99 29080/-81; Fax: 0641 99 29089        

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041