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Europäische Geschlechterpolitiken auf dem Prüfstand

Internationale Tagung zu Erfolgen und Innovationen politischer Gleichstellungsstrategien in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

Nr. 68 • 4. Mai 2015

In mehreren europäischen Ländern wurden in den vergangenen fünfzehn Jahren politische Maßnahmen zur Förderung von Geschlechtergleichstellung auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und staatlicher Ebene auf den Weg gebracht. Diese Maßnahmen stehen im Fokus einer internationalen Tagung an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU): Am 8. und 9. Mai 2015 werden internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Themenkomplex  „Gender Equality since the Turn of the Millennium: Rethinking Successes and Innovations“ vortragen und diskutieren.

Regierungen haben Gesetze verabschiedet, die grundlegende Veränderungen in der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an politischen Entscheidungsprozessen, in der Kinderbetreuung und Familienarbeit sowie auf wirtschaftlicher Führungsebene anstreben. Beispiele hierfür sind das Paritätengesetz in Frankreich, Frauenquoten in Aufsichtsräten, Gesetze zur Lohngleichheit und Mindestlöhne sowie Reformen der Elternzeit – die so genannten „Vätermonate“ – in mehreren Ländern, insbesondere in Nordeuropa. Viele dieser Gesetze haben eine Vorreiterrolle, da sie weiter gehen und einen noch stärker verpflichtenden Charakter aufweisen als bisherige Maßnahmen.

Das Ziel dieser internationalen Tagung ist es zu untersuchen, wie sich diese Innovationen auf die Gleichstellung der Geschlechter in den einzelnen Bereichen ausgewirkt haben und inwiefern es Regierungen gelingt,  gleichberechtigte Teilhabe effektiv voranzutreiben. In welchem Verhältnis stehen Fast-Track-Lösungen, wie Quoten oder finanzielle Anreize, zu längerfristigen kulturellen Veränderungen?  Greifen beide gleichstellungspolitischen Wege ineinander oder arbeiten sie gegenläufig? Führen Veränderungen in einem gesellschaftlichen Bereich zu Veränderungen in anderen Bereichen? Werden innovative Maßnahmen in anderen Ländern und/oder anderen Bereichen adaptiert? Die Analyse dieser Themenkomplexe geht weit über die Betrachtung der quantitativen Messbarkeit der innovativen Maßnahmen hinaus und setzt den Schwerpunkt auf sich gegenseitig verstärkende Policy-Effekte. Welche Teile der Gesellschaft profitieren von welchen Gleichstellungsmaßnahmen? Welche Frauen können aus  den bisherigen Maßnahmen einen Nutzen ziehen, welche wurden vernachlässigt oder gar benachteiligt?

Der erste Tag der Tagung in englischer Sprache wird sich mit Gleichstellungsmaßnahmen im wirtschaftlichen Bereich befassen und startet nach der Begrüßung durch die stellvertretende Leiterin der Arbeitsstelle Gender Studies, Diana Auth, mit Panel I „Gender Equality in the Economic Sphere“, in dem Cathrine Seierstadt (Universität Sussex) und Cécile Guillaume (Queen Mary Universität London) unter der Leitung von Roland Erne (Universität Dublin) zu Aufsichtsratsquoten und Lohngleichheit in verschiedenen europäischen Ländern sprechen werden. Abgerundet wird der erste Tag durch die Keynote Speech von Francesca Bettio (Universität Siena). Prof. Bettio hat aufgrund ihrer Expertise im Bereich Frauenbeschäftigung langjährige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission. Sie ist derzeit leitende Koordinatorin des European Network of Experts on Gender Equality und spricht zum Thema „The Economics of Gender in Europe“.

Am zweiten Tag sprechen Trude Lappegård (Statistics Norway) und Sigrid Leitner (FH Köln) in Panel II zur Pluralisierung von Familie und Elternschaft. Themen werden hierbei die Elternzeitreformen in Norwegen und Schweden sowie der „optionale Familialismus“, also die Möglichkeiten zwischen häuslicher und außerhäuslicher Betreuung wählen zu können, in Österreich, Deutschland und Island sein. Moderiert wird das zweite Panel von Sarah Lillemeier vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut  (WSI) in Düsseldorf und der Universität Essen. Am Nachmittag des zweiten Tages werden unter der Leitung der Geschäftsführerin der Arbeitsstelle Gender Studies, Jutta Hergenhan, Catherine Achin (Universität Paris Dauphine) zum Paritätengesetz in Frankreich und Gesine Fuchs (Universität Zürich) zu Quotenregelungen in Frankreich und der Schweiz vortragen.

Die Tagung schließt mit einer Abschlussdiskussion, in der die Frage diskutiert wird, ob Gleichstellung schneller und nachhaltiger durch politischen oder durch kulturellen Wandel erreicht werden kann. Auf dem Podium diskutieren Roland Erne, Gesine Fuchs und Annette Henninger (Universität Marburg). Die Debatte wird von Barbara Holland-Cunz, der Leiterin der Arbeitsstelle Gender Studies an der JLU, moderiert.

  • Termin

8. und 9. Mai 2015
Auftakt: Freitag, 8. Mai 2015, 15.30 Uhr
Alexander-von-Humboldt-Haus, Rathenaustraße 24A, 35394 Gießen

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/cms/fbz/genderstudies/conference/programme

  • Kontakt


Geschäftsführerin der Arbeitsstelle Gender Studies
Justus-Liebig-Universität Gießen
Karl-Glöckner-Straße 21A, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-23140

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041

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Forschung