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Invasiver Marienkäfer nutzt Bio-Waffen

Asiatischer Marienkäfer verdrängt heimische Käfer mit Hilfe von Parasiten – Gießener Wissenschaftler veröffentlichen ihre Forschungsergebnisse in „Science“

Nr. 88 • 16. Mai 2013

Als die Europäer die Neue Welt eroberten, hatten sie nicht nur Schwerter und Schusswaffen  im Gepäck, sondern auch Krankheitserreger wie die Pocken. Letztere haben bei der indianischen Bevölkerung weit mehr Opfer gefordert und zur Ausrottung ganzer Stämme beigetragen als das überlegene Waffenarsenal. Auch bei invasiven Tieren, die sich weltweit ausbreiten, gibt es Parasiten, die wie biologische Waffen eingesetzt werden. Wie sich der Asiatische Marienkäfer erfolgreich gegen heimische Arten durchsetzt, berichten der Gießener Zoologe Prof. Dr. Andreas Vilcinskas und sein Team in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Science“.

Das Forschungsobjekt der Gießener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist der in Asien beheimatete Marienkäfer Harmonia axyridis. Er wird zur biologischen Bekämpfung von Blattläusen in zahlreichen Ländern eingesetzt breitet sich unter anderem in Nordamerika und Europa als invasive Art aus. Dabei verdrängt er erfolgreich einheimische Marienkäfer. Prof. Vilcinskas entdeckte im Blut des Asiatischen Marienkäfers einzellige Parasiten (Mikrosporidien), gegen die der Träger offenbar resistent ist. Für heimische Marienkäfer endet eine Infektion mit diesen pilzähnlichen Parasiten jedoch tödlich. Sie können sich damit infizieren, wenn sie die Eier oder Larven des Asiatischen Marienkäfers fressen. Das kommt häufig vor, denn Marienkäfern dienen neben Blattläusen auch Larven und Eier von Artgenossen und Verwandten als Nahrung.

Im Asiatischen Marienkäfer haben die Gießener Forscherinnen und Forscher neben den Mikrosporidien eine Vielzahl von Abwehrmolekülen entdeckt, mit denen sich diese invasive Art gegen Krankheitserreger wehren kann. Diese Moleküle werden zurzeit im Rahmen des hessischen Exzellenzprogramms LOEWE im Hinblick auf die Entwicklung neuer Medikamente untersucht. So wurde aus dem „Blut“ des Marienkäfers, der sogenannten Hämolymphe, eine Substanz mit dem Namen Harmonin isoliert. Das Harmonin ist sowohl gegen Tuberkulose- als auch gegen Malariaerreger wirksam.

Der Asiatische Marienkäfer verfügt über die höchste Anzahl antimikrobieller Peptide, die bisher bei Tieren nachgewiesen wurden. Das hat das Gießener Team gemeinsam mit Dr. Heiko Vogel vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena herausgefunden. Inwieweit dieses riesige Arsenal an antimikrobiellen Peptiden oder das Harmonin dafür verantwortlich sind, dass der Asiatische Marienkäfer gegen seine Mikrosporidien offenbar resistent ist, wird noch erforscht.

  • Publikation

Vilcinskas, A., Stoecker, K., Schmidtberg, H., Röhrich, C., Vogel, H. (2013). Invasive harlequin ladybird carries biological weapons against native competitors. SCIENCE. Veröffentlicht am 17. Mai 2013. DOI: 10.1126/science.1234032
http://dx.doi.org/10.1126/science.1234032

  • Kontakt

Prof. Dr. Andreas Vilcinskas
Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie
Abteilung Angewandte Entomologie
Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-37600


Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041



Schlagwörter
Forschung