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Bedeutung des Aksu-Tarim-Einzugsgebietes

Urumqi-Seminar: 27.08. - 02.09.2006

In der autonomen Region Xinjiang sind drei Grenzflüsse von besonderer Bedeutung: Aksu, Ili und Irtysch. Deren Einzugsgebiete nehmen zwar nur 8,8% der Landfläche Xinjiangs ein, die Wassermengen besitzen jedoch einen Anteil von 41% am gesamten verfügbaren Wasser von Xinjiang.

Der Fluss Tarim, der längste Inlandsfluss, wird von drei Flüssen gespeist. Der wichtigste davon ist der Aksu, denn ca. 75% der Wassermenge des Tarims werden vom Aksu geliefert. Der Aksu bezieht als grenzüberschreitender Fluss über 60% seiner Wassermenge aus Kirgistan, zu einem Großteil durch Gletscherschmelze, Schneeschmelze und Niederschlag. Seine Wasserführung ist somit durch Klimaänderungen besonders stark beeinflusst.

Als Forschungsobjekt für ein zukünftiges chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt wurde daher das Einzugsgebiet des Aksu/Tarim definiert. Das Quellgebiet liegt in Kirgistan in einem bekannten, glaziologisch hoch interessanten Forschungsgebiet unterhalb des höchsten Gipfels des Tianshan, dem 7.439 m hohen Pik Pebedy. Da unverhältnismäßig viel Wasser des Aksu-Tarim schon in den Distrikten Aksu und Bayinguoleng / Xinjiang genutzt wird, erreicht der Fluss heute nicht mehr (wie früher) seinen Endsee im Süd-Osten des Tarimbeckens. Die Existenz des grünen Korridors zwischen der Taklamakanwüste und der Qrutagwüste entlang des Flussunterlaufes ist dadurch bedroht.

Trotz der herausragenden Bedeutung des Flusses wurde dieser bisher wenig erforscht, da das Quellgebiet in Kirgistan liegt und zudem schwer zugänglich ist. Intensivere Forschung am oberen Aksu beginnt gerade erst. Es fehlen in China Gletscher-, Hydro- und Klimamessdaten besonders aus dem Hochgebirge. Ausserdem hatten die chinesischen Wissenschaftler seit den 1960er Jahren fast keine Forschungskontakte mit den Wissenschaftlern aus der Sowjetunion bzw. deren Nachfolgestaaten in Zentralasien. Eine chinesisch-deutsche Kooperation in einem kirgisischen Gebiet ist auch unter diesem Aspekt äußerst sinnvoll, denn chinesische Wissenschaftler können so auch die Kontakte deutscher Wissenschaftler zu Kollegen aus den Nachbarländern Kasachstan und Kirgistan nutzen. Eine vermittelnde Rolle kann dabei das Zentral-Asiatische Institut für Angewandte Geowissenschaften ZAIAG in Bishkek (Kirgistan) übernehmen. Eine Kooperation mit deutschen Partnern wird auch angestrebt, um moderne und zuverlässige Messtechnik in Gebirgsregionen zu etablieren.

Die langjährigen glaziologischen Arbeiten der Aussenstelle des Institutes CAREERI am „Glacier Nr. 1“ sowie die Wasserhaushaltsstudien am Urumqi He stellen ein leicht zugängliches Vergleichsgebiet für weiterführende Arbeiten im Einzugsgebiet des Aksu/Tarim dar. Die Ausweitung der Forschung hinsichtlich der Nutzung der Wasserressourcen des Aksu-Tarim erfordert jedoch koordinierte Forschung in einem größeren, interdisziplinären Netzwerk sowohl auf chinesischer als auch deutscher Seite, denn die Ergebnisse von Einzelprojekten zeigen oft wenig nachhaltige Wirkung. Dieses soll durch die Bildung und Entwicklung des „Forschungsverbundes Aksu/Tarim Einzugsgebiet“ geschaffen werden.