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„Geschlechts-, Sexualitäts- und Familienpolitik à la Alternative für Deutschland – Unbehagen mit postmoderner Unbeständigkeit?“

Verfasser: Christopher Finke

Betreuer: Prof. Dr. Helmut Breitmeier

Der Werdegang der rechtspopulistischen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) ist, sowohl durch die frühe EU- und Eurokritik als auch durch Islamophobie und Gegenwehr gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, von zunehmendem Erfolg geprägt. Während die Forschungsgemeinschaft diese Thematik durchaus bearbeitet, wird das traditionelle und heteronormative Familienbild und Sexualitätsverständnis sowie die Verteufelung der Thematik ‚Gender‘ seitens der AfD in der öffentlichen Debatte weitgehend außer Acht gelassen. Dabei stellen sich zweierlei Paradoxien heraus. Erstens ist Alice Weidel, seit 2015 Mitglied des AfD-Bundesvorstandes und seit 2017 Co-Vorsitzende der Bundestagsfraktion, selbst offen homosexuell. Zweitens hat sich mit der Plattform der „Alternativen Homosexuellen“ eine innerparteiliche Interessenvertretung in einer Partei gegründet, die sich offen gegen politische und gesellschaftliche Gleichstellungsbestrebungen von und für geschlechtliche und sexuelle Minderheitsgruppen und sexuelle Diversifizierung einsetzt. Entsprechend verfolgt dieses Dissertationsprojekt das Ziel, die geschlechts-, sexualitäts- und familienpolitischen Positionen der AfD aufzuarbeiten und ihre Begründungszusammenhänge aufzudecken.

Das theoretische Fundament bildet zum einen das Feld der Populismustheorie(n), in welche die AfD eingeordnet werden soll, und zum anderen das Konzept der Entfremdung, das für die populistische Ursachenforschung relevant ist. Aus beiden Theoriekorpora wird eine Synthese erarbeitet. Anhand kleiner Anfragen von drei AfD-Landtagsfraktionen, parlamentarischen Redebeiträgen und Pressemitteilungen der Fraktionen wird ein Destillat der Positionen zu geschlechts-, sexualitäts-, und familienpolitischen Themen erarbeitet. Dieses wird in die bereits bestehende Forschungsliteratur zu dieser Thematik eingebettet, die, wenngleich bereits umfangreich, Unterschiede auf Landesebene noch kaum betrachtet.

Unter Rückgriff auf die theoretische Synthese des Populismus- und des Entfremdungskonzepts werden Ursachen und Begründungen der geschlechts-, sexualitäts-, und familienpolitischen Positionen herausgearbeitet. Anhand dieser Ursachen soll der Forschungsfrage nachgegangen werden, ob es sich bei der Politik der AfD um eine rechte Konterrevolution gegen eine angenommene zunehmende Aufweichung tradierter Werte, postmoderne Entgrenzung bisher bekannter kognitiver und affektiver Referenzpunkte und daraus resultierender lebensweltlicher Unsicherheitsempfindungen handelt, die durch eine rigide und exklusivistische Ideologie von Zugehörigkeit und Tradition wiederhergestellt werden sollen.