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Mauersegler in Not: Fliegende Sommerboten brauchen Hilfe

Vogelklinik der Universität Gießen und der Verein zur Förderung der Vogelmedizin kümmern sich um hunderte Mauerseglerküken – Kartierung von Mauersegler-Nestern läuft

Nr. 130 • 7. Juli 2015

Junger Mauersegler in der Vogelklinik der JLU. Foto: Meike Dewein
Erst wenn die Mauersegler mit ihren fantastischen schnellen Flugspielen und den hellen Rufen durch die Häuserschluchten von Gießen sausen, ist der Sommer da! Die faszinierenden Vögel sind längst gern gesehene Gäste in vielen Städten. Die Hitze der vergangenen Woche setzte jedoch nicht nur den Menschen, sondern auch zahlreichen Wildvögeln stark zu.
Allein in den vergangenen Tagen wurden über 100 Jungvögel in der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) abgegeben.
Brütendes Mauersegler-Pärchen. Foto: Erich Kaiser

Besonders schlimm hat es die Mauersegler getroffen. Am vergangenen Wochenende erreichten 70 Segler die Klinik. Da sich ihre Nester hauptsächlich unter Dachgiebeln befinden, erhitzen sich diese besonders stark und erreichen Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius. Die Küken springen dann, obwohl sie noch nicht flügge sind, in Todesangst aus ihren Nestern. Da Mauersegler – im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln – nicht von ihren Eltern auf dem Boden weitergefüttert werden und zudem meist stark ausgetrocknet sind, werden sie von aufmerksamen Finderinnen und Findern in die Klinik für Vögel der JLU gebracht.
Fütterung der Mauersegler-Küken. Foto: Erich Kaiser

Dort erhalten sie eine Erstversorgung: eine gründliche Allgemeinuntersuchung, Flüssigkeitszufuhr durch Infusionen und die Unterbringung in kühlen Boxen. Die gesunden Tiere werden anschließend in das Kükenteam der Vogelklinik vermittelt, das vom Verein zur Förderung der Vogelmedizin Gießen e.V. mitfinanziert wird. Dort kümmern sich engagierte Studierende der Tiermedizin ehrenamtlich um die Aufzucht von Jungvögeln. Fachlich unterstützt werden sie dabei von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Vogelklinik. Ohne die Kooperation der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der JLU und dem Verein zur Förderung der Vogelmedizin Gießen könnten viele dieser Jungvögel nicht wieder erfolgreich ausgewildert werden.

Da jeder Mauersegler bis zu 80 Futtertiere (ausschließlich Insekten wie Heimchen und Bienenmaden) pro Tag benötigt, ist das Kükenteam nun neben der extremen pflegerischen Belastung auch an der finanziellen Belastungsgrenze angelangt. Derzeit belaufen sich alleine die Futterkosten für die Mauersegler auf rund 270  Euro pro Tag.

Gefährdet  sind Mauersegler nicht nur durch die extreme Hitze sondern auch durch Mangel an Brutplätzen. Anders als Schwalben bauen sie ihre Nester nicht selbst sondern besiedeln Nischen im Mauerwerk oder unter dem Dach. Doch häufig sind diese Brutplätze durch Sanierungen alter Häuser gefährdet. Hier können oft mit einfachen Mitteln Ersatznester geschaffen werden, die von den Tieren in der Nähe ihrer alten Nester auch gern angenommen werden. Genauso ist es möglich, in der Nähe bestehender Kolonien weitere Nester anzubieten. Da Mauersegler ihren Kot und den der Jungvögel fast immer austragen, fallen um die Nester höchstens sehr geringe Spuren von Kot an. Zudem sind keine Schutzmaßnahmen wie etwa die bei Mehlschwalbennestern oft befestigten Kotbretter notwendig.

Um den Mauerseglern auch in Zukunft sichere Nistplätze bieten zu können, ist es wichtig zu wissen, wo sie brüten. Daher wird in Kooperation der JLU, des Umweltamtes der Stadt Gießen und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON e.V.) in diesem Jahr eine Kartierung von Mauersegler-Nestern stattfinden. Standorte können dem Umweltamt der Stadt Gießen gemeldet werden.

Mauersegler verbringen ihre ersten beiden Lebensjahre fast durchgehend in der Luft, wo sie auch ihre gesamte Nahrung finden und schlafen. Erst wenn sie aus ihrem Überwinterungsgebiet in Afrika Anfang Mai wieder nach Deutschland zurückkehren, um hier zu brüten, spüren sie wieder längere Zeit festen Boden unter den Füßen. Dabei sind die Mauersegler, die 20 Jahre und älter werden können, sehr standorttreu: Haben sie erst einmal ein Nest gefunden, kehren sie Jahr um Jahr zu diesem zurück.

So können Sie den Mauerseglern helfen:

Wer die Arbeit des Kükenteams unterstützen möchte, kann an den Verein zur Förderung der Vogelmedizin Gießen e.V. spenden:
Sparkasse Gießen, IBAN: DE84 5135 0025 0222 0305 50, BIC: SKGIDE5FXXX

Falls Sie Standorte von Mauerseglernestern kennen, können Sie diese per Telefon oder E-Mail diese beim Umweltamt der Stadt Gießen melden.
Telefon: 0641 306-2113, E-Mail: umweltamt@giessen.de

  • Kontakt

, DZooMed, DipECZM(WPH), DipECPVS
Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische
Frankfurter Straße 91-93, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-38431


AG Verhaltensökologie und Ökophysiologie Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie Heinrich-Buff-Ring 38, 35392 Gießen
Telefon:  0641 99-35770

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041