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Doppelte Virus-Krise belastet Jahresabschluss der JLU

Kanzlerin kündigt im Senat Konsolidierungsprozess an

Nr. 87 • 7. Juli 2021

Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat das Jahr 2020 wie geplant mit einem negativen Jahresergebnis abgeschlossen und damit ihren Rücklagenabbau vorläufig beendet. Der am Mittwoch im Senat vorgestellte Jahresabschluss weist ein Minus von 7,3 Millionen Euro aus. Um die finanziellen Herausforderungen in den nächsten Jahren – insbesondere im Baubereich – bewältigen zu können, hat das Präsidium einen Konsolidierungsprozess eingeleitet, der auf allen Ebenen der Universität eine konsequente Haushaltsdisziplin und klare Prioritätensetzungen erfordert. „Auf die noch vorhandenen Rücklagen kann nicht mehr zugegriffen werden, da diese zum Erhalt der Strategiefähigkeit benötigt werden“, betonte JLU-Kanzlerin Susanne Kraus bei der Vorstellung des Jahresabschlusses im Senat.

Die Erträge der JLU sind von 425,4 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 439,3 Millionen Euro im Jahr 2020 gestiegen. Auf die Grundfinanzierung des Landes entfielen 277,0 Millionen Euro, woraus unter anderem die gestiegenen Personalkosten zu finanzieren waren. Ein deutliches Plus gab es bei den Drittmitteleinnahmen der JLU: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten im Jahr 2020 84,9 Millionen Euro Drittmittel – insbesondere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Europäischen Union – einwerben. Das waren fast zehn Millionen Euro mehr als im Vorjahr (75,1 Millionen Euro). Insgesamt hat die JLU eigene Einnahmen in Höhe von insgesamt 117,4 Millionen Euro erzielt. Dazu zählen zusätzlich zu den genannten Drittmitteln weitere Forschungsfördermittel aus dem Landesexzellenzprogramm LOEWE in Höhe von 6,4 Millionen Euro sowie Einnahmen aus anderen Aktivitäten im Umfang von 26 Millionen Euro; beispielhaft seien hier die Kliniken des Fachbereichs Veterinärmedizin genannt.

Die JLU erhielt darüber hinaus zusätzliche Mittel im Gesamtumfang von 39,6 Millionen Euro für die Qualitätssicherung der Lehre, Mittel aus dem zwischen Bund und Ländern abgeschlossenen Hochschulpakt für den Aufbau zusätzlicher Studienplätze sowie Mittel aus dem Innovations- und Strukturentwicklungsbudget des Landes. 
 
Die Corona-Pandemie hat auf der einen Seite für einen Rückgang der Kosten gesorgt – nicht nur wegen der Mehrwertsteuersenkung, sondern insbesondere bei den Kosten für Dienstreisen, Exkursionen und Veranstaltungen. Diesen Einsparungen standen jedoch coronabedingte Mehrkosten gegenüber: Dazu zählten die Digitalisierung des Lehrangebotes, die Anmietung von Flächen für Prüfungen, die Umsetzung von Hygienekonzepten sowie die Beschaffung der erforderlichen Arbeitsschutzmittel und der IT-Ausstattung für das mobile Arbeiten. Auch die andere Viruskrise der JLU – der Cyberangriff vom 8. Dezember 2019 und dessen Folgen – haben sich im Jahresabschluss 2020 bemerkbar gemacht: Die JLU musste die Maßnahmen zur Schadensbewältigung allein finanzieren – für die Kosten von rund 1,7 Millionen Euro musste ein Teil der Rücklagen in Anspruch genommen werden.

Der neue Hessische Hochschulpakt 2021-2025 verbessert zwar künftig die Einnahmesituation, da das Sockelbudget um jährlich vier Prozent gesteigert wird. „Trotzdem ist die Finanzsituation der JLU angespannt“, sagte die Kanzlerin und verwies auf die laufenden Kosten sowie auf die absehbaren Kostensteigerungen bei der Gebäudeinfastruktur und im IT-Bereich. Zudem seien im Hochschulpakt zahlreiche Maßnahmen vereinbart worden, die zusätzlich zu finanzieren seien: „Hierzu zählen neben Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit die Verbesserung der Betreuungsrelation, die Etablierung neuer Studiengänge und die Einrichtung von 31 neuen Professuren, die leider nicht ausfinanziert sind“, betonte Kraus.

In den kommenden Jahren hängt die weitere Entwicklung der JLU maßgeblich von der baulichen Entwicklung ab. Die bis 2031 für die JLU vorgesehenen Baumittel reichen nicht aus, um den gravierenden Sanierungsstau abzubauen. „Rund 60 Prozent der Bestandsflächen der JLU sind sanierungsbedürftig“, betonte die Kanzlerin. Bereits jetzt investiere die JLU einen beträchtlichen Betrag in den Unterhalt der Gebäude und beteilige sich mit eigenen Mitteln an den Baumaßnahmen des Landes zum Ausbau und der Modernisierung der Flächen für Forschung und Lehre.

Die Forschungserfolge der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die weiterhin hohen Studierendenzahlen führen zu einem steigenden Bedarf an Flächen und moderner, zeitgemäßer Infrastruktur. Der Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der JLU ist unmittelbar mit soliden baulichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen verknüpft.
Die JLU hat deshalb im Jahr 2020 insgesamt 74,7 Millionen Euro investiert. Hiervon entfallen 48,2 Millionen Euro auf Neubaumaßnahmen aus dem HEUREKA-Programm des Landes, Investivmittel aus dem Bund-Länder Programm HSP 2020 sowie eigenen Mittel der JLU. Ein maßgeblicher Anteil von 37,8 Millionen Euro entfällt auf die Neubauten des Center for Infection and Genomics of the Lung (CIGL) im Aulweg und das Theaterlabor im Campus Innenstadt sowie die Pflanzenforschungsanlage auf dem Seltersberg. Hinzu kommt die Ausstattung dieser Gebäude und Anlagen mit wissenschaftlichem Gerät in Höhe von 26,6 Millionen Euro.

 

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