Exkursion: Breitscheid | 14. Oktober 2024
Am 14. Oktober 2024 unternahm das Kernteam des Panels eine Exkursion mit den „Planetary Times“ Fellows, um die geologische Geschichte einer Region in der Nähe von Gießen zu erkunden: den Tagebau der Iphigenie Bergbau GmbH in Mahlrain, das Herbstlabyrinth-Adventhöhlensystem in Breitscheid und den angrenzenden Karst- und Höhlenpfad. Da sich die Stipendiat:innen in ihren Projekten speziell mit der Erdgeschichte beschäftigen, war diese Exkursion ein besonderes Highlight ihres Aufenthalts.
Zuerst besuchten wir die Iphigenie Bergbau GmbH in Mahlrain, um den Tonabbau im Rahmen einer Führung durch den Geschäftsführer, Herrn Berthold Müller, und seine Frau Andrea Müller zu besichtigen. Wir wurden in die Rohtonvorkommen, die Produktionsanlage mit Brech- und Mischanlagen sowie in die Silos und in ein Labor zur Qualitätskontrolle eingeführt und erhielten Einblick in die Umwandlung von mineralischem Ton in definierte keramische Tonmischungen. Herr Müller informierte uns über die Strategien zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in ihrer Praxis, wie die Verfüllung und Rekultivierung bereits erschöpfter Tagebau-Stätten, und betonte, dass sie sich um ein Arbeiten mit der Natur bemühen, anstelle bloß aus ihr zu schöpfen.


Auf dem Weg zum nächsten Ziel mussten wir warten und unseren Zeitplan anpassen, um einer Kuhherde Platz zu machen, die nach einem Tag auf der Weide in ihrem eigenen Tempo nach Hause trottete und uns zeigte, wie wenig sie sich um den menschlichen Zeitdruck kümmerten.


Anschließend besuchte das Team die Schauhöhle Breitscheid, den öffentlich zugänglichen Teil des Herbstlabyrinth-Adventhöhlensystems, das größte Höhlensystem in Hessen mit einer Länge von 13.128 Metern (Stand 2024). Um mehr über die Geomorphologie des Systems zu erfahren, stiegen wir 125 Stufen hinab. Fasziniert von den Stalaktiten, die wie Eiszapfen von der Höhlendecke hingen, und den aus dem felsigen Boden ragenden Stalagmiten, die von LED-Lichtern beleuchtet wurden, erhielten wir einzigartige Einblicke in Teile der Erdgeschichte.
Unser Höhlenführer, ein begeisterter Hobby-Höhlenforscher, informierte das Team über die Geomorphologie des Höhlensystems. Vor 380 Millionen Jahren, während des Devon-Zeitalters, lag das Gebiet mitten in einem Ozean südlich des Äquators. Mit den tropischen Klimabedingungen lebten riffbildende Organismen wie Korallen an den Küstenrändern vulkanischer Inseln, wodurch Kalkstein aus den Überresten dieser kalkhaltigen Organismen entstand. Über Millionen von Jahren lösten Regen- und Oberflächenwasser, das mit Kohlendioxid angereichert war, den Kalkstein auf und verwitterten die Felsen in einem Prozess, der als Verkarstung bekannt ist. Dies führte zu dem beeindruckenden Höhlensystem und den Stalaktiten. Ein acht Meter langer Sintervorhang, der durch von einer überhängenden Felswand herabtropfendes Wasser entstand, markierte deutlich die warmen und kalten Perioden der Erde, darunter zwei Eiszeiten. Wir konnten auch aus nächster Nähe versteinerte Zähne und Knochen von Höhlenbären sehen, die vor etwa 30.000 Jahren in der Höhle überwinterten.


Anschließend wanderten wir eine Weile im Regen durch den Karst- und Höhlenlehrpfad, wo sich Senken auftaten, die den Kalkstein über Tausende von Jahren auflösten und Zugang zum weitläufigen Höhlensystem schufen.
Ein besonderer Dank geht an Herrn und Frau Müller für die Führung durch die Iphigenie Bergbau GmbH und die köstlichen Kuchen sowie an die Tourguides des Herbstlabyrinth-Adventhöhlensystems. Die wertvollen Eindrücke der Exkursion werden während des Kolloquiums und Workshops unserer Stipendiaten, das vom 26. bis 29. November stattfindet, weiter vertieft.