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Fake News und die Zukunft Europas – JLU-Studierende gewinnen Debattierwettbewerb in Berlin

Team aus der Kognitionsforschung  der Universität Gießen überzeugt hochkarätige Jury beim Wettbewerb „Utopie Europa 2023“ in der französischen Botschaft in Berlin

Nr. 112 • 18. Juli 2023

Foto: Ambassade de France en Allemagne
Foto: Ambassade de France en Allemagne

 

Wie kann sich Europa wirksam gegen Fake News schützen? Die verblüffend einfache, wenngleich umfassend gedachte Antwort von Psychologie-Studierenden der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) lautet: „Es geht darum, Menschen beim Lesen und Teilen von Nachrichten zum kritischen Denken zu motivieren.“ Mit ihrem klar formulierten Vorschlag und souverän vorgetragenen Argumenten überzeugten die Studentinnen Katharina Arnold, Franziska Feldmann und Doktorandin Mira Schwarz nicht nur ihren Projektleiter Prof. Dr. Markus Knauff in der Abteilung Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung; für ihren erfolgreichen Auftritt beim Debattierwettbewerb „Utopie Europa 2023“ in der französischen Botschaft in Berlin wurden Sie am 12. Juli – neben einem Team der Universität Mannheim –
mit dem ersten Preis belohnt.

Zum Thema „Fake News“ hatte Prof. Knauff mit seinem Team im Sommersemester 2023 ein Projektseminar an der JLU durchgeführt, das von der französischen Botschaft und dem Institut Français im Rahmen des Debattierwettbewerbs „Utopie Europa 2023“ unterstützt wurde. Studierende der Psychologie konnten über ihre Pflichtveranstaltungen hinaus freiwillig teilnehmen. Im Sinne der Initiative „Utopie Europa“ ging es auch im JLU-Projekt darum, Ideen zu entwickeln, wie die Europäische Union den Herausforderungen durch Fake News begegnen kann.

Die Endrunde fand am 12. Juli in Form eines Debattierwettbewerbs in der französischen Botschaft in Berlin statt. Das JLU-Team präsentierte den erarbeiteten Vorschlag und verteidigte ihn gegenüber den Vorschlägen anderer Universitäten. Neben dem französischen Botschafter François Delattre waren zahlreiche Personen aus Politik und öffentlichem Leben in Frankreich und Deutschland anwesend. Nach der ersten Debattierrunde konnte das Publikum in Präsenz und online das favorisierte Team wählen, das ins Finale kommen sollte. Die Jury für das Finale bestand aus Mitgliedern der französischen Botschaft sowie Vertreterinnen und Vertretern der Medien. 

Die Preisträger und Preisträgerinnen des Debattierwettbewerbes in Berlin. Foto: Ambassade de France en Allemagne
Die Preisträger und Preisträgerinnen des Debattierwettbewerbes in Berlin. Foto: Ambassade de France en Allemagne
Das JLU-Team überzeugte die vier-köpfige Jury und erhielt für seinen engagierten Beitrag den ersten Preis. Die Jury lobte sowohl die Einfachheit und Klarheit des Vortrags als auch die wissenschaftliche Fundierung. Der Kern des Vorschlags aus Gießen ist, Menschen zum kritischen Denken beim Lesen und Teilen von Nachrichten zu motivieren. Dies soll durch die einfache Frage „Would U bet on it“ („Würdest Du darauf wetten?“) ausgelöst werden. Denn wenn sich Menschen, bevor sie eine Nachricht teilen, fragen, ob sie darauf wetten würden, werden sie kritischer gegenüber dem Inhalt, so die Überzeugung des Gießener Teams. Die Idee soll als Hashtag (#WouldUBetOnIt), Merchandise und durch Infoveranstaltungen sowohl analog als auch durch eine breit angelegte Social-Media-Kampagne europaweit verbreitet werden. So sollen langfristig Verhaltensänderungen erreicht und Fake News effektiv bekämpfen werden.

Die Veranstaltung bot den Studierenden eine erfrischende Abwechslung zu den oft theoretischen Inhalten ihres Studiums. Sie konnten ihr erworbenes empirisches Wissen als Team in einem praktischen Projekt anwenden, sich in Rhetorik üben und sich mit ihren eigenen Ideen durchsetzen. „Dies sind Fähigkeiten, die inzwischen an Universitäten zu selten verlangt werden“, bedauert Prof. Knauff und betont: „Ich bin sehr stolz auf alle Studierenden des Projekts. Das Psychologiestudium ist anspruchsvoll und vollgepackt mit Prüfungen. Dass sich Studentinnen und Studenten trotzdem die Zeit nehmen, freiwillig an einer so zeitaufwendigen Veranstaltung teilzunehmen, freut mich sehr.“ Das Projektseminar habe er angeboten, um mit den Studierenden die Anwendungsaspekte der Kognitionspsychologie zu vertiefen und in der Praxis anzuwenden. „Dass wir damit sogar den ersten Preis in einem Wettbewerb gewinnen konnten, freut mich umso mehr.“ 

Neben den JLU-Studierenden wurde auch ein Team der Universität Mannheim ausgezeichnet. Die Jury war der Auffassung, dass sich beide Vorschläge gut ergänzen. Während das JLU-Team eine großangelegte Kampagne plant, schlug das Team der Universität Mannheim ein detailliertes Konzept für Lernmaterialien in Schulen vor. 

„Für uns war das eine ganz besondere Erfahrung und eine große Bereicherung für unser Studium“, zieht das Team aus Gießen ein positives Fazit. Sie danken Dr. Estefania Gazzo Castaneda, PD Dr. Kai Hamburger, Weronika Kania, Kinan Makhlouf und Joao Schneider für die Zusammenarbeit im Projekt und Prof. Knauff dafür, dass er diesen Erfolg durch das Projekt überhaupt erst möglich gemacht hat.

Die Beschäftigung mit dem Thema ist mit dem Erfolg im Wettbewerb keinesfalls abgeschlossen. „Wir planen eine wissenschaftliche Publikation gemeinsam mit den Studierenden, um unser Konzept noch weiter zu verbreiten“, stellt Dr. Hamburger in Aussicht. Im nächsten Schritt wollen die beiden Teams aus Gießen und Mannheim zusammenarbeiten. Sie haben anschließend die Möglichkeit, sich mit Abgeordneten des europäischen Parlaments in Straßburg zu treffen, um ihre Handlungsempfehlungen einer europäischen Institution zu unterbreiten.

Debattierwettbewerbs „Utopie Europa 2023“

Auf Initiative des Büros für Hochschulkooperation des Institut français Deutschland (IFD) und mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH), wurde „Utopie Europa“ als Label und Veranstaltungsreihe konzipiert, die Studierenden an Hochschulen in Deutschland die Möglichkeit gibt, ihre Ideen und Vorschläge für die Zukunft Europas zu debattieren. Im Jahr 2023 stand die Veranstaltung unter dem Motto „Fake News“ und die Zukunft Europas“.

 

  • Weitere Informationen

https://utopieeuropa.institutfrancais.de/
https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb06/psychologie/abt/kognition

 

  • Kontakt

Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F
35394 Gießen

 

Katharina U. Arnold; B.Sc.                 
Katharina.U.Arnold    

Prof. Dr. Markus Knauff
Telefon: 0641 99-26180
markus.knauff

 

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