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Die Zukunft der psychodynamischen Psychotherapie

Internationales Symposium am 6. und 7. Oktober 2023 an der Justus-Liebig-Universität Gießen aus Anlass des 100. Geburtstags von Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter

Nr. 149 • 2. Oktober 2023

Prof. Horst-Eberhard Richter – Bild: Oliver Schepp / Archiv
Prof. Horst-Eberhard Richter – Bild: Oliver Schepp / Archiv

Die aktuellen gesellschaftlichen Krisen verunsichern zahlreiche Menschen, sie fördern seelische Krisen und führen zu einem erhöhten psychotherapeutischen und psychosomatischen Behandlungsbedarf. Die Kenntnisse über die psychischen und psychosomatischen Störungen wachsen, neue Perspektiven entwickeln sich. Forscherinnen und Forscher stehen ebenso wie Psychotherapeutinnen und -therapeuten in der Patientenbehandlung vor der Frage, wie diese Erkenntnisse in Therapiekonzepten angemessen berücksichtigt werden können. Anlässlich des 100. Geburtstags von Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter, in dessen Werk die gesellschaftlichen Einflüsse auf die seelische Gesundheit und die Entwicklung neuer Therapieformen einen zentralen Raum einnahmen, sollen diese drängenden Fragen in einem hochrangig besetzten internationalen Symposium diskutiert werden. Das Symposium findet am 6. und 7. Oktober 2023 in der Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) statt. 

Wie sieht eine psychodynamische Psychotherapie aus? Welchen Stellenwert haben ressourcen-, einsichts-, trauma-, mentalisierungs- oder beziehungsorientierte Arbeiten? Welche modernen Forschungs- und Behandlungsansätze gibt es? Wie ist Bewusstes und Unbewusstes vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen Forschung zu verstehen? Ist die psychodynamische Therapie ausreichend evidenzbasiert, um in den aktuellen Auseinandersetzungen bestehen zu können? Diese und zahlreiche weitere Fragen werden im Rahmen der international hochkarätig besetzten Tagung zur Sprache kommen. Gemeinsam laden Prof. Dr. Johannes Kruse, Inhaber der Professur für Psychosomatik und Psychotherapie der JLU und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH (Standort Gießen), sowie Prof. Dr. Falk Leichsenring, Dipl.-Psych. Bernd Keuerleber und Prof. Dr. Hans-Jürgen Wirth zahlreiche internationale Gäste zum wissenschaftlichen Symposium ein. Es handelt sich um eine Veranstaltung der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des UKGM und der JLU in Kooperation mit dem Horst-Eberhard-Richter-Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie.

Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich willkommen. Für Fragen und eine kurze Einordnung steht Prof. Kruse den Journalistinnen und Journalisten am 6. Oktober 2023 zudem während der ersten Pause (ca. 15.15 bis 15.45 Uhr) zur Verfügung.

Zum Auftakt des Symposiums stehen am Freitag, 6. Oktober, ab 13 Uhr Grußworte auf dem Programm: von Staatsminister Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration (per Video), von Prof. Dr. Katharina Lorenz, Erste Vizepräsidentin der JLU, von Prof. Dr. Wolfgang Weidner, Dekan des Fachbereichs Medizin der JLU, von Frank-Tilo Becher, Oberbürgermeister der Universitätsstadt Gießen, von Dipl.-Psych Bernd Keuerleber, Vorsitzender des Horst-Eberhard-Richter-Instituts, Gießen, und von Gastgeber Prof. Dr. Johannes Kruse, Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der JLU. Im Anschluss (ab 13.45 Uhr) wird Prof. Dr. Peter Fonagy, London, einen Vortrag halten zum Thema „Epistemic Trust: a new paradigm for psychodynamic therapy“. Nach einer Pause folgt um 15.45 Uhr ein weiterer Vortrag von Prof. Dr. Patrick Luyten, Leuven, Belgien, zum Thema „Mentalization Based Treatment: Update of a developmental psychopathology approach to borderline personality disorder and allied conditions“. Um 18.45 Uhr wird sich Prof Dr. Mark Solms aus Kapstadt zum Symposium live dazuschalten zum Thema „ A journey to the source of consciousness“. Zahlreiche weitere Gäste aus den verschiedenen Fachgebiete werden in Gießen erwartet.

Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter

Der renommierte Gießener Psychoanalytiker und Psychosomatiker Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter wäre am 28. April 2023 100 Jahre alt geworden. Die Universitätsstadt Gießen und die JLU haben bereits im April im Rahmen einer Gedenkfeier im Rathaus an die Ausnahmegestalt Richter erinnert: an einen engagierten und vielfach ausgezeichneten Mediziner, an einen unermüdlichen Mahner für Solidarität und Gerechtigkeit sowie überzeugten Pazifisten. 

„Horst-Eberhard Richter ist ein großer Pionier der Psychosomatischen Medizin“, erklärt der Gastgeber des wissenschaftlichen Symposiums, Prof. Dr. Johannes Kruse: „Wir haben ihm maßgebliche Impulse für die Entwicklung des Fachgebietes in Deutschland zu verdanken. Er analysierte präzise die Zusammenhänge zwischen den seelischen, biologischen und gesellschaftlichen Aspekten des Menschen, suchte nach den Bedingungen, die krankmachen, und nutzte dieses Wissen für die psychosomatische Diagnostik und Therapie. Er schuf Strukturen in der Medizin, die bis heute innovativ wirken.“

Horst-Eberhard Richter, geboren 1923 in Berlin, absolvierte sein Studium der Medizin, Philosophie und Psychologie sowie seine Ausbildung zum Psychiater und Psychoanalytiker in Berlin. Im Jahr 1962 wurde er auf den neuen Lehrstuhl für Psychosomatik an die Universität Gießen berufen. Hier baute er ein dreigliedriges interdisziplinäres Zentrum für Psychosomatische Medizin mit einer Psychosomatischen Klinik und den Abteilungen für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie auf, dessen Direktor er wurde. Prof. Richter gehörte zu den Wegbereitern der Gruppen- und Familientherapie sowie der psychosomatischen Medizin. 

Sein Wirken, auch nach seiner Emeritierung 1991, reichte weit über die Grenzen seines Faches hinaus in die Gesellschaft hinein. So engagierte sich Richter für soziale Brennpunktprojekte, in denen er seine wissenschaftlichen Erkenntnisse erfolgreich mit gesellschaftlicher Stadtteilarbeit verband. Im Rahmen der Initiativgruppe Eulenkopf in Gießen begleitete er in einer Brennpunkt-Siedlung lebende Familien psychoanalytisch. Bis 2002 leitete Richter nach seiner Emeritierung das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main. Prof. Horst-Eberhard Richter starb am 19. Dezember 2011 im Alter von 88 Jahren. 

Horst-Eberhard Richter gilt als einer der Leitfiguren der Friedensbewegung. Er war Gründungsmitglied der deutschen Sektion der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.“. Im Jahr 1984 erhielt die Organisation den UNESCO-Preis für Friedenserziehung, 1985 den Friedensnobelpreis. Richter selbst erhielt zahlreiche Ehrungen, Auszeichnungen und Rufe an auswärtige Universitäten. Im Jahr 2007 wurde er zum Gießener Ehrenbürger ernannt und erhielt die erstmals vergebene Ehrenmedaille des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität.   

  • Weitere Informationen
    https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb11/institute/klinik/psychosomatik
    https://www.horst-eberhard-richter-institut.de/

  • Termin 
    Wissenschaftliches Symposium „Die Zukunft der psychodynamischen Psychotherapie und Psychosomatik“ zu Ehren von Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter am 6. und 7. Oktober 2023,
    Auftakt: 6. Oktober 2023, 13 Uhr, 
    Veranstaltungsort: Universitätshauptgebäude, Ludwigstraße 23, 35390 Gießen

  • Kontakt
    Prof. Dr. med. Johannes Kruse
    Psychosomatik und Psychotherapie der Justus-Liebig-Universität Gießen 
    Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie 
    des Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH 
    Friedrichstraße 33
    35392 Gießen
    Telefon: 0641 985-45600
    E-Mail: Johannes.Kruse

 

 

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