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Ein Adventsstück jenseits aller Erwartungen

Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen führt „Luzerner Antichristspiel“ auf – Premiere am 1. Dezember 2023 im Georg-Büchner-Saal

Nr. 175 • 22. November 2023 

Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der JLU führt das „Luzerner Antichristspiel“ auf.
Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der JLU führt das „Luzerner Antichristspiel“ auf.

Weihnachten und Advent werden gewöhnlich mit stimmungsvollen Lichtern, Geborgenheit und Nächstenliebe in Verbindung gebracht. Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) erinnert in diesem Wintersemester an die andere, düstere Seite des Advents und führt das „Luzerner Antichristspiel“ auf. Die Premiere findet am 1. Dezember 2023 um 19 Uhr im Georg-Büchner-Saal der Alten Universitätsbibliothek in Gießen statt. Am 2. Dezember um 16 Uhr wird das Stück in der Hospitalkirche Grünberg zu sehen sein. Gäste sind herzlich zu den beiden Aufführungen eingeladen. Der Eintritt ist frei. 

Traditionell wird im Advent auch der Wiederkunft Christi am Weltenende gedacht. Von dem Schweizer Stadtschreiber und Politiker Zacharias Bletz stammt das „Luzerner Antichrist- und Weltgerichtsspiel“, das 1549 als zweitägiges Spektakel erstmals aufgeführt wurde. Es gilt als die bedeutendste und umfangreichste volkssprachige Dramatisierung der Apokalypse. Unter der Leitung der Gießener Germanistin Prof. Dr. Cora Dietl hat die JLU-Theatergruppe den Spieltext des ersten Tags stark gekürzt, sprachlich aktualisiert und somit neu für die Bühne bearbeitet. 

Aus der Offenbarung des Johannes und verschiedenen anderen biblischen Vorausdeutungen des Jüngsten Gerichts sowie des Erscheinens einer widergöttlichen Gestalt, die das Ende der Welt einleiten wird, ist bereits im Frühmittelalter eine Lebensbeschreibung des „Antichrist“ konstruiert worden, die in der Tradition vielfältige Veränderungen und politische Vereinnahmungen erfahren hat. Dies liegt dem Stück zugrunde. Der „Antichrist“ wird dargestellt als ein vom Teufel gesandtes falsches Abbild des Messias, der die Menschen verführen will.

Turbulentes Spiel: Luca Merkle als Michael und Zeynep Adigüzel als Antichrist. Fotos: Karina Fischer
Turbulentes Spiel: Luca Merkle als Michael und Zeynep Adigüzel als Antichrist. Fotos: Karina Fischer

Die konfessionelle Problematik des 16. Jahrhunderts kommt in dem Spiel deutlich zum Ausdruck. Durch die Betonung der Parallelen zwischen der Geburt und dem Auftreten Jesu und der Erscheinung des Antichrist verdeutlicht Zacharias Bletz die Schwierigkeit, den „rechten“ Glauben zu finden. Er macht deutlich, wie leicht der Mensch durch List zu manipulieren und mit Geld zu bestechen ist. Er beschreibt den Werdegang des Antichrist von seiner Auserwählung durch Sathan bis zu seinem Scheitern und dem Weg in die Hölle. Der Antichrist legt eine außerordentliche Selbstverliebtheit und Machtbegierde an den Tag und will von der ganzen Welt als Gott verehrt werden. Erbarmungslos führt Zacharias Bletz dabei vor Augen, wie schnell Egoisten, die ihre Macht missbrauchen, politischen und religiösen Einfluss erlangen, und appelliert an den Verstand der Menschheit.

Das Theaterprojekt wird gefördert durch das Museum im Spital Grünberg, den Freundeskreis Museum Grünberg, das Hessische Landestheater Marburg, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das Literarische Zentrum Gießen (LZG) sowie die JLU Gießen und das KIT Karlsruhe.

 

Mitwirkende
Zeynep Adigüzel (Antichrist), Prof. Dr. Cora Dietl (Abram), Nele Dzienkowski (Hieroboam), Karina Fischer (Christus), Lea Göllner (Astaroth, Barnabas), Jasmin Gottschlich (Unkeuschheit, Heber), Annabelle Krause (Gog), Fynn Marschinke (Elias), Luca Merkle (Michael, Zabulon), Alexander Siegel (König Darius), Marie-Luise Wenzel (Ochosias), Anna Lena Wolaschka (Sathan, Dathan) und Anna Zuth (Johannes). 

 

  • Termine

1.12.2023 um 19 Uhr in Gießen, Georg-Büchner-Saal, Alte UB (Bismarckstraße 37)
2.12.2022 um 16 Uhr in Grünberg, Hospitalkirche (Hintergasse 22)
Der Eintritt ist frei. 
Eine weitere Aufführung findet am 13. Januar 2023 am Karlsruher Institut für Technologie im Rahmen des gemeinsamen mediävistischen Nachwuchsforums der Universitäten Bamberg, Gießen, Chemnitz und Karlsruhe statt.

 

  • Weitere Informationen

https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb05/germanistik/abliteratur/ordner_lzg_koop/lzg_luzernerantichristspiel
www.uni-giessen.de/de/fbz/fb05/germanistik

 

  • Kontakt

Prof. Dr. Cora Dietl
Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10 B; 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-29080
E-Mail: cora.dietl

 

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